Besucher des Salzlandfestes zeigen sich außerordentlich Wissbegierig Interesse an mittelalterlicher Kampfes- und Lebenskunst
Der Mittelaltermarkt des Salzlandfestes war durchaus "übersichtlich". Drei Zelte, drei Buden zur gastronomischen Versorgung und eine kleine Bühne. Dabei schien das Interesse der Staßfurter und der Besucher an der Epoche zwischen Antike und Neuzeit durchaus groß. Das bestätigten zumindest die Mitglieder des Vereins "Hochmeister Deutsch Orden" aus Berlin, die die Besucher mit Schaukämpfen, Ritterauskleide und einem nachgestellten Folterkabinett unterhielten.
Von Karolin Aertel
Staßfurt. Das Mittelalter übt auf viele Menschen eine gewisse Faszination aus. Ritter, Orden, Minnesänger - Film und Fernsehen suggeriert etwas mystisches, bisweilen sogar märchenhaftes. Dass es im 13. Jahrhundert ganz und gar nicht märchenhaft zuging, das präsentierte ein Verein junger Berliner auf dem Staßfurter Salzlandfest.
Im Kaligarten hatten die Mitglieder des Vereins "Hochmeister Deutsch Orden" für drei Tage ihr Lager aufgeschlagen. Geschlafen haben die sieben Berliner in einem großen, weißen Naturzelt, gekocht haben sie am offenen Feuer und gegessen an einer langen Holztafel. Ihre Kleidung bestand aus schlichten Gewändern - Umhang, Gugel (kaputzenähnliche Kopfbedeckung), Bundhose. Bequem, aber im Sommer gewiss warm.
In regelmäßigen Abständen schlüpften sie jedoch in Kettenhemd und Co.. Bewaffnet mit Lanze und Schild boten sie den Staßfurtern einen Schaukampf. Der Vereinsvorsitzende André Schuchardt alias "Andreas de Freiberg auf Incitatus" zeigte, wie im 13. Jahrhundert mit Schwert, Bartaxt, Flegel und Morgenstern gekämpft wurde. Allerdings stand hierbei weniger die Action im Vordergrund, als vielmehr die Erklärungen warum, wie und mit welchen Waffen gekämpft wurde.
"Das Interesse daran ist bei den Staßfurtern doch recht hoch", bemerkt Felix Hahn alias Felix zu Premnitz, Kriegsknecht des Ordens. Für ein Stadtfest sei das nicht unbedingt selbstverständlich, weiß der 25-Jährige. Ob das in daran liege, dass die Geschichte Staßfurt im Mittelalter verwurzelt ist, könne er nicht sagen.
Wer arbeiten kann, kann auch feiern
Dass das mittelalterliche Treiben um 1300 in Staßfurt, etwa so ausgesehen haben könnte, wie es der Verein "Hochmeister Deutsch Orden" zeigte, das kann sich der Vorsitzende des Staßfurter Geschichtsvereins Heinz-Jürgen Czerwinski durchaus vorstellen.
Zu dieser Zeit war das Salzsiedehandwerk in der Bodestadt bereits angesiedelt. "In der Stadtmitte - im Bereich des Wendelitz oder des Stadtsees - wurde im Mittelalter in 33 Salzkoten das wertvolle Salz gewonnen und verkauft", erklärt er. Es habe sich Handwerk und Handel entwickelt, doch die Salzsiederei sei für Bewohner die Haupternährung gewesen. "Beschützt wurden die Staßfurter durch die Wehranlagen, durch die Stadtmauer und Wehrtürme, die heute noch gut erhalten sind.
In der Mitte des Ortes wurde sogar ein 60 Meter hoher Späh- und Wachturm errichtet, den einige noch als "Schiefen Turm" kennen", erklärt Czerwinski das damalige Stadtbild. So konnten die Kötger, so nannte man die Salzsiedearbeiter, sowie Händler und Handwerker für ihre Familien Lohn und Brot verdienen und natürlich auch feiern. "Diese Devise: ¿Wer arbeiten kann, kann auch feiern\', haben die Staßfurter bis heute beibehalten", scherzt der Geschichtsexperte. Und er sollte recht behalten. Schließlich zeigten dies die Bodestädter beim jüngsten Salzlandfest.
Mittelaltermarkt war etwas dürftig
Die Berliner Mittelalterfans kommen jedenfalls gern wieder. Würden sich jedoch wünschen, dass der Mittelaltermarkt, der auch in den Augen der Besucher etwas dürftig ausfiel, größer werde. Das Interesse der Staßfurter, die sich ihrer mittelalterlichen Wurzeln durchaus bewusst seien, ist schließlich da. Das haben sie am Wochenende mit ihrer Wissbegierde gezeigt.