Leitbild Ein Smiley für mehr Miteinander
Wie kann man zu einem besseren Miteinander in Staßfurt finden? Um diese Frage drehte sich der letzte Bürgerabend zum Leitbild.
Staßfurt l Der Smiley, Symbol für ein freundliches Gesicht, hing am Mittwochabend ganz oben an der Tafel beim Bürgerabend. Allen Teilnehmern, die für den Leitbildprozess in Staßfurt ihre Ideen für das gesellschaftliche Miteinander in der Stadt einbrachten, war ein positiver Umgang miteinander wichtig: Mehr Respekt, mehr Toleranz, mehr Entgegenkommen, mehr Gemeinschaft - ob das die konkrete Zusammenarbeit zwischen Vereinen, Stadt und Freizeiteinrichtungen ist, die Information und Vernetzung untereinander oder die positive Einstellung, dass alle an einem Strang ziehen und sich alle zur Gesellschaft der Stadt Staßfurt dazugehörig fühlen. Dafür steht der Smiley, den Dr. Stefan Eisner von der NSI Consult als Moderator des Abends angepinnt hatte.
Viele Sachverhalte und Probleme beim gesellschaftlichen Zusammenleben in der Stadt haben die Teilnehmer diskutiert und in Ziele für die Zukunft umformuliert. In das Leitbild fließen nun folgende Wünsche ein:
Gesellschaftliche Teilhabe-Möglichkeiten für alle Einwohner schaffen! „Wenn ein Kind in der Schule keinen Markenpullover anhat, wird es gehänselt, es wird gelästert“, sagte Eileen Kästner, die als Bürgerin in der Runde saß. Viel Neid und Missgunst spüre sie in der Stadt. Menschen fühlten sich abgehängt und nicht mitgenommen.
Negativ einzuordnen sei auch die Empfindung mancher Menschen aus den Ortsteilen, dass sie nicht zur Stadt gehörten, so Dr. Stefan Eisner, der die Ergebnisse der letzten Runde des Bürgerabends noch einmal zusammenfasste: „Es ist noch dieses Kirchturmdenken vorhanden, obwohl schon lange alle zu Staßfurt gehören.“
Über Angebote, die Einrichtungen, Stadt, Verbände oder Vereine machen könnten, könnte man es schaffen, dass sich wieder mehr Menschen integriert und mitgenommen fühlen in Staßfurt. Gesellschaftliche Teilhabe solle für alle gelten, ob Ausländer, Staßfurter, Frauen, Männer, Kinder, Jugendliche, Senioren und so weiter.
Ehrenamtliche Arbeit und Vereine müssen stärker gewürdigt und anerkannt werden! Das Engagement der Bürger, die Beteiligungsmöglichkeiten und die Aktivitäten in Staßfurt, gerade was die vielen Vereine betrifft, sei eine Stärke der Stadt, so Dr. Stefan Eisner.
Das ehrenamtliche Engagement sei hier außergewöhnlich ausgeprägt und ein großer Pluspunkt. Man könnte diesem Umstand mehr Bedeutung, etwa durch öffentliche Auszeichnungen, beimessen.
"Mach mit! Mach‘s besser!“ Dieser Ausspruch kam direkt von Lothar Messerschmidt, nachdem die Teilnehmer feststellen hatte: Die Meckerkultur in Staßfurt gefällt eigentlich keinem mehr, sie raubt Kraft und Energie und bewirkt auch, dass die Selbstwahrnehmung in der Stadt nicht gerade die beste ist. Anstatt zu meckern und zu nörgeln, solle man selbst machen und mitanpacken - in Richtung bürgerschaftliches Engagement.
Bedarfsgerechte Mobilität und Vernetzung schaffen! Es gibt zwar viele Angebote in Staßfurt, ob Veranstaltungen oder Vereine. „Es mangelt aber an Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung, einem ist nicht bekannt, was der andere macht“, so Dr. Stefan Eisner. „Man könnte zum Beispiel Kleinbusse, wie einmal bei einer Veranstaltung im Theater, organisieren“, brachte hier Stadtrat Matthias Büttner eine Idee ein.
