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Erneuerbare Energien Aufrüstung des Windparks Borne-Biere?

Sachsen Anhalts Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann (SPD) informierte sich im Windpark Borne-Biere über die Akzeptanz der Windkraftanlagen. Dabei warb er für eine schnelle Aufrüstung mit bedarfsgesteuerter Nachtkennzeichnung.

Von René Kiel 25.08.2023, 10:00
Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann (3.v.l.) besuchte den Windpark Borne-Biere, um sich im Gespräch mit Bürgermeister Sven Rosomkiewicz (2.v.r.)  und dem Windpark-Betreiber Hans-Helmut Kutzeer (r.) unter anderem über die Nachtabschaltung der Beleuchtung und die Akzeptanz der Anlagen zu informieren.
Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann (3.v.l.) besuchte den Windpark Borne-Biere, um sich im Gespräch mit Bürgermeister Sven Rosomkiewicz (2.v.r.) und dem Windpark-Betreiber Hans-Helmut Kutzeer (r.) unter anderem über die Nachtabschaltung der Beleuchtung und die Akzeptanz der Anlagen zu informieren. Foto: René Kiel

Borne - Der Windpark Borne-Biere verfügt derzeit über insgesamt 71 Windräder. Davon entfallen 39 auf die Gemarkung Borne und 32 auf die Gemarkung Biere.

„Wir haben 1999 angefangen. Da sind hier die ersten Anlagen errichtet worden“, sagte der Geschäftsführer der Firma Mdp GmbH Hans-Helmut Kutzeer. Im Gesamtgebiet Borne-Biere seien damals insgesamt 78 Anlagen aufgestellt und zwischenzeitlich 19 zurückgebaut und durch größere, leistungsfähigere ersetzt worden. „Wir selbst haben davon 58 Anlagen errichtet. Von denen, die 1999 gebaut wurden, stehen noch drei“, sagte Kutzeer und fügte hinzu: „Die neuesten Anlagen entstanden 2016. Sie bringen ungefähr sieben Millionen Kilowattstunden Energieertrag pro Anlage und Jahr und diejenigen, die hier errichtet werden sollen ab dem Jahr 2025 werden um die 15 Millionen Kilowattstunden erreichen.“ Der Bau eines neuen Windrades koste zwischen zehn bis zwölf Millionen Euro.

„Wir machen sehr viel in Borne, aber freiwillig und nicht auf verpflichtender Basis. Wir haben viele Projekte umgesetzt“, sagte Kutzeer. In diesem Zusammenhang verwies er auf die von seiner Firma erfolgte Erschließung eines neuen Wohngebietes mit 21 Plätzen für Einfamilienhäuser und den Um- und Ausbau der Richter-Höfe, eines ehemaligen Gutshauses, zu einem attraktiven innerdörflichen Wohnstandort. Und man habe die Möglichkeit, die Gemeinden mit 0,2 Cent pro Kilowattstunde am Ertrag aktiv zu beteiligen. Für jede Anlage, die neugebaut werde, würden jährlich rund 30.000 Euro in die Dorfkasse gehen, über die sie frei verfügen könne.

Angesichts der angespannten Haushaltslage der Gemeinde Borne freut sich Bürgermeister Sven Rosomkiewicz (CDU) über die zusätzlichen Einnahmen, die nicht an den Salzlandkreis und die Verbandsgemeinde abgeführt werden müssen, sondern für gemeinnützige Zwecke im Dorf verwendet werden können. Ihm schwebt zum Beispiel vor, damit auch die Bürger des Ortes bei den Stromkosten zu entlasten. Deshalb lobt der CDU-Politiker, der auch Mitglied des Landtages ist, das Engagement der Firma Mdp: „Das war ein absoluter Glücksgriff für die Gemeinde in der Vergangenheit und auch wenn wir nach vorne schauen.“ Aber ohne Wasser in den Wein gießen zu wollen, müsse man aber auch berücksichtigen, dass die 30.000 Euro aufgeteilt werden müssen auf die Kommunen im Umkreis von 2,5 Kilometer entsprechend des Flächenanteils, sagte der Bürgermeister. Von den Windrädern in der Bornschen Gemarkung profitieren auch die Gemeinde Sülzetal und die Gemeinde Bördeland auf der einen Seite, sowie Wolmirsleben und Bördeaue sowie die Stadt Staßfurt.

Vom Windparkbetreiber Mdp seien seit 1999 auf freiwilliger Basis rund 1,5 bis zwei Millionen Euro in das Dorf geflossen. „Dadurch und mit den regelmäßig wiederkehrenden Straßenausbaubeiträgen konnten wird alle Straßen komplett grundhaft ausbauen“, sagte Rosomkiewicz.

„Wir brauchen solche guten Modelle wie das, das wir hier in Borne sehen“, sagte Sachsen-Anhalts Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann, der sich am Donnerstag, 24. August, vor Ort über den Standort in der Börde informierte.

„Wir stellen überall fest im ganzen Land, dass dort, wo man die Gemeinde von Anfang mitnimmt, wo die Gemeinde wirtschaftlich etwas davon hat und die Bürger merken, dass mit der Last des Ausbaus auch eine Vergünstigung einhergeht, die Akzeptanz hoch ist. Das haben wir hier und das haben wir auch am Druiberg im Harz und an anderer Stelle auch. Aber wir haben es nicht überall“, sagte der Ressortchef. Deshalb sei es das Ziel der Landesregierung, mit einem Beteiligungsgesetz dahin zu kommen, dass das in Sachsen-Anhalt grundsätzlich so werden soll, dass die Kommunen etwas davon haben, wenn in ihrer Gemarkung Windkraft- oder Solaranlagen gebaut werden.

Nachts kein Blinken mehr

Man wisse, dass man in Sachsen-Anhalt die regenerative Energieerzeugung noch mehr ausbauen müsse. „Es gibt die Flächenvorgaben des Bundes, dafür 1,8 Prozent der Landesfläche bis Ende 2026 und 2,2 Prozent bis Ende 2032 zu nutzen. Das ist noch ein ganzes Stück, auch wenn wir schon weit voran geschritten sind. Aber um das zu erreichen und die Bereitschaft für den Ausbau hochzuhalten, brauchen wir dieses Akzeptanz- und Beteiligungsgesetz“, so Willingmann. Den Gesetzentwurf wolle er noch in diesem Jahr auf den Weg bringen.

Zur Akzeptanzförderung gehört aus Sicht des Ministers auch die Ausstattung der Windräder mit einer bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung. „Das begrüße ich sehr, dass auch die Anlagen bei uns im Land entsprechend aufgerüstet werden“, sagte der SPD-Politiker.

„Das Ende des dauerhaft nächtlichen Blinkens ist eine der sichtbarsten Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung sowohl für Bestandsparks als auch für neue Projekte“, sagte Jonas Lesch, der Windmanager der Firma Wpd, die zu den Betreibern des Windparks Borne gehört. Künftig blinken die Anlagen dann nachts nur noch, wenn sich tatsächlich ein Flugzeug nähert. Im Windpark Borne seien bereits 30 Anlagen mit einer solchen Technik ausgestattet worden.

„Seit der Nacht zum 22. August ist diese auch aktiv. Für die Anwohner hier vor Ort wird das eine deutliche Entlastung genau wie für die vielen weiteren Anwohner der rund 1500 Anlagen, die wir deutschlandweit umrüsten“, so Lesch.