1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Etwa 1000 Hausanschlüsse noch nicht "bleifrei"

Wasser- und Abwasserzweckverband arbeitet an der Umsetzung der EU-Trinkwasserverordnung Etwa 1000 Hausanschlüsse noch nicht "bleifrei"

Von Falk Rockmann 06.07.2010, 08:06

Wie es um Blei im Trinkwasser des Versorgungsgebietes vom Wasser- und Abwasserzweckverband (WAZV) Bode-Wipper bestellt ist, mit dieser Sorge wandte sich unser Leser Karl-Heinz Ockert aus Staßfurt an den Salzland-Kurier. Wir fragten den Geschäftsführer des Verbandes Dr. Joachim Rosenthal.

Staßfurt. Zum erwähnten Schwermetall Blei stellt Dr. Rosenthal gleich voran: "Das Trinkwasser, das wir aus Colbitz beziehen, hat ein Bleigehalt von weniger als 0,001 Milligramm pro Liter. Nach der aktuell für uns geltenden Trinkwasserverordung dürfte es 0,025 mg/l aufweisen."

Das Colbitzer Wasser werde selbst mit Inkrafttreten der schärferen Bestimmungen der EU-Trinkwasserverordnung ab 2013 weit unter dem geforderten Grenzwert von dann 0,01 mg/l Blei liegen.

Worauf sich die Staßfurter Wasserwerker momentan viel mehr konzentrieren, ist die Erneuerung von Trinkwasserhausanschlüssen mit Bleileitungen. "Die müssen ab 1. Dezember 2013 ausgewechselt sein. Das ist auch für uns eine anspruchsvolle Aufgabe, aber wir denken, dass wir das schaffen werden", ist der WAZV-Geschäftsführer zuversichtlich. Etwa 1000 Anschlüsse sind noch zu wechseln. 2008 habe man 181 geschafft, im vergangenen Jahr leider nur 125. "Wir hatten damit gerechnet, dass wir uns beim Straßenausbau der Siedlung in Amesdorf und des Burgtals in Hecklingen einklinken können", erklärt Dr. Rosenthal den Stau. Der Verband arbeite allerdings auch an eigenen Maßnahmen. So beispielsweise in Groß Börnecke im Holzweg, wo 13 Anschlüsse erneuert wurden.

Gegenwärtig läuft die Maßnahme Meisterstraße in Egeln. Vorhaben für 2010 sind nun noch: Hecklinger Burgtal, Wächterplatz/Zwingerstraße, Emil-Grupe-Straße/Parkstraße in Staßfurt sowie die Bahnhofstraße in Groß Börnecke.

Die rund 2000 Euro, die die Erneuerung eines Hauswasseranschlusses kostet, hat übrigens der Hauseigentümer zu tragen. Der Verband sei quasi nur Erfüllungsgehilfe für das EU-Recht. Wehren könne man sich dagegen nicht, erklärt Dr. Rosenthal. In Bernburg habe es aus diesem Grund schon einen Fall gegeben, wo der Versorger den Hahn abdrehte.

Wichtig sei auf jeden Fall auch die Untersuchung von Hausinstallationen, weil hier oftmals nicht soviel Bewegung im Wasserfluss herrscht wie in den Hauptleitungen und die Konzentration dadurch größer ist. Man erkenne Bleileitungen an der silbrigen Farbe, wenn daran leicht mit einem spitzen Gegenstand gekratzt wird.

Als Schwerpunktbereiche in Sachen Bleirohr in Hausanschlüssen nennt der Verbandschef Egeln und Groß Börnecke. Dort vermute man noch etwa 200. "Die stammen aus der Erschließungszeit für Trinkwasserleitungen in den 1960er Jahren. Der Bereich Staßfurt und Umgebung wurde größtenteils bereits vor dem 2. Weltkrieg und kurz danach erschlossen. Da verwendete man das ja an sich teure Material nicht."

Ist es nun wirklich so schlimm mit den Bleileitungen? "Seit 2008 bewertet die Deutsche Forschungsgemeinschaft Blei als ,krebserzeugend im Tierversuch‘. Besonders Säuglinge sollen gefährdet sein, bei denen sich das Blei in den Organen sammelt. Bei älteren Menschen konzentriert sich das Schwermetall in den Knochen", erklärt der Geschäftsführer, "Was man verhindern kann, sollte man auch verhindern."

Jetzt ist Blei ein Thema, in 20 Jahren vielleicht Kupfer- oder Plastikrohr? "Fakt ist, dass die Messmethoden immer exakter werden. Ob das dann der Fall sein wird, kann man heute noch nicht sagen. Kupfer ist ja auch schon in der Diskussion. Aber hier schützt wohl noch die Patina."