Orgelfestival "Bördedom" voll Musik
Atzendorf l Wunderbar erstrahlt der sanierte Innenraum der Atzendorfer Eustachius-Kirche. Ein herrlicher Rahmen für ebenso wunderbare Klänge - gezaubert vom Sänger Pedro Cuadrado aus Spanien und seinem deutschen Musikerkollegen, dem Organisten Matthias Müller. Die Künstler machen der Königin des "Bördedoms" ihre Aufwartung - der klangschönen Rühlmann-Orgel. Sie tun das mit einem Konzert im Rahmen des Rühlmannorgel-Festivals. Die Reihe, bereits in ihrem zehnten Jahrgang, würdigt die berühmte mitteldeutsche Orgelbauerfamilie. Die Rühlmanns aus Zörbig bauten in der Zeit von 1842 bis 1940 ganze 450 Orgeln. Darunter ist das fantastische Instrument in der Köthener Agnuskirche zu finden, aber auch kleine Schätze in Dorfkirchen - so in Neugattersleben oder Kleinmühlingen.
Auch in Atzendorf steht eines ihrer Prachtinstrumente. Matthias Müller schwärmt: "Die Atzendorfer Orgel ist vom Klang her unheimlich fein. Ihre Register, die einzelnen Klangfarben, lassen ein schattierungsreiches spiel zu. Die Orgel klingt warm, hat aber auch Kraft."
Beste musikalische Voraussetzungen für ein Konzert, dessen Programm diese Eigenschaften des Instrumentes aufnahm und darzustellen wusste. Die 150 Zuhörer erlebten freie Orgelwerke im Wechsel mit Konzertarien. Wunderbar warm klang die Orgel in Leon Boellmanns "Gebet in Notre Dame" aus der berühmten "Suite gotique". Machtvoll ertönte die Königin dann wieder mit Musik von Edward Elgar. Bei den Liedern bestach die Klangfülle und der Ausdrucksreichtum des Solisten. Ein schönes Konzert auf dem Land - warum eigentlich? Matthias Müller muss darüber nicht nachdenken. Genau diese Ausrichtung ist macht nämlich das von ihm initiierte Rühlmannorgel-Festival aus. Seine Freundschaft mit Orgelbaumeister Albrecht Rühlmann, dem letzten Nachfahren dieser Orgelbauergeneration, führte ihn nach Sachsen-Anhalt. Hier gründete er das Musikfest, dessen diesjähriger Jubiläumsjahrgang sich den gesamten Monat Juli über in 28 Konzerten in Orten mit einer Rühlmannorgel erstreckt. Doch nicht nur die Ohren kamen auf ihre Kosten. Die Kirche war besonders im Altarraum vom Gemeindekirchenratsvorsitzenden Hartmut Rulf prächtig mit Blumen geschmückt worden, so dass die Freunde der Orgel- und Kirchenmusik auch vom äußeren Erscheinungsbild her in festliche Stimmung versetzt wurden. Er bedankte sich bei den Zuhörern - sie würdigten die Musik mit stehenden Ovationen - und den Künstlern - besonders weil die Resonanz des Konzertes ein Beweis dafür ist, dass Kultur auf dem Lande funktioniert und die Menschen sich über diese Angebote freuen. Ein schönes Lob für die Atzendorfer - und für das Rühlmannorgel-Festival.