DDR-Kunst und alte Glocke im Fokus
Was wird aus den „Händen“ und der IfL-Metallplastik? Bronzeglocke vom Tiergarten beschäftigt Ortschaftsrat.
Staßfurt/Bernburg/Groß Mühlingen. - Es gibt einige Kunstwerke aus DDR-Zeiten, die die Stadt Staßfurt erhalten hat und mit einer entsprechenden Platzierung in der Öffentlichkeit auch den Künstlern gegenüber eine Wertschätzung erweist.
Da wären die Metallplastiken zu nennen, die während eines Symposiums im einstigen Chemieanlagenbau Staßfurt in den 1980-er Jahren geschaffen wurden. Sie schmücken heute die Kreisverkehre am Kaiserhof („Windspiel“) und vorm Salzlandcenter („Blüte“). Auf dem Sperlingsberg sprudelt im Sommer der „Salzkristall“, auch eine metallene „Flamme“ gehört zur Kunst an der Einkaufsmeile.
Aber was ist eigentlich mit den „Händen“ aus dem Foyer des ehemaligen Kreiskulturhauses (heute Salzlandcenter) geworden – die Holzarbeit mit Glas als Ringschmuck hing zuletzt im Gebäude der Kreismusikschule – oder mit der Metallplastik, die über dem Eingang des Wohnheims (heute Wohnanlage) vom ehemaligen Institut für Lehrerbildung (IfL) in der Bernburger Straße geworden?
Stadt und Kreis im Gespräch
Der Fachdienst Wirtschaft und Kultur der Stadt Staßfurt teilt auf Nachfrage mit: „Gemeinsam mit dem Salzlandkreis bemühen wir uns derzeit, eine Sicherung für das Kunstwerk in einem anderen Staßfurter Gebäude zu ermöglichen und weitere Informationen über das Kunstwerk zu sammeln.“ Der Kontakt zum Salzlandkreis sei von der Stadt Anfang Juni dieses Jahres hergestellt worden.
Der Salzlandkreis bestätigt, den Wunsch der Stadt Staßfurt beziehungsweise den „politischen Willen“ zum Kunstobjekt „Die Schöpferkraft des Menschen“ („Hände“, kleines Foto) zu kennen und mit der Stadt im Gespräch zu sein. Das Werk hänge noch im Gebäude in der Bernburger Straße in Staßfurt.
Und der Staßfurter Fachdienst zur Metallplastik vom IfL: „Für die Metallplatten werden derzeit Firmen angefragt, welche diese restaurieren können, um das Kunstwerk im Treppenhaus vom Haus am See auszustellen.“ Im Vorfeld sei der Kontakt zur Familie des Künstlers Johann-Peter Hinz hergestellt worden, um die Geschichte des Kunstwerks zu recherchieren. „Auch hier besteht Kontakt zum Salzlandkreis, um eine gemeinsame Klärung zu erzielen.“
Die Stadt hatte besagtes IfL-Kunstwerk bereits für 1.500 Euro vom Besitzer des Gebäudes gekauft, als der das zum Wohngebäude umbaute. Stadtrat Ralf-Peter Schmidt (UBvS) meint auf Nachfrage dazu, dass die Metallplastik des IfL-Wohnheims durch die Stadt schlecht eingelagert worden sei und einen Sanierungsbedarf aufweise. Laut Schmidt müsste der Kulturausschuss da weiter dranbleiben.
Dieser und der Stadtrat hatten zwischenzeitlich ein neues (Kultur-) Thema auf dem Tisch. Nämlich eine Dauerleihgabe der Glocke vom Tierpark an die evangelische Kirchengemeinde St. Petri und Johannis Staßfurt, die Interesse daran für ein neues Geläut der Kirche auf dem Königsplatz bekundete.Der Stadtrat hatte nichts dagegen, beschloss das 2023.
Allerdings gibt es zu dieser Bronzeglocke mittlerweile ganz andere Entwicklungen, so dass der Beschluss zur Dauerleihgabe derzeit wieder zur Aufhebung in den politischen Gremien steht.
Die Beschlussvorlage dazu erklärt die Entwicklung sehr ausführlich. So hat die Staßfurter Kirchgemeinde beispielsweise kein Interesse mehr an der Tierparkglocke, weil diese defekt ist und eine Reparatur sehr kostenaufwendig wäre. Andererseits passt deren Ton nicht in das neue Geläut. Zwei dieser neuen Glocken sollen übrigens über eine Börse angeschafft werden, wo gebrauchte Glocken preiswerter im Angebot sind.
Schließlich will die Gemeinde vom Königsplatz auch einem möglichen Streit aus dem Weg gehen. Denn die Kirchengemeinde Groß Mühlingen – von der der Staßfurter Industrielle Adam vor über 100 Jahren die Glocke geschenkt bekam, weil er sich um den Bau des Gotteshauses in Groß Mühlingen verdient gemacht hatte – will die Glocke zurückhaben.
Glocke ist ein Geschenk
Klaus Stops (CDU) meinte im Ortschaftsrat zu diesem Gesichtspunkt kurz und knapp: „Geschenkt ist geschenkt.“ Er sei dafür, dass die Glocke im Tierpark bleibt. Die Familie Adam hatte hier ihren Garten bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg. Danach wurde das Gelände zum Tierpark umfunktioniert.
Der Ortschaftsrat beschloss nun einstimmig die Aufhebung des Beschlusses zur Dauerleihgabe der über 600 Jahre alten Glocke an die Gemeinde St. Petri und Johannis Staßfurt, die sich übrigens nochmal bedankte, dass es die Möglichkeit der Dauerleihgabe gegeben hätte.