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Lokalgeschichte Chronik des Gymnasiums Egeln ist gefragt

Der Wolmirslebener Hobbyhistoriker Kurt Bosse hat die wechselvolle Entwicklung der altehrwürdigen Egelner Bildungseinrichtung in einem Buch festgehalten. Es erscheint bereits in zweiter Auflage.

Von René Kiel 24.01.2024, 12:00
Das ehemalige Gymnasium Egeln ist derzeit eine große Baustelle. Auf der Hofseite entsteht ein Anbau für einen Speiseraum und die Verwaltung. Zudem ist ein Balkon geplant.
Das ehemalige Gymnasium Egeln ist derzeit eine große Baustelle. Auf der Hofseite entsteht ein Anbau für einen Speiseraum und die Verwaltung. Zudem ist ein Balkon geplant. Foto: René Kiel

Egeln - Der Wolmirslebener Hobbychronist Kurt Bosse hat zur Erinnerung an das ehrwürdige Gymnasium Egeln, das der Salzlandkreis 2016 endgültig geschlossen und danach an einen privaten Investor verkauft hat, eine Chronik über die wechselvolle Geschichte des Gebäudes erstellt und in Buchform auf den Markt gebracht.

„Es ist in der ersten Auflage bereits ausverkauft. Auf Grund des großen Interesses der vielen ehemaligen Abiturienten wird voraussichtlich im Februar eine zweite Auflage erscheinen“, sagte Kurt Bosse der Volksstimme. Alle, die sich für dieses Buch interessieren, können sich an den Autor per E-Mail: buch-g-egeln@t-online.de beziehungsweise auch per Telefon (03 9 2 68 ) 98 024 wenden. „Vielleicht liegt diese Chronik dann bei dem einen oder anderen in diesem Jahr auf dem Ostertisch“, sagte Kurt Bosse.

Er ist auch dankbar für Hinweise und interessante Beiträge aus der Schulzeit der jüngeren Generation des ehemaligen Gymnasiums. „Auch Bilder von den Unterrichtsräumen aus den 1950-er bis 1970-er Jahren werden von mir noch gesucht“, so der Autor.

Fast 100 Jahre Geschichte beim Gymnasium Egeln

Den Verlust ihres Gymnasiums haben die Egelner auch nach rund acht Jahren immer noch nicht verkraftet. Denn sie waren stolz auf ihren Bildungsstandort, an dem bis in die 1990er Jahre auch Schüler aus dem Bördekreis das Rüstzeug für das Abitur erwarben.

„So viele Interessenten wie jetzt hat das Gymnasium Egeln in den vielen Jahren seiner Existenz noch nicht erlebt. Viele der ehemaligen Abiturienten ziehen den Hut vor den Bürgern und vor allem vor dem damaligen Bürgermeister Meinicke, die in der Zeit um 1924 entschieden hatten, in dem kleinen Egeln für die Stadt und die umliegenden Orte eine höhere Schule zum Erwerb des Abiturs zu schaffen. Die Zeit war günstig, weil die preußische Regierung die Errichtung von 100 neuen höheren Schulen auch in kleineren Städten plante und die Schulgründung vom damaligen Präsidenten des Provinzialkollegiums der Provinz Sachsen und dem späteren Mitglied der preußischen Regierung Adolf Grimme angeregt wurde“, weiß Kurt Bosse aus der Geschichte des Gebäudekomplexes in der Lindenstraße zu berichten.

Diese Schule habe so manche schwierige Zeit wie den Zweiten Weltkrieg, die DDR-Zeit und die Wende überlebt. „In dieser neuen Zeit, wo Bildung ein wichtiger Faktor für die Zukunft der Menschheit ist, wurde in der ,Ferne’ entschieden über das Aus eines soliden Schulbauwerks, das kurz vor vor dem 100-jährigen Jubiläum stand und entsprechend dem derzeitigen Bauzustand weitere 100 Jahre hätte existieren können“, kritisiert Kurt Bosse den damaligen Beschluss des Kreistages des Salzlandkreises, das Gymnasium Egeln wegen fehlender Schülerzahlen komplett aufzugeben und mit dem Dr.-Frank-Gymnasium in Staßfurt zusammenzulegen.

Weitere Anfahrten in die Schule

„Über 500 Schüler und 35 Lehrer haben dadurch ein regionales Schulsystem verloren, wogegen füreinen mehrere Millionen Euro teuren Umbau 65 Personen und zirka 45 Beschäftigte einen Platz in diesem Seniorenheim finden sollen“, sagte der Buchautor unter Hinweis auf die Pläne des Dessauer Unternehmers Burchard Führer, in dem Gebäude das Seniorenheim „Gymnasium Egeln“ einzurichten. Der Um- und Ausbau soll zum Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

Die durchschnittliche Entfernung von allen Schülern im Einzugsbereich für das Gymnasium Egeln gelegenen Orten seien damals 6,6 Kilometer gewesen und für die tägliche Busfahrt nach Staßfurt betrage die durchschnittliche Entfernung heute 16,6 Kilometer.

So sieht die Chronik des Gymnasiums Egeln aus.
So sieht die Chronik des Gymnasiums Egeln aus.
Foto: Kurt Bosse

„Jetzt, wo vor den Toren von Egeln und Magdeburg mit der Ansiedlung des US-Chipgiganten Intel eine zukunftsweisende Industrie entsteht, mit der große Veränderungen im Umland bezüglich Bildung, Arbeit und Infrastruktur verbunden sind, hat Egeln ein Superbauwerk der höheren Bildung ,verschenkt’“, moniert Kurt Bosse und fügte hinzu: „Wenn man sich vorstellt, mit welcher Kreativität das Haus 1928 im Prinzip für die zukünftige Zeit gebaut wurde und zu jeder Zeit genau die richtige Dimension für die Region hatte.“

Nun, wo diese für ehemalige DDR-Bürger neue Gesellschaft erkennen müsse, wie wichtig es sei, mit allen Arten von Energieträgern überlegt und sinnvoll umzugehen, da müssten die Schüler der höheren Bildungseinrichtung nicht nur lange Wege, sondern auch viel unnötige Fahrzeit in Kauf nehmen. „Dies hat natürlich auch große Auswirkungen auf die außerschulische Vereinsarbeit in den Gemeinden der Egelner Mulde“, so Bosse.