Anwohner dürfen Brücke nicht betreten/Bewohner, Stadt und Eigentümer werden sich nicht einig Brückenstreit in Egeln nimmt kein Ende
Es ist nur eine schmale Brücke, die in der Mühlenstraße in Egeln über die Mühlenbode führt. Doch diese Brücke sorgt in der Bodestadt für einen Streit, an dem Eigentümer, Bewohner und auch die Stadt beteiligt sind.
Egeln l Seit mehreren Monaten tobt in Egeln ein Brückenstreit. Alles begann, als Ulrich Bernhardt aus Egeln vor gut sechs Jahren ein Grundstück an der Alten Mühle in Egeln kaufte. Der Egelner hat vor allem Interesse an der alten Metallturbine, die er wieder in Gang bringen und damit Strom erzeugen will (Volksstimme berichtete). Ulrich Bernhardt sagt, dass er mit dem Kauf des Grundstückes auch die Brücke über die Mühlenbode erworben hat. Doch nur ein Teil der Brücke liegt auf seinem Eigentum. Zudem sei die öffentliche Dienstbarkeit nicht im Grundbuch eingetragen. Theoretisch, so Bernhardt damals gegenüber der Volksstimme, sei deshalb die Brücke nur für den Privatgebrauch.
Seit Jahren versucht die Stadt die öffentliche Nutzung für die Mühlenbodenbrücke in der Mühlenstraße zu bekommen. Dafür müsste Ulrich Bernhardt die Nutzungsrechte an die Öffentlichkeit abtreten. Im Gegenzug will sich die Stadt an den Instandsetzungskosten beteiligen. Doch der Egelner fühlt sich für die Sicherheit zuständig. Die Brücke sei marode und er wolle nicht riskieren, dass etwas passiert. Im April forderte er zumindestens eine Begrenzung auf 3,5 Tonnen. "Das ist geschehen", erklärt Bürgermeister Reinhard Luckner. Im April hatte Ulrich Bernhardt mit einem Schotterberg die Brücke gesperrt. Nur für Fußgänger und Fahrradfahrer war der Weg passierbar. Fahrzeuge hatten keine Möglichkeit, die Brücke zu passieren. Mitte Mai wurde der Schotterberg zwangsgeräumt. "Eine Firma wurde damit beauftragt. Auch die Polizei war vor Ort", so der Bürgermeister weiter.
Lange Umwege über unbefestigten Weg
Doch kaum war der Schotterberg entfernt, griff Ulrich Bernhardt zu drastischeren Mitteln. An beiden Seiten sperrte er den Zugang zur Brücke mit Bauzäunen. Ein Durchkommen ist seit Mitte Mai gar nicht mehr möglich. Als Leidtragende fühlen sich die Anwohner. Helga Hechler wohnt seit gut 69 Jahren an der Brücke. "Sie war schon immer für die Öffentlichkeit zugänglich. Ich kann mir das alles gar nicht verstehen. Die Brücke gehört doch nicht komplett zum Grundstück von Herrn Bernhardt", ärgert sich die Egelnerin. Sie und die anderen Anwohner müssen nun regelmäßig lange Umwege in Kauf nehmen, um in die Innenstadt zu kommen - und das über einen unbefestigten Weg. Doch das ist noch längst nicht alles. Müllautos kommen gar nicht in die Straße. "Meine Nachbarin brauchte erst kürzlich den Krankenwagen. Es ist schlimm, wenn es um Minuten geht und der direkte Weg ist versperrt", ärgert sich Regina Goly. Auch Nicole Adam und Frank Hechler stecken Mitten im Streit. "Wir kriegen neue Möbel. Ein Möbelwagen passt doch niemals durch die enge Gasse. Man kann doch von niemanden verlangen, dass Möbel rund einen Kilometer getragen werden müssen", kann Nicole Adam nur mit dem Kopf schütteln.
Doch der Streit geht weiter. Vier Anwohner der Mühlenstraße haben jetzt Post vom Anwalt bekommen, in der ihnen untersagt wird, die Brücke zu betreten. Dazu gehört auch Helga Hechler. Sie zeigt das Schreiben des Anwalts. Über die Brücke führt zudem ein Rad-und Wanderweg. Auch der Jakobs-Pilgerweg verläuft darüber. "Gerade am Wochenende und an den Feiertagen stehen hier die Spaziergänger und Fahrradfahrer und kommen nicht mehr weiter. Sie können natürlich gar nicht verstehen, warum die Brücke gesperrt ist", weiß Regina Goly zu berichten.
Neben dem Streit um die Nutzung der Brücke, sind auch noch Zivilstreits entstanden. Anwohner und Ulrich Bernhardt liefern sich einen nicht endenwollenden "Kampf". Die Stadt Egeln ist weiterhin an einer Klärung interessiert. Derzeit befindet man sich in einem schwebenen Verfahren. Aus diesem Grund kann Bürgermeister Reinhard Luckner nicht viel zu diesem Thema sagen.