Pilgern Zu Fuß und ohne Geld auf Weltreise
Heiko Gärtner und Franz von Bujor befinden sich gerade auf der größten Reise ihres Lebens. Dabei machten sie auch in Groß Rosenburg Station.
Groß Rosenburg l Nicht alltäglich wirkende Zeitgenossen erblickt man in Rosenburg ja öfter mal. Zumeist sind es Radtouristen mit mehr oder weniger üppigem Equipment. Selbst ein Mann, der seine behinderte Ehefrau mit dem Rollstuhl durch Deutschland schob, machte ebenda vor ein paar Jahren Station. Auch Menschen, die einen Fahrradanhänger hinter sich her zogen, gab es.
Zwei Männer, die vor wenigen Tagen ihren Fuß vor die „Kirchschule“ setzten, wichen dann aber doch vom gängigen Touristen-Klischee ab. Beide zogen einen - Pardon - Klaufix, wie man im mitteldeutschen Land zweirädrige Karren noch immer bezeichnet. (Der Begriff stammt aus DDR-Tagen und ist selbstredend.) Derweil einer der beiden Männer eine recht konventionelle Kleiderordnung bevorzugte, (kariertes Hemd, knielange Hose, blaue Wanderschuhe), trug der andere eine … Mönchskutte. Obdach gewährte ihnen die evangelische Kirchengemeinde Rosenburg. Pfarrer Ulf Rödiger, nachdem er sich auf der Internetseite der Beiden umgeschaut hatte: „Ich staune einerseits über den sehr professionellen Web-Auftritt, andererseits bin ich verunsichert, wie viel Business so ein ‚wir folgen dem Ideal der Bettelmönche‘ verträgt. Aber das war ja tatsächlich auch schon das Problem der echten Franziskaner beziehungsweise des Bettelordens.“
Am 1. Januar 2014 hatten sich die beiden Lebensabenteurer auf den Weg ihrer Weltreise gemacht. Seitdem sind der Wandermönch Franz von Bujor, der früher mal mit bürgerlichem Namen Tobias Krüger hieß, und der Survivalexperte Heiko Gärtner zu Fuß und ohne Geld als Extremjournalisten unterwegs.
Obwohl sie schon seit frühester Jugend große Reisepläne hatten, begannen sie als Erwachsene mit ganz normalen Berufen und hatten keine größeren Weltreise-Ambitionen.
„Als wir eines Tages von einem amerikanischen Medizinmann eingeladen wurden, um an einem Heilertreffen teilzunehmen, bei dem das alte indianische Heilwissen wieder neu aktiviert werden sollte, da tauchte unser Kindheitswunsch plötzlich wieder funkelnd und klar vor uns auf“, erzählte Franz von Bujor mal in einem Interview. Er und sein Freund Heiko brachen danach alle konventionellen Zelte und Brücken ab, und zogen mit dem Pilgerwagen los.
Seitdem leben sie als Nomaden, Wanderer, Forscher, Heiler und Schriftsteller. Ihr Ziel sei es, so viel wie möglich über Naturheilverfahren und die Heilkunst der verschiedensten Kulturen zu lernen, zusammenzutragen und für alle anderen zugänglich zu machen. Auch in Deutschland sind ja alte Heilkünste oder Kräuterwissen seit nicht mal hundert Jahren durch den schnellen Gang zum Arzt oder der Apotheke verschüttet.
Seit dem Aufbruch habe sich jedoch viel in den Köpfen den beiden Weltenwanderer verändert. So hatte sich Franz entschlossen, seinen Geburtsnamen Tobias abzulegen und als Mönch in der Tradition der Franziskaner zu leben.
Auch wenn Heiko Gärtner keinen klassischen Doktortitel besitzt, wurde er wegen seiner Fachkenntnisse im Bereich Überlebenstraining als „Dr. Sir-Vival“ bekannt. Der Ehrentitel geht jedoch auf seine Stellung als Deutschlands härtester Survivaltrainer zurück und darauf, dass er so intensiv in der Schule und Universität des Lebens selbst gelernt hat, wie kaum ein anderer.
Bekannt wurde Heiko Gärtner auch durch seine Arbeit als Autor und Weltreiseblogger. Er veröffentlichte unter anderem Dokumentationen und Reportagen über Obdachlosigkeit in Deutschland.
Hinzu kamen Reportagen über das Leben als Kind oder Jugendlicher auf Deutschlands Straßen, Hürden und Hindernisse, die man als Blinder in Deutschland zu bewältigen hat und vieles mehr. Als Autor wurde er vor allem mit dem Buch „Krankheiten auf einen Blick erkennen“ bekannt, das ein Grundlagenwerk der Antlitzdiagnose bildet.
Von Bujor definiert seine Vision so: „Ich träume von einer Welt, in der jeder vollkommen Frei seinem Herzen folgt und genau das tut, was ihn erfüllt und bereichert. Eine Welt, in der wir uns frei und uneingeschränkt bewegen können, ohne durch Staatsgrenzen aufgehalten zu werden.“