Tierschutz Bevor Katzenjammer zu groß wird
Streunende herrenlose Katzen sind in Staßfutr ein Problem. Der Tierschutzverein kümmert sich, auch mit Kastrationen.
Staßfurt/Schönebeck l Der Tierschutzverein Staßfurt war froh, als die Stadt dessen wichtige Arbeit im Kampf gegen die Vermehrung der Streuner erkannt hatte.
Nun wurde das offensichtlich auch auf Landesebene erkannt.
„Ja uns ist bekannt, dass ab 1. September Geld beantragt werden kann“, weiß Ursula Sittig, Vorsitzende des Tierschutzvereins Staßfurt. Der Förderzeitraum laufe vorerst bis November, wofür 50 000 Euro vom Land zur Verfügung gestellt werden, und dann nochmal von April bis Ende nächsten Jahres 100 000 Euro.
Bis zu 4 000 Euro im Jahr kann ein Tierschutzverein für die Kastration und Kennzeichnung von herrenlosen Katzen erhalten. Das entspricht 40 bis 80 Tieren. Die Schwankung kommt dadurch zustande, da die Behandlungskosten variieren. Die Kastration eines Katers kostet rund 50 Euro, die einer weiblichen Katze doppelt so viel.
Die Mittel von der Stadt Staßfurt hätten schon immer sehr geholfen in den vergangenen Jahren.
Auf die wollen die Tierschützer im Altkreis Staßfurt auf keinen Fall verzichten. Mit der Landesförderung würden nämlich auch Auflagen einhergehen wie das Chipen und Registrieren der kastrierten Tiere. Diese Kosten blieben beim Verein hängen, so die Staßfurter Vereinschefin.
Nach ihrer Erfahrung hätten sich im übrigen auch Tierärzte über eine Information zu dem neuen Förderprogramm im Vorfeld gefreut, meint Ursula Sittig.
Die Finanzierung der Kastration ist aber nicht die einzige Sorge. „Es kommt auch immer auf die Helfer beim Fangen an“, erklärt Sittig. Denn der Verein hat nur noch sechs aktive Mitglieder, die sich um solche Aktionen kümmern. „Wir sind da auf die Hilfe sowohl durch Hinweise als auch beim Fangen vor Ort angewiesen.“ Katzen fangen sei nicht einfach.
Das weiß auch der benachbarte Tierschutzverein (TSV)Schönebeck und Umgebung. „Das Einfangen und Kastrieren herrenloser Katzen ist ein Kampf gegen Windmühlen“, so Vereinsvorsitzende Kerstin Kauert, „Jedes Jahr werden zwischen 60 und 120 Tiere in Schönebeck dieser Prozedur unterzogen.“ Der Verein betreibt auch das Tierheim in der Barbyer Straße. Kauert ist sich sicher: „Streunende Katzen wird man nie zu 100 Prozent eindämmen können.“
Dennoch sei diese Arbeit wichtig. Denn wenn nichts unternommen wird, vermehren sich die Tiere immer weiter. Damit einhergehend sind teils elendige Zustände der Tiere. Oftmals sind sie krank oder unterernährt.
Auch im Umweltministerium Sachsen-Anhalts hat man dies erkannt. „Streunende Katzen brauchen unsere Hilfe. Ich hoffe sehr, dass wir damit das Katzenelend etwas eindämmen können“, so Umweltministerin Claudia Dalbert (Bündnis 90/Die Grünen).
In Schönebeck würden die jährlichen Kosten für diese Maßnahmen meist zwischen 2 000 und 8 000 Euro liegen. „Wir hatten aber auch schon ein Jahr, wo wir mehr als 10 000 Euro für diese Eingriffe ausgegeben haben“, sagt Kerstin Kauert.
Deshalb ist sie auch sehr froh darüber, dass finanzielle Hilfe winkt. Beim TSV Schönebeck und Umgebung werde man auf jeden Fall Anträge auf Kostenübernahme stellen.
Um herrenlose Katzen kastrieren zu können, muss man ihrer aber natürlich erst habhaft werden – und das ist gar nicht so einfach, berichtet Kauert. „Wir fangen die Katzen mit Lebendfallen, meist in der Nähe unserer Futterstellen. Dann muss sich aber immer jemand in der Nähe aufhalten, um die Falle sofort abzudecken, wenn ein Tier in sie getappt ist.“ Schließlich wolle man verhindern, dass das Tier in Panik gerät und sich dabei selbst verletzt.
Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass bereits kastrierte Tiere in die Falle gehen. „In der Regel erkennen wir die Tiere, die wir bereits behandelt haben, an einer kleinen Kerbe am Ohr. Diese werden dann wieder freigelassen“, sagt Kauert.
Die Markierung mittels Kerbe, die die Katzen unter Narkose bekommen, ist jedoch nicht mit dem Verfahren vereinbar, das das Land finanziell unterstützt. Stattdessen werden die eingefangenen Katzen künftig mit einem Chip versehen.
Darüber hinaus achte man beim Tierschutzverein auf den Zeitraum, innerhalb dessen die Katzen gefangen werden. Vor allem im Frühjahr und im Herbst werden die Tiere gefangen und behandelt. Zudem versuche man zu vermeiden, dass Katzen gefangen werden, die erst geworfen haben. „Jungkatzen ihre Mutter zu nehmen ist nicht mit dem Tierschutzgedanken vereinbar“, erklärt Kerstin Kauert.
In der Mitteilung des Landesumweltministeriums geht Sachsen-Anhalts Tierschutzbeauftragter Marco König von etwa 100 000 herrenlosen Katzen im Bundesland aus. Deutschlandweit wird ihre Zahl auf rund zwei Millionen geschätzt.
Überdies spricht sich König für die Kastration aller Katzen aus, die unkontrollierten Kontakt zu Artgenossen haben. „Die Bemühungen können dauerhaft nur dann erfolgreich sein, wenn möglichst viele Katzen kastriert werden, die am Fortpflanzungsgeschehen beteiligt sind. Dies betrifft auch Katzen, die sich in menschlicher Fürsorge befinden und sich im Freien aufhalten.“
Hier sieht König also nicht die Tierschutzvereine, sondern die Besitzer in der Verantwortung. Letztere müssten dafür sorgen, dass ihre Tiere konsequent gekennzeichnet und kastriert werden, bevor ihnen Freilauf gewährt wird.
Dass es durch die Unterbrechung der unkontrollierten Vermehrung irgendwann zu wenige Katzen und dadurch zu viele Mäuse geben könnte – immerhin sind die Samtpfoten gute Mäusefänger – glaubt die Staßfurter TSV-Vorsitzende Ursula Sittig indes nicht. Katzen mit einem fürsorglichen Zuhause würden ebenso auf Jagd nach den kleinen Nagern gehen.