Polizei sagt: Wer Bilder ungefragt veröffentlicht, macht sich strafbar Cybermobbing - wenn ein Foto im Internet der Auslöser für Tränen ist
Rache ist bitter! Diese Erfahrung hat Annika aus Burg gemacht, sie entdeckt ein peinliches Foto im Internet. Die Polizei sagt: Das ist strafbar. Im Internet gibt es häufig solche Fälle, auch Cybermobbing genannt.
Burg/Genthin/Zerbst l Annika ist 15 Jahre alt und schrecklich verliebt. Den heftigen Streit mit ihrem Exfreund auf dem Schulhof hatte sie längst vergessen. Bis sie neulich ein Foto von sich im Internet entdeckt. Es ist ein Motiv aus verliebten Tagen. Voller Erotik, voller Sorglosigkeit. Annika erzählt: "Mir kamen die Tränen, als ich das Foto auf der Plattform eines sozialen Netzwerkes entdeckte." "Dies ist eindeutig ein Straftatbestand", erklärt Polizist Thomas Kriebitzsch. Juristisch wird dies Recht am eigenen Bild genannt. Bedeutet: Wer ein Foto von jemanden ohne dessen Genehmigung veröffentlicht, muss mit einer Anzeige rechnen. Kriebitzsch ist im Burger Polizeirevier für Prävention und Aufklärung zuständig. Er geht in Schulklassen, berät aber auch Eltern und Lehrer. Ihm ist aufgefallen: "Manchmal wissen die Jugendlichen besser Bescheid als Eltern und Lehrer."
Cybermobbing ist schon lange keine Ausnahmeerscheinung mehr. Insbesondere an Schulen tritt das Problem häufig auf. Das liegt vor allem daran, dass junge Menschen verstärkt über Soziale Netzwerke (Facebook, Googleplus) kommunizieren. Laut einer Multimedia-Studie suchen 71 Prozent der Teenager mehrmals pro Woche solche Plattformen im Internet auf. Fast zwei Drittel aller Schüler besuchen mehrmals am Tag das eigene oder andere Profile. Schulklassen oder ganze Schulen sind auf diese Weise miteinander vernetzt. Hänseleien und Beleidigungen finden nicht mehr nur im Klassenzimmer und auf dem Schulhof statt, sondern werden ins Internet verlagert.
Logisch: Dort ist es besonders leicht, andere zum Opfer zu machen - die Täter wähnen sich sicher in der Anonymität des Netzes. Für 25 Prozent der jungen Menschen stellt Cybermobbing laut einer Untersuchung ein Problem dar: 15 Prozent berichten sogar davon, dass von ihnen schon einmal peinliche Bilder oder Videos im Internet verbreitet wurden.
Verbalattacken, Beschimpfungen oder Lügen - beim sogenannten Cybermobbing in sozialen Netzwerken verlaufen die Grenzen fließend. Die beleidigenden Kommentare, verunglimpfenden Bilder oder Videos werden meist übers Handy online verbreitet: "Das dauert nur noch Sekunden. Oft passieren im Übereifer Dinge, die so gar nicht geplant waren, zumal fast jeder Jugendliche ein Smartphone besitzt", erklärt Polizist Kriebitzsch und ergänzt: "Das Netz vergisst nichts. Auch gelöschte Bilder tauchen häufig an anderer Stelle im Internet wieder auf."
Auch Annika hat dafür gesorgt, dass ihr peinliches Foto von der Netzwerk-Plattform gelöscht worden ist. Kriebitzsch: "Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass das Bild beim Googlen wieder auftaucht." Cybermobbing: Eine Umfrage des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unter privaten Internetnutzern zeigt, dass auch Erwachsene von dieser neuen Form der Gewalt betroffen sein können. Zwölf Prozent der Nutzer, die in mindestens einem sozialen Netzwerk aktiv sind, waren in diesem Zusammenhang bereits Opfer von Mobbing und sexueller Belästigung. Dabei handelt es sich vorwiegend um weibliche Nutzer zwischen 14 und 39 Jahren.
Um Jugendliche vor Cyber-mobbing zu schützen, verteilt die Polizei unter anderem Comic-Broschüren. Im Flyer "Opfer, Schlampe, Hurensohn. Gegen Mobbing" wird ein Geschehensablauf von Cyber-mobbing dargestellt. Damit soll einerseits aufgezeigt werden, dass die Funktionen von Smartphones und die mobile Einbindung in soziale Netzwerke schnell zu Mobbing-Attacken verleiten können.
Kriebitzsch: "Wir vermitteln aber auch, eine Mobbingsituation nicht hinzunehmen. Opfer können Hilfe in Anspruch nehmen, statt zu schweigen oder ebenfalls mit Mobbing zu reagieren." Cybermobbing ist kein Straftatbestand - Beleidigung, Bedrohung und die Verbreitung von fremdem Bildmaterial aber schon. Viele Täter wähnen sich in der Anonymität im Netz sicher, und oft ist ihnen nicht bewusst, dass ihr Verhalten nicht nur verletzend, sondern auch strafbar ist.
Kriebitzsch zufolge wissen viele Betroffene nicht, wie sie sich wehren sollen: "Wenn jemand glaubt, dass er im Netz gemobbt wird, raten wir, beleidigende oder sogar bedrohliche E-Mails nicht zu tolerieren, sondern aufzubewahren und bei der Polizei Anzeige zu erstatten." Jugendliche sollten nicht direkt auf solche E-Mails oder SMS antworten, sondern Eltern und andere Vertrauenspersonen einbeziehen. Wichtig ist, sich der Familie und Freunden anzuvertrauen.
Weitere Tipps gegen Cyber-mobbing gibt es im Internet unter www.polizei-beratung.de / Polizist Thomas Kriebitzsch erreicht ihr unter Telefon (0 39 21) 92 01 98