Netzbetrieb Alte Strommasten kommen weg
Zwischen Förderstedt, Atzendorf, Borne, Altenweddingen und Magdeburg werden derzeit 50 Kilometer alte Leitungen und Strommasten abgebaut.
Förderstedt/Atzendorf/Welsleben/Borne l Auf den Feldern westlich der Landstraße zwischen Borne und Atzendorf sind zur Zeit schwere Baumaschinen und Kräne sowie jede Menge Arbeiter mit leuchtenden Warnwesten zu sehen. Die Firma 50Hertz, die deutschlandweit Hochspannungsleitungen betreibt, baut alte Strommasten zurück.
Hintergrund ist das Projekt zur Netzverstärkung südlich von Magdeburg. 50Hertz hatte sein Umspannwerk in Förderstedt bis 2014 für 60 Millionen Euro umgebaut und modernisiert. Auch die Strecke zwischen Welsleben und Förderstedt wurde über zwölf Kilometer mit einer neuen 380kV-Leitung versehen. Mit der Erneuerung der Umspannwerke auch in Wolmirstedt und Magdeburg wurden die Grundlagen für einen schnelleren „Stromtransport“ in diesem Gebiet geschaffen, die auf neuen Hochspannungsleitungen von 380kV verlaufen. Zuvor hatten die Stromleitungen nur eine Leistung von 220kV. Der Strom wird von Förderstedt weiter nach Wolmirstedt und durch den Osten Deutschlands nach Polen und in anderer Richtung nach Norddeutschland geleitet.
„Der Netzausbau bedeutet für uns auch den Rückbau alter, nicht mehr benötigter Stromleitungen“, so Joachim Löber, Leiter Projekte Leitungen bei 50Hertz. „Wir bauen die Masten und Leitungen zurück, die im Rahmen der Energiewende nicht mehr benötigt werden.“ Die alten Masten - zwischen Magdeburg und Förderstedt stammen sie aus den 1930er bis 60er Jahren - kommen weg.
Die neuen, stärkeren Leitungen sind wesentlich höher gebaut und brauchen weniger oft Fundamente, die die Felder unterbrechen. „Wir geben die Flächen der Landwirtschaft zurück“, so Joachim Löber weiter. Die Landwirte, von denen sich das Unternehmen jeweils Genehmigungen für den Abriss auf ihren Flächen geben lässt, werden finanziell für die Zerstörung durch die Abbauarbeiten und die Folgeschäden entschädigt. Mit den Landwirten vor Ort stehe man derzeit im ständigen Kontakt.
Weil der Neubau der Leitungen in einem öffentlich-rechtlichen Planfeststellungsverfahren genehmigt werden muss, muss der Erbauer 50Hertz für seine neue Masten Auflagen erfüllen und Ausgleichsmaßnahmen durchführen. Der Rückbau der alten Masten ist eine dieser Auflagen.
Im Zuge der Netzverstärkung werden deutschlandweit immer mehr alte Leitungen und Masten zurückgebaut. „In Zukunft werden wir viel weniger Leitungen als heute haben.“ Damit werde auch das Landschaftsbild bereinigt und verschönert.
50Hertz hat deutschlandweit zwischen 1997 und 2009 schon rund 1000 Kilometer alte Leitungen abgetragen. Für den Neubau und den Rückbau zwischen Förderstedt und Magdeburg investiert das Großunternehmen 20 Millionen Euro.
Im Oktober begann der Rückbau alter Masten und Leitungen bei Förderstedt und Atzendorf. Aktuell ist man zwischen Borne und Atzendorf. Noch in diesem Jahren beginnen die Mitarbeiter der Firma Bilfinger, die als internationaler Industriedienstleister ihren Hauptsitz in Vörde hat, ihre Abrissarbeiten auf den Feldern bei Stemmern und wollen sich bis März nach Magdeburg vorgearbeitet haben. 155 Masten und 50 Kilometer Leitungen werden dann verschwunden sein.
Der technische Ablauf vor Ort: Zunächst werden die Leitungsseile heruntergenommen. Mit Seilwinden werden diese aufgenommen und fachgerecht entsorgt. Kleinteile wie Isolatoren werden abgenommen. „Mithilfe eines Krans legen wir den Masten dann langsam um“, erklärt Joachim Löber.
Die Masten in dieser Gegend wiegen um die fünf Tonnen. „Mit Baggerscheren schneiden wir sie vor Ort auseinander.“ Und schließlich, so der Projektleiter, folge der Abbau des Fundaments als schwierigster Teil der Arbeiten. Hier geht es mit dem Presslufthammer ans Werk.
Gearbeitet wird, wenn es draußen hell ist. Für einen Masten braucht das Team etwa einen Tag, arbeitet sich also täglich weiter in Richtung Norden vor. So musste die Bahnstrecke in Förderstedt, die von einer alten Leitung überspannt wurde, auch nur eine Nacht lang gesperrt werden, um die Leitung abzutragen.