Ausstellung "Eigentümer, Lehnsherren, Pächter" öffnet heute auf der Wasserburg Schneidlingen Burgherren aus acht Jahrhunderten bekannt
Wer hielt auf der Wasserburg Schneidlingen als Eigentümer, Lehnsträger oder Pächter in den letzten acht Jahrhunderten das Zepter in der Hand? Dieser Frage sind die Mitglieder des Fördervereins nachgegangen. Das Resultat ihrer Recherchen haben sie auf Schautafeln zusammengetragen. Sie stehen für Besucher in einer kleinen Ausstellung ab heute bereit.
Schneidlingen. Antworten darauf, wer auf der Wasserburg Schneidlingen wann den Hut auf hatte, gibt es nicht wenige. Chronologisch können Besucher die Geschichte anhand der Burgväter bis 1147 zurückverfolgen. Damals nämlich wurde die Festung, früher umgeben von einem Wassergraben, zum ersten Mal erwähnt, meint der Förderverein und bezieht sich auf einen Beitrag, erschienen im 12. Jahrhundert in einer Ausgabe des Sachsenspiegel. Auszüge aus dem Dokument sind in der Ausstellung zwar nicht im Original aber dem Wortlaut entsprechend dargestellt. Ebenso wie weitere Meilensteine der Historie. Etwa eine Veränderung im 16. Jahrhundert. Damals sei das Objekt in den Besitz der Kirche übergegangen, gehörte fortan zum Dom von Halberstadt, weiß Fördervereinsmitglied Hans-Jochen Hertel. Er erzählt weiter, dass die Burg unter der Leitung eines Amtsmanns umgebaut wurde. Entscheidende Objekte der Anlage seien dazu gekommen. Hertel spricht vom "Wohnhaus, der Scheune der Küche und dem Amtsgebäude." Und unter Napoleon schließlich wurde das kirchliche Objekt verstaatlicht. "Es war fortan preußische Staatsdomäne", sagt der Hobbyhistoriker. Vom Vater zum Sohn - lange Zeit wurde das Domizil im 19. Jahrhundert weitergegeben. Die Familie Michels gab dabei von 1876 bis 1945 den Ton an.
"Manch ein Schneidlinger wird vielleicht den jüngsten und letzten Pächter Ludwig, auch genannt Louis, Christoph Michels noch kennen", begründet Hertel, warum der Förderverein in seiner Ausstellung auf seine Person ganz besonderes Augenmerk legt. Michels, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sei, habe die Burganlage von seinem Vater übernommen. Jugendbilder des letzten Amtsrates hat der Förderverein ausfindig gemacht. Ebenso wie Aufnahmen aus späteren Jahren. Zudem sind Bilder der Grabstätte der Familie Michels auf dem Friedhof in Schneidlingen zu sehen, ebenso wie weitere Dokumente. Dazu zählt eine Rede zum 85. Geburtstag des Amtsrates, aufgeschrieben im Jahr 1951 ebenso wie sein Lebenslauf.
Bleibt zu fragen, woher die Mitglieder ihr Wissen nehmen. Bücher, Schriften, alte Dokumente seien durchforstet worden, auch die Burganlage selbst gebe den ein oder anderen Hinweis als Beleg. Schließlich führte der Weg die Schneidlinger auch schon nach Magdeburg. Im Stadtarchiv wurden sie fündig. Papiere aus dem Jahr 1837 bis 1850 seien eingesehen worden. Darin sei auch jedes Zimmer genau beschrieben.
An weiteren Informationen sind die Burgfreunde interessiert. Sie erhoffen sich ergänzende Hinweise aus der Bevölkerung und von den Gästen ihrer Schau, freuen sich auf interessante Gespräche und bieten außerdem Burgführungen an.
Welche Ideen sie für weitere Expositionen dieser Art bereits im Kopf haben, bleibt nicht geheim. Unter anderem ist auch die Zeit nach 1945 möglicherweise eine Ausstellung wert, schätzt Hertel und informiert, dass in der Burg nach dem Krieg bis zur politischen Wende 1989 Altersheim und Kindergarten beherbergt war. Danach sei die Anlage über die Treuhandanstalt veräußert worden. Teile der Burganlage gehörten bis 2008 unter anderem der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH. Die Eigentümer versteigerten ihre Objekte in einem Internetauktionshaus. Seitdem gehört die Burg dem in Ungarn lebenden Unternehmer Maximilian von Götzen.
Wer mehr über die Geschichte der Wasserburg Schneidlingen, ihre Eigentümer, Pächter und Lehnsträger erfahren möchte, kann die Ausstellung bis Oktober besuchen und zwar montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr, sonnabend und sonntags von 10 bis 15 Uhr. Rundgänge können telefonisch unter den Rufnummern (03 92 67) 60 69 31 oder (0178) 91 90 581 angemeldet werden.