Neue Unterrichtsmethoden und Tagesabläufe stehen fest / Ab 2. April beginnt die Testphase Dr.-Frank-Gymnasium will sich völlig neu gestalten und Ganztagsschule werden
Vieles wird sich am Dr.-Frank-Gymnasium in Staßfurt ändern. Bekommt die Schule alle erforderlichen Stimmen zur Umgestaltung in eine Ganztagsschule, werden sich Unterricht, Pausenangebote und Tagesabläufe grundlegend wandeln.
Staßfurt l Es sei nicht nur die Idee der Schulleitung gewesen, das Dr.-Frank-Gymnasium in eine Ganztagsschule umzuwandeln. Vielmehr kam die Initiative von Eltern und Schülern. "Es kamen Anfragen von Eltern, ob wir nicht noch mehr Angebote zur Freizeitbeschäftigung anbieten können", erklärt Frauke Fleischer, schulfachliche Koordinatorin am Dr.-Frank-Gymnasium.
Außerdem liegt der Schritt zur Ganztagsschule nahe: Schon jetzt werden unzählige AGs, auch in Zusammenarbeit mit Vereinen und anderen externen Partnern, angeboten. "Es gibt bei uns sowieso schon viele Schüler, die sich in AGs engangieren. Aber es gibt auch solche, die sich ihre Freizeit ganz allein organisieren müssen", erklärt Frauke Fleischer weiter. Auch um diese Schüler ein Stück weit aufzufangen - gerade wenn beide Eltern berufstätig sind - haben sich Lehrer und Schulleitung zu diesem Schritt entschlossen.
Also hat sich am Dr.-Frank-Gymnasium vor einiger Zeit eine Steuergruppe gebildet, die ein Konzept zu einer Ganztagsschule am Staßfurter Gymnasium entworfen hat. Sie besteht aus der Leiterin Heike Lenz und sechs weiteren Lehrern. Eltern wurden bereits in einem Brief informiert. Bisher hat die Steuergruppe Grundlegendes festgelegt:
Hinter dem Titel "Ganztagsschule" steht ein neues Konzept. "Die Schule soll nicht nur ein Lernort sein, sondern auch ein Ort, um etwas fürs Leben zu lernen", sagt Frauke Fleischer. Die Kinder haben sich nicht mehr an die Schule anzupassen, sondern die Schule richtet sich jetzt nach den Schülern. Sie geht auf ihre Bedürfnisse ein.
"Wir werden uns im Tagesablauf nach dem Biorhythmus der Schüler richten", sagt Heike Lenz. Es wird kaum noch Einzelstunden geben, sondern Blockunterricht. Die Schüler sollen einen noch festeren Rhythmus bekommen. Der Tagesablauf ist immer gleich strukturiert. Sie fangen dann 7.30 Uhr an und haben drei oder vier Unterrichtsblöcke von je neunzig Minuten pro Tag. Zwischen den ersten beiden Blöcken gibt es 30 Minuten Pause für Frühstück und Bewegung auf dem Hof. "Die Schüler kamen teilweise ohne Frühstück zur Schule und drängeln sich in fünf Mintuen Pause ihr Frühstück rein. Das geht so nicht weiter", macht Schulleiter Steffen Schmidt klar. Nach dem zweiten Block schließt sich eine 50-minütige Mittagspause an. In dieser werden die Schüler nicht nur Mittag essen, sondern sie dürfen auf freiwilliger Basis aus 14 verschiedenen Erholungsangebote auswählen (siehe grüner Kasten). Die Schulschlusszeiten bleiben gleich.
Die 90-Minuten-Unterrichtsblöcke haben keine Pause. Das sei ein Vorteil, meint Frauke Fleischer. "So können wir im Unterricht ganz andere Sachen machen, für die in 45 Minuten keine Zeit war. Wir können Stationslernen und Gruppenarbeit anbieten und komplexer arbeiten." Steffen Schmidt meint: "Dann müssen sich die Schüler nicht so oft umstellen während des Tages. Auch das Problem mit den schweren Ranzen kann behoben werden." Die Schüler haben also weniger Fächer pro Tag und können sich besser auf einen Fachbereich konzentrieren.
Natürlich wird es auch noch Frontalunterricht geben, aber hinter den neuen Unterrichtsmethoden aus Gruppenarbeit, Stationslernen und mehr steht die Idee des "schülerorientierten Lernens". Da wird in Geschichte ein Modell einer alten Burg gebaut, im Deutschunterricht werden Dialoge aus Büchern szenisch dargestellt. Der Schüler, wenn er den Unterrichtsstoff hautnah erlebt, prägt sich die Inhalte besser ein, als wenn der Lehrer vorn in einem Monolog versinkt. Es werden auch moderne Medien zum Einsatz kommen. "Wir werden vereinzelt auch iPhones im Unterricht zulassen", so Schmidt. In einer so komplexen Informationsgesellschaft wie heute kommt man mit dem Auswendiglernen nicht mehr weit. "Wir geben unseren Schülern die Methoden an die Hand, um Probleme zu lösen und in der heutigen Welt zurechtzukommen", sagt Schmidt.
Derzeit müssen die neuen Stundenpläne bis ins Detail entworfen werden. Im März und April sind Weiterbildungen für die Lehrer zum Blockunterricht und zur Schülermotivation geplant. Bereits am 2. April werden die Neuerungen Wirklichkeit: Die Ganztagsschule geht in eine Textphase bis zum Schuljahresende.
Dass das Gymnasium eine Ganztagsschule wird, ist noch nicht beschlossene Sache. Offiziell muss die Gesamtkonferenz - bestehend aus Eltern-, Schüler- und Lehrervertretern, Schulleiter und Schulträger - der Umwandlung zustimmen. Danach braucht es noch die Zustimmung des Kreistages und schließlich des Kultusministeriums. Schulleiter Schmidt sieht keine Probleme: "Ich bin da völlig optimistisch."