Frei- und Aktivräume für Kinder und Jugendliche erhalten und ausbauen! „In den Ferien ist es langweilig in Staßfurt“, war eine Erkenntnis des Bürgerabends. Christine Fischmann als Leiterin des Themenbereiches plädierte dafür, Räume für die Kinder, zum Beispiel die Spielplätze mit hoher Priorität zu behandeln.
Bürgernahe Dialoge ermöglichen und ausbauen! Der Austausch zwischen Kommunalpolitik und Bürgern könnte viel intensiver sein, betonten mehrere Teilnehmer. Dass Bürger sich einmischen, sei in Staßfurt sehr selten und passiere meist erst wenn es zu spät ist. „Die Bürger könnten zum Stadtrat kommen, nutzen diese Möglichkeit aber nicht“, führte Matthias Büttner an. Sylvia Götze von der Stadtverwaltung kritisierte hingegen, dass Stadträte kaum für städtische Veranstaltungen zu gewinnen seien.
Daher sei es wichtig, dass die Kommunalpolitik die Bürger auf geeignete Art und Weise anspricht, in angenehmer Form und in Veranstaltungen in einfachen Formaten. „Parteiwerbung bei Festen finde ich einfach nur furchtbar“, meinte Eileen Kästner dazu. „Aber die Situation ist aktuell mit dem neuen Oberbürgermeister schon besser geworden, er ist nahbar und spricht mit den Menschen.“
Auch an der Beteiligung am jetzigen Leitbildprozess sieht Dr. Stefan Eisner Anzeichen, dass sich das bessert. Der Oberbürgermeister beteilige die Bürger daran. Der Familientheatertag, der mit seinen Inhalten bei jungen Familien gut ankam, wurde wie die Haushaltsbefragungen auch gern genutzt. Und einige Stadträte waren auch bei den Bürgerabenden dabei.
Barrieren können sowohl baulicher Art sein, wenn die Oma mit dem Rollator nicht über den Gehweg kommt oder der Rollstuhlfahrer nicht in öffentliche Gebäude gelangt. Aber auch sprachliche und informelle Barrieren gibt es, betonte Christine Fischmann. „Es bestehen auch Barrieren in der Kommunikation“, sagte Riccardo Achilles von der Stadtverwaltung. Kommunikation etwa zwischen Bürgern und Stadtverwaltung müsse erleichtert werden.
In Sachen Vereine sollen innovative Angebote besonders unterstützt werden, wenn sich neue Vereine gründen oder neuartige Angebote entstehen. „Diese großartige Vereinsvielfalt, die wir in Staßfurt haben, müssen wir einfach erhalten“, erklärte Stadtrat Hartmut Wiest. Ob das über Förderungen oder anderes passiert, soll später definiert werden, wenn es ab dem Sommer um konkrete Maßnahmen im Leitbildprozess geht.
Im gleichen Zuge wurde betont: Die Anzahl der Vereinsmitglieder in der Stadt müsse erhalten bleiben, bezugnehmend auf die Nachwuchsprobleme bei vielen Vereinen. Walter Staßfurt vom Seniorenbeirat betonte, dass der demografische Wandel die Mitgliederstärke einzelner Vereine in Zukunft bedrohen werde.
Der städtische Veranstaltungskalender soll optimiert werden! Wichtig sei, dass sich Veranstaltungen in Staßfurt und den Ortsteilen nicht vom Datum her überschneiden. Denn schön sei es nicht, wenn „sich zwei Veranstaltungen zur selben Zeit gegenseitig die Besucher wegnehmen“, wie Hartmut Wiest fand.
Die Ergebnisse der Haushaltsbefragung und die zusammengefassten Erkenntnisse aus den Bürgerabenden werden an diesem Sonntag, 2. April, ab 15 Uhr im Salzland Center präsentiert. Dazu sind die Teilnehmer aller Bürgerabende sowie weitere interessierte Bürger herzlich willkommen. Das Beratungsbüro wird die Leitlinien für Staßfurt vorstellen.