Ein ganzes Dorf geht baden: 15 Boote beim Badewannenrennen in Osmarsleben / Hunderte Besucher schauen vom Ufer zu Bunte Themen-Kähne in Wipperfluten
Neben dem Adlerschießen ist das Badewannenrennen die Institution beim Heimatfest in Osmarsleben. Gestern gingen 15 Boote mit rund 50 Teilnehmern an den Start. Um Bestzeiten geht es bei dem Rennen, das bereits zum 35. Mal veranstaltet wurde, schon lange nicht mehr. Der Spaß steht im Vordergrund und da zeigen sich die Wipperkapitäne einfallsreich.
Osmarsleben. Die Titanic auf der Wipper! Das konnten die Zaun-, besser die Ufergäste gestern in Osmarsleben erleben. Gut, das Badewannen-Schiff von Corinna und Karsten Wienert aus Löderburg war etwas kleiner als das Original, schaffte die rund 700 Meter lange Rennstrecke mühelos dank Eisberg-freier Wipper und hielt stand bis zum Zielpunkt an der Brücke. Zum vierten Mal waren die Wienerts schon als Teilnehmer beim Badewannenrennen dabei, tauschten für einen Tag Bode gegen Wipper. "Es macht einfach Spaß, hier mitzumachen und wir werden jedes Jahr als Gäste von den Veranstaltern immer wieder herzlich begrüßt", sagt Karsten Wienert. Das Badewannen-Fieber hat ihn vor rund zehn Jahren gepackt. Mit seiner Familie war er oft als Besucher in Osmarsleben. Im Hinterkopf hatte er dabei immer, dass in der heimischen Garage ein eigenes Boot steht. "Irgendwann kam dann die Idee, das Boot wieder mal ins Wasser zu lassen", so der Löderburger. Und zwar beim Badewannenrennen. Im vergangenen Jahr ließ Karsten Wienert das "Phantom der Oper" auf dem Wasser tanzen, in diesem Jahr steuerte er die "Titanic" gemeinsam mit seiner Frau Corinna sicher durch die Fluten. "Die Idee passt einfach zum Wasser und es gibt gleich die passende Musik dazu", erklärte er.
Auf die kommt es nämlich genauso an, wie auf die Ausgestaltung der Wasservehikel. Allerhand Materialien nutzten die Hobbymatrosen. Sie verarbeiteten Kunststoff, Autoreifen, Kanister und Styroporplatten für die Floße. Der Unterbau musste den Gesetzen der Physik gehorchen und schlicht gesagt einfach schwimmen. Was oben auf das Deck kam, war allen frei überlassen und wurde – sieht man es sportlich – zum kreativen Wettbewerb. Die Themen waren dabei frei gestellt. So gab es Boote, die alles aufgriffen, was mit dem Wasser zu tun hat: Löderburgs "Titanic" schwamm neben den "Wipper-Vampiren" der Familie Huhnstock, Kevin Kochs "Käpt‘n Huck" oder der "Wipper- strandbar" von Franziska Ander, Manuel Döhner und Lars Lehmann. Aber auch Aktuelles wurde angesprochen – ein bisschen wie beim Karneval im Rheinland. Steffen Kirchberg, bis auf eine Ausnahme 2009 bei jedem Rennen dabei, holte mit Niklas Breitenbach und David Sadlowski die Fußball-Weltmeisterschaft zurück nach Osmarsleben und machte es sich auf dem Boot mit Bier und Deutschlandfahne vor dem Fernseher gemütlich.
Chris Rüger und Claudia Meier fragten in ihrem Beitrag nach der "Dorfidylle". Alles ganz nett – wären da nicht die kleinen Papp-Ferkel, die auf dem Schiff rumstanden und das Fragezeichen auf dem Namesschild hinter der Dorfidylle erklärten, angesichts der Diskussion um den Bau von Riesenställen in der Region Güsten.
"Alle machen es richtig gut!"
<6>Klassisch legte sich Ruven Rüger als "kleiner Italiener" in eine echte Zinkwanne – wie die Teilnehmer früher bei den ersten Wannenrennen. Das würdigte Olaf Krause, der vor 35 Jahren selbst in einer solchen Wanne zu den ersten Wipperpiraten gehörte und zusammen mit Tom Knackowski die Show spaßig moderierte, besonders. "Eine Wanne habe ich heute auch", sagte er scherzhaft, meinte ganz offensichtlich nicht einen Zinkzuber und hielt sich das Mikro vor den Bauch.
<7>Warum fährt er selbst nicht mehr mit, sozusagen als Wipper-Rennen-Pionier? "Jeder an seinem Platz", war Olaf Krauses Begründung. Seit fünf Jahren macht er die Ansagen und sorgt damit genauso für lachende Gesichter bei den hunderten Besuchern wie die Boote selbst. "Die junge Generation hat das aktive Schippern in die Hand genommen. Und alle machen es richtig gut!"
<8>Urgesteine des Badewannenrennens, die es richtig gut machen, sind inzwischen auch Nico Michalewicz, Andreas und Sebastian Dobritz, Andy Alsleben, Roland Wieden und David Buckmann. Sie waren zum 17. Mal dabei, diesmal als "Wipper-Village-People". Die Jungen tanzten den Kulthit "Y-M-C-A" auf ihrem Kutter. Wer welches Kostüm trug, hatte die Crew vorher bei "einem Bier abgesprochen". Die Idee zum Thema gab es schon lange, dann kamen aber immer wieder andere Dinge dazwischen wie im letzten Jahr das Woodstock-Jubiläum. Die Rennerfahrung der Jugendlichen sorgte dafür, dass ihr Floß die gesamte Fahrt über hielt. Den Konstruktionstrick verrieten sie allerdings nicht, denn auch im nächsten Jahr soll es wieder an den Start gehen – gegen die kreative Konkurrenz.<9>