In der Katharinenschule bekommt jeder der geistig behinderten Schüler eine spezielle Betreuung Alles allein - ob Bohren oder Einkaufen
44 Schüler zwischen sechs und 18 Jahren besuchen zurzeit die Katharinenschule der Klusstiftung in Schneidlingen. Dort soll jedes der geistig und körperlich behinderten Kinder genau die Aufmerksamkeit bekommen, die es braucht. Dafür sorgen täglich 16 Lehrer und Betreuer.
Schneidlingen l Während Marcel Brandt und Eric Meißner ihr selbstgezimmertes Vogelhaus bemalen, basteln Nelly Gutsche und Christin Tank an einem Wandbild für den Schulflur. Es herrscht eine konzentrierte Ruhe in den Klassenzimmern. Die 17-jährige Nelly Gutsche schneidet vorsichtig ein Bienenbein nach dem anderen aus schwarzem Tonpapier: "Die Werkstunden machen am meisten Spaß." Vor allem weil man hinterher oft ein tolles Ergebnis bekommt. Gerade noch zieren bunte Tonringketten, gebastelt für das Faschingsfest, die Raumdecke.
Auf dem hellen Schulflur wird es gerade etwas lauter. Die Schüler der Unterstufe ziehen sich für die Suche nach den ersten Frühblühern warm an. Sportstunde ist angesagt. Das heißt heute Bewegung an der frischen Luft. "Die Stundenpläne müssen ganz genau auf einander abgestimmt werden", erklärt Schulleiterin Heike Littmann. Und das bedeutet eine Menge Organisationstalent.
Es gibt sechs Klassen in der Katharinenschule, von der Unter-, über die Mittel, die Ober- und die Werkstufe. Jeder Schüler braucht in seiner geistigen Entwicklung eine ganz spezielle Förderung. Es gibt Kinder, die bekommen eine Einzeltherapie, andere haben gerade ihren Termin mit der Ergotherapeutin und dann treffen sich noch die Flöten- und Tanzgruppen zu ihren Proben.
"Für unsere Schüler sind diese geregelten Abläufe sehr wichtig", weiß Heike Littmann aus Erfahrung. Seit sechs Jahren ist sie Schulleiterin der evangelischen Schule in privater Trägerschaft. Kommt es einmal dazu, dass die Morgenandacht am Wochenbeginn ausfällt, wird es unruhig in dem bunten Schulgebäude. "Die Kinder brauchen ihre gewohnten Abläufe."
Dazu gehört auch das tägliche gemeinsame Frühstück. Hierfür wird gemeinsam eingekauft, geschnippelt und gekocht. Jede Klasse hat eine eigene Küchenzeile. Heike Littmann: "Die Schüler zur Selbständigkeit zu erziehen, ist uns besonders wichtig." Vor dem Essen wird gebetet. Wer in der Katharinenschule arbeitet, muss nicht evangelisch sein, aber diesen kirchlichen Gedanken in jedem Fall mittragen.
Viele Eltern entscheiden sich bewusst für das Konzept der Katharinenschule. Schulgeld muss keiner zahlen. Weil die Schule staatlich anerkannt ist, zahlt das Land. Und die Klusstiftung trägt einen Teil. Jedes Jahr werden dort neue Therapieideen umgesetzt. Der Streichelzoo und die Stunden auf dem Reitplatz sind besonders beliebt. Im Musikraum kann auf dutzenden Instrumenten gespielt und im Entspannungsraum geruht werden. "Zum beheizten Wasserbett haben wir jetzt noch einen großen Schaukelsessel angeschafft", erzählt Heike Littmann stolz. Der sei besonders beliebt bei den Schülern, die im Rollstuhl sitzen.
Im großen Werkraum haben sich Eric Meißner und Marcel Brand gerade für die Farben entschieden, mit denen sie die selbstgebauten Vogelhäuser für die kleineren Schulklassen bemalen wollen. Rainer Salzmann will die Schüler mit diesen handwerklichen Aufgaben auf ihre spätere Arbeit in einer Behindertenwerkstatt vorbereiten. Dem pädagogischen Mitarbeiter ist es wichtig, dass der 16- und 18-Jährige sich an die Arbeit mit den großen, elektrischen Geräten gewöhnen können: "Hier in der Werkstatt sollen die Fertigkeiten trainiert und den Schülern die Angst vor großen Bohrern oder Schleifmaschinen genommen werden."
Wer sich selbst einmal in der Katharinenschule umsehen möchte, bekommt dazu am Tag der offenen Tür, am Sonnabend, 2. März, zwischen 10 und 13 Uhr in der Hospitalstraße 4 die Möglichkeit.