Firmen Frauen nutzen Aufstiegschancen
In Hecklingen gibt es die Firma´Möller Industrietechnik. Das Unternehmen beschäftigt viele Frauen.
Hecklingen l Nach wie vor sind Frauen viel seltener in solchen Berufen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) zu finden als Männer, sagte Agenturchefin Anja Huth.
Sie hat die Firma Möller, die Metall- und Metallweichstoffdichtungen fertigt und mit ihren 143 Mitarbeitern zu den größten Arbeitgebern der Region gehört, bei diesem wichtigen Thema nicht von ungefähr ausgewählt. Denn hier sind 40 Prozent des Personals Frauen. Und bei den Führungskräften machen die Mitarbeiterinnen sogar einen Anteil von 50 Prozent aus. Drei davon stellten sich auf dieser Pressekonferenz der Arbeitsagentur mit Antje Krüger, Beate Wenzel sowie Petra Witzke vor.
Die 39-jährige Antje Krüger aus Hecklingen ist gelernte Friseurin und Verkäuferin. Seit dem vergangenen Jahr gehört sie als Bereichsleiterin mit zur Führungsspitze der Firma Möller Industrietechnik. „Ich bin froh und freue mich, dass ich hier bin“, sagte Antje Krüger, die seit 2009 im Unternehmen ist und sich alles angenommen hat. Sie stieg zur Teamleiterin auf und dann zur Schichtleiterin. Sie möchte am Ende eines Arbeitstages gern sehen, wie sie geschafft habe, sagte sie.
Ebenfalls in einem typischen Männerberuf tätig ist Beate Wenzel, die seit 17 Jahren dabei ist und sich ebenfalls für höhere Aufgaben empfohlen hat. Die 52-jährige Hecklingerin hatte bis zu ihrer Entlassung als Zerspanerin im Chemieanlagenbau Staßfurt (CAS) gearbeitet. Danach probierte sie sich als Friseuse aus. „Doch davon kann man keine Familie ernähren. Das war schade oder eher auch Glück für mich“, sagte Beate Wenzel, denn dadurch bekam sie im Jahr 2000 die Chance, bei Möller im eigenen Ort ein vierwöchiges Praktikum zu absolvieren. 2001 hat sie dann dort eine Stelle bekommen und sich dann immer weiter qualifiziert, bis sie 2017 Bereichsleiterin wurde.
„Mit den Männern zu arbeiten, war richtig toll. Das ist unkomplizierter als mit den Frauen. Wir waren auf Augenhöhe“, schätzte die 52-Jährige ein. Sie ist froh darüber, dass Geschäftsführer Ralf Möller Vertrauen in sie und ihre Kolleginnen gesetzt und sie gefördert hat. „Sie hat sich mit ihrer Einsatzbereitschaft und Motivation angeboten“, lobte Möller.
Eine ähnliche Entwicklung hat Petra Witzke aus Üllnitz im Unternehmen genommen. Die 57-Jährige, die bis zu ihrer Arbeitslosigkeit als Facharbeiter für chemische Produktion, als Lehrmeisterin, Verkäuferin und Sachbearbeiterin gearbeitet hatte, hatte sich in dem Betrieb im Hecklinger Gewerbegebiet „Bodewiesen“ beworben und konnte 2001 im Versand beginnen. Seit dem vergangenen Jahr ist Petra Witzke nun Bereichsleiterin. „Ich bin heute noch stolz darauf, dass es damals geklappt hatte“, sagte die 57-Jährige, die von einer Super-Zusammenarbeit sprach. „Wir sind eine Familie. Ich werde von den Männern angenommen. Frauen sind manchmal etwas schwieriger“, so Witzke.
Für Agenturchefin Huth sind diese Frauen drei schöne Beispiele. Mit ihrer Vorstellung wollte sie den Blick für Frauen in Männerberufen öffnen und aufzeigen, „dass es eigentlich keine typischen Domänen mehr geben muss“.
Um bei den Jugendlichen die Augen auch abseits der typischen Rollenberufe für Frauen und Männer wie Friseuse oder Bankkaufmann beziehungsweise Kfz-Mechaniker oder Fachlagerist zu lenken, gibt es seit Jahren die sogenannten „Girls Days“ und „Boys Days“. Dabei sollen die Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, in typische Berufe des anderen Geschlechts hinein zu schnuppern. „Es ist nichts dran, wenn Männer etwa als Erzieher arbeiten. Im Gegenteil“, sagte Huth.
Dennoch halten sich die Wunschberufe der Mädchen und Jungen seit Jahrzehnten hartnäckig. Aber gerade Frauen bekämen immer noch einen im Vergleich zu Männern niedrigeren Lohn und hätten auch weniger Aufstiegschancen. Um diese Ungerechtigkeit etwas auszugleichen, will die Agentur für Arbeit Bernburg Wunsch und Wirklichkeit näher zusammen führen. Die klassischen Frauenberufe seien im eher industriegeprägten Salzlandkreis weniger gefragt, sagte die Agenturchefin. Sie ermutigt deshalb arbeitslose Frauen sich umzuorientieren.
Den Standort in Hecklingen hat Ralf Möller in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Sein ehrgeiziges Ziel ist es, die Metalldichtungen innerhalb einer Woche nach Auftragserteilung zu liefern und den Umsatz von derzeit 14 Millionen Euro zu verdoppeln.
„Wer Lust hat zu arbeiten, ist bei uns gern gesehen“, sagte Möller, der derzeit auch acht Lehrlinge ausbildet, aber nicht alle Stellen besetzen konnte.