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Radweg Brücke am Europaradweg in Gänsefurth: Neubau bei Hecklingen weiter ungewiss

Der Hecklinger Rat soll einen neuen Anlauf für einen Fördermittelantrag nehmen, um den Neubau auf dem gesperrten Europaradweg R1 in Gänsefurth endlich stemmen und in Angriff nehmen zu können.

Von René Kiel 15.02.2024, 12:00
Die Brücke auf dem Europaradweg R1 in Gänsefurth, auf dem zugleich auch der Radweg Deutsche Einheit verläuft,  ist von der Stadt Hecklingen komplett gesperrt worden und  kann auch nicht von Fußgängern genutzt werden.
Die Brücke auf dem Europaradweg R1 in Gänsefurth, auf dem zugleich auch der Radweg Deutsche Einheit verläuft, ist von der Stadt Hecklingen komplett gesperrt worden und kann auch nicht von Fußgängern genutzt werden. Foto: René Kiel

Hecklingen/Gänsefurth - Der durch die Stadt Hecklingen seit Jahren angestrebte Neubau der Brücke auf dem Europaradweg R1 in Gänsefurth kommt nicht voran. Es gibt noch immer keinen Termin, wann dort der Startschuss fällt, denn noch immer gibt es dafür kein grünes Licht. Damit soll sich am Donnerstag, 15. Februar, zum wiederholten Mal der Stadtrat, der um 18 Uhr im Stadtsaal „Stern“ berät, befassen. Dort soll eine Änderung der Finanzierung beschlossen werden.

Um diese hatte sich die Kommune bereits 2021 bemüht. Sie wollte das defekte Bauwerk mit Hilfe von Leader-Fördermitteln auf Vordermann bringen. Die Verwaltung hatte dafür einen Antrag vorgelegt und schaffte es damit auf die Prioritätenliste der Lokalen Aktionsgruppe Börde, Bode, Auen für förderfähige Investitionen. Da ging man noch von einer Investitionssumme von rund 270.000 Euro aus, die mit 90 Prozent gefördert werden sollte. Doch das war den Räten und der Verwaltung angesichts der angespannten Haushaltslage zu wenig. Weil es von der Investitionsbank 95 Prozent geben sollte, zog man den Leader-Antrag wieder zurück.

Dann legte der Rat dieses Projekt völlig auf Eis, um die sehr teure Sanierung der Stützmauer in der Straße Graue in Schneidlingen auf Anordnung des Verwaltungsgerichts Magdeburg finanzieren zu können.

Keine Umfahrung mehr möglich seit dem Hochwasser

Das gefiel den Verantwortlichen des Salzlandkreises nicht so recht, weil sie den Europaradweg R1, auf dem auch der Radweg Deutsche Einheit verläuft, mit den betreffenden Kommunen sanieren wollen. Da wäre es natürlich nicht gut, wenn sich Gänsefurth als Nadelöhr erweisen würde. Schließlich ist die Brücke seit längerer Zeit gesperrt. Sie konnte bis zum Hochwasser an gleicher Stelle umfahren werden. Doch das ist seit Ende des vergangenen Jahres passé.

Der Kreis drängte die Stadt, das Projekt wieder zu beleben und sich um Fördermittel der Investitionsbank zu bemühen. Jetzt musste die Stadtverwaltung einräumen, dass mit dem ursprünglich in Aussicht stehenden Zuschuss in dieser Höhe nicht mehr zu rechnen ist. „Im Rahmen der bisherigen Korrespondenz mit dem Fördermittelgeber wurde mitgeteilt, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Bewertung seitens der Investitionsbank eine Förderung der Gesamtmaßnahme nur bis zur Mindestförderquote von 60 Prozent begründen würde“, heißt es dazu in der Beschlussvorlage. Hinzu kommt, dass die Baukosten seit 2021 explodiert sind.

Im Rathaus geht man derzeit von einer Gesamtsumme von 922.000 Euro inklusive Planungsleistungen aus. „Hieraus würde sich nach der letzten Kostenschätzung ein Eigenanteil der Stadt in Höhe von zirka 368.800 Euro ergeben“, so die Stadtverwaltung.

Kosten derzeit: 922.000 Euro

Sie habe deshalb beim Ministerium für Infrastruktur und Digitales wegen einer Alternative angefragt. Daraufhin seien zwei in Frage kommende Programme genannt worden. Das durch das Land aufgesetzte Sonderprogramm „Stadt und Land“ wäre prinzipiell geeignet, um für das Vorhaben einen Antrag auf Förderung zu platzieren. Dieses sei jedoch so überzeichnet, dass auch in diesem Programm wie auch von der Investitionsbank vor 2026 nicht mit einem positiven Fördermittelbescheid zu rechnen sei.

Das Programm „Nachhaltige, multimodale Mobilität“ könne ebenfalls einen Förderrahmen für das Bauvorhaben darstellen. Dieses reiche EU-Fördermittel aus. Eine Antragstellung sei jeweils bis zum Ende eines Quartals möglich. Neben den Baukosten seien da auch Ausgaben für Planungsleistungen anders als die Mehrwertsteuer förderfähig. „Bei einem Kostenansatz von derzeit 922.000 Euro inklusive Planungsleistungen entfallen auf die Mehrwertsteuer 147.210 Euro. Vom Restbetrag in Höhe von 774.789 Euro wären bis zu 90 Prozent förderfähig. Dies würde eine Fördersumme von 697.310 Euro bedeuten. Somit müsste die Stadt Eigenmittel in Höhe von 224.689 Euro aufbringen“, informierte das Rathaus.

Balken komplett marode

Es empfiehlt dem Rat nunmehr, seinen alten Beschluss aufzuheben und den Fördermittelantrag bei der Investitionsbank zurückzuziehen. Stattdessen soll ein neuer für das EU-Programm eingereicht werden.

Das Projekt soll bei einer Bewilligung als sachlich und zeitlich unabweisbare Maßnahme bis 2026 umgesetzt werden, und zwar auch dann, wenn die Stadt über keinen genehmigten Haushalt verfügt und sich damit in der vorläufigen Haushaltsführung befindet.

Ein Brückenneubau ist schon seit Jahren dringend erforderlich. Es gab bereits zu DDR-Zeiten ständig Klagen der Radfahrer darüber, dass die Bohlen defekt sind. Inzwischen hat die Stadtverwaltung einen Teil davon entfernen lassen, damit niemand mehr die Sperrung umgeht und dort langgeht oder fährt.

„Die aktuelle Brücke ist auf Betonlagern errichtet worden. Diese sind teilweise gerissen und müssen für eine standfeste Neukonstruktion erneuert werden. Auf diesen Lagern sind Längsbalken aus Holz angebracht, welche wiederum die einzelnen Brückenbohlen tragen sollen. Diese Balken sind so marode, dass die Befestigung der Bohlen ohne einen Austausch der Unterkonstruktion nicht mehr möglich ist, da Befestigungsmaterial schlichtweg keinen Halt findet. Dies ist auch einer der Gründe, warum in der Vergangenheit vermehrt lose Bohlen festgestellt wurden“, erklärte Bau-Fachbereichsleiter Frank Schinke den Räten im Herbst 2022.