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Testaktion Corona-Test in Klinik gibt Rätsel auf

Nach einer großen Testaktion von 550 Menschen in Aschersleben, ist das Testergebnis des eigentlichen Corona-Patienten nicht eindeutig.

Von Franziska Richter 21.04.2020, 22:54

Aschersleben l Vor zwei Wochen war der Patient in das Ameos-Klinikum in Aschersleben eingewiesen worden, „wegen einer völlig anderen Erkrankung“, erklärt Dr. Klaus H. Thomas, Chefarzt und Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie in Aschersleben und Leiter des medizinischen Krisenstabs bei Ameos Ost.

„Er hat sich völlig asymptomatisch verhalten, was Covid-19 betrifft, und das bis heute“, so Dr. Thomas. Sprich, der Mann hat keine der typischen Corona-Symptome wie Atembeschwerden, Husten oder Fieber.

Am Freitag war der Patient regulär aus dem Ascherslebener Klinikum zur Weiterbehandlung in ein anderes Krankenhaus verlegt worden. Welches das ist, darf aus Datenschutzgründen nicht mitgeteilt werden. Dort wurde bei der Neuaufnahme ein Corona-Test durchgeführt. „Der Befund zeigte ein schwach positives Ergebnis in Bezug auf Corona“, sagt Dr. Thomas.

Am Samstag wurde der Patient aufgrund dieses Befundes in das Corona-Spezial-Krankenhaus Bernburg von Ameos überwiesen. Dort wurde er wieder auf Corona getestet und dieses Mal fiel der Test negativ aus. Ein Umstand, den auch die Ärzte nicht zweifelsfrei erklären können. „Das ist eine gute Frage, warum das Testergebnis erst positiv, dann negativ ausgefallen ist“, sagt Dr. Thomas.

Der Patient wird weiterhin in Bernburg behandelt, es gehe ihm gut, berichtet der Chefarzt.

Es sind mehrere Erklärungen für die unterschiedlichen Testergebnisse möglich: „Wir gehen davon aus, dass es eine schwache Infektion war“, so der Leiter des medizinischen Krisenstabs bei Ameos Ost. Eine Genesung kommt auch in Frage: „Im Verlauf einer Infektion kommt es irgendwann zu einer Heilung. Das Virus kann dann nicht mehr nachgewiesen werden. Ein Patient kann zu Beginn der Krankheit positiv getestet werden und nach zehn Tage zum Beispiel dann negativ“, so Dr. Thomas.

Ein Corona-Test sei immer nur eine Momentaufnahme. Außerdem ändern sich die Orte im menschlichen Körper, an dem das Virus am besten nachgewiesen werden kann, im Laufe einer Erkrankung. Von einem Fehler beim Testen geht man in diesem Fall nicht aus.

Die Unsicherheiten bei den Corona-Tests sind auch der Grund dafür, dass bei einer Neuaufnahme von Patienten in Ameos-Kliniken aktuell keine Pflicht zum Testen besteht. Liegt aber ein begründeter Verdacht vor, wird immer ein Test durchgeführt. Selbst bei einem negativen ersten Test, werden bei weiter bestehendem Verdacht zusätzliche Untersuchungen veranlasst.

Genau an diesem Fall-Beispiel lasse sich illustrieren, was die Schwierigkeit im aktuellen Klinikbetrieb sei, so Dr. Thomas. Ein Corona-Test liefere keine hundertprozentige Sicherheit. Der Leiter des medizinischen Krisenstabs erklärt: „Wir können uns nicht auf die Tests verlassen, daher führen wir bei Neuaufnahmen auch keine pauschalen Tests durch, sondern es muss ein begründeter Verdacht bestehen.“

Auch logistisch wäre dies für Deutschlands Kliniken nicht machbar und unverhältnismäßig. Man hält sich daher bei Ameos an die allgemein geltenden Vorschriften des Robert-Koch-Instituts: Getestet werden nur Patienten mit Symptomen oder mit Kontakt zu Infizierten.

Hätte der Mann in Aschersleben Symptome gezeigt, wäre die Lage ganz anders gewesen. Auch die Helios-Kliniken in Sachsen-Anhalt testen neu aufzunehmende Patienten nur bei Verdacht. Die Kliniken in Burg, Neindorf, Zerbst, Köthen und Vogelsang verfahren bei dringenden Operationen und Behandlungen so: „Mit diesen Patienten stehen wir vor dem Klinikaufenthalt bereits telefonisch in Kontakt und prüfen, ob ein begründeter Verdacht besteht“, berichtet Dr. Irit Nachtigall, Regionalleiterin Krankenhaushygiene Helios Ost auf Nachfrage. „Hierbei arbeiten wir mit einem eigens entwickelten Screening-Bogen. Auch unsere Patientenaufnahmen sind dafür sensibilisiert.“

An den Salus-Kliniken, zum Beispiel in Bernburg, ist das anders: „Alle Neuaufnahmen werden durch ein Screening, das die Abklärung von Symptomen und einen Test beinhaltet, auf Corona untersucht und bleiben bis zum Testergebnis auf einer Quarantänestation“, so Sprecherin Petzke.

Die bis Dienstag vorliegenden Testergebnisse bei Ameos waren alle negativ.

Nachdem der Fall am Wochenende bei Ameos bekannt wurde, begann das Unternehmen, alle Mitarbeiter und Patienten testen zu lassen. Das betraf Schwestern, Pfleger, Ärzte, Verwaltungs- und Versorgungsmitarbeiter. Patienten, die vor kurze entlassen wurden, müssen nun über das Gesundheitsamt kontaktiert und abgeprüft werden.