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Infektionsschutzgesetz Friseur und Baumarkt nur mit Test, Gartencenter auch ohne

Wie Handel und Gewerbe in Staßfurt die neuen Regeln beim Infektionsschutzgesetz umsetzen

26.04.2021, 15:08
Weitaus mehr Betrieb als in den ersten Wochen herrscht am Montag im Schnelltestzentrum in Staßfurt. Sogar Pkw-Besatzungen mit ungarischen oder auch Potsdamer Autokennzeichen durchlaufen hier die Strecke. Wie die freundliche Dame am „Empfang“ mitteilt, arbeite man daran, auch vor Ort Testtermine zu vergeben.
Weitaus mehr Betrieb als in den ersten Wochen herrscht am Montag im Schnelltestzentrum in Staßfurt. Sogar Pkw-Besatzungen mit ungarischen oder auch Potsdamer Autokennzeichen durchlaufen hier die Strecke. Wie die freundliche Dame am „Empfang“ mitteilt, arbeite man daran, auch vor Ort Testtermine zu vergeben. Foto: Falk Rockmann

Staßfurt (fr/ej)

Ziemlich umständlich und teilweise mit sehr viel Erklärungsbedarf ist derzeit ein Einkauf im Baumarkt verbunden. Aber es geht.

Die Mitarbeiter des Staßfurter Hellwegs beispielsweise tun ihr Möglichstes. Was Marktleiter Sven Mühlenberg im Vorfeld angekündigt hatte, nämlich im Rahmen der Verordnung das Geschäft am Laufen zu halten, war am Montagvormittag eingespielt. Zumindest, was die räumliche Organisation betrifft.

Denn Verständnis ernten die nicht zu beneidenden Mitarbeiter am Eingang meist erst nach umfangreichen Erklärungen, warum und weshalb was so ist, wie es momentan eben ist.

Abends online bestellt, am nächsten Tag abgeholt

Und warum das Gartencenter ohne zertifiziertem Schnelltest besucht werden darf und der Baumarkt-Bereich nur mit dem „Freikaufschein“, ist ja auch schwer vermittelbar.

Es funktioniert aber. „Den erschwerten Umständen entsprechend bin ich ganz zufrieden“, sagt Peter Bähr und erklärt, wie er zu seinen gewünschten Baumarkt-Artikeln gekommen ist: „Gestern Abend habe ich online bestellt, heute Morgen die Antwort bekommen, wann ich es abholen kann.“ Der Kunde sieht sogar den Vorteil darin, dass er sich im Normalfall seine Ware im Markt selbst zusammensuchen würde, jetzt alles nur noch alles abholt – in der Hälfte der Zeit.

Es gibt andere Kunden, die längere Zeit überzeugt werden müssen vom Personal, letztendlich zum Ziel gelangen. Andere machen wutentbrannt sofort kehrt und – haben nichts erreicht.

Marktleiter Sven Mühlenberg weiß um den höheren Aufwand in diesen Tagen. Momentan wird quasi jeder Kunde persönlich bedient. Die Sorgen werden unterdessen nicht kleiner. Wenn die Inzidenzwerte drei Tage über 150 sind, wird auch hier nur noch Online-Bestellung und Abholung möglich sein.

Dann hilft also auch kein aktueller zertifizierter Schnelltest mehr für einen persönlichen Baumarkt-Einkauf.

Beim Friseur: Anstrengend und immer schlimmer

Sehr viel Organisationstalent brauchen die Frisöre. Dort gilt seit gestern: Termine können nur noch mit negativem Test wahrgenommen werden. Bei City Haarmoden aus Staßfurt mit den zwei Geschäften in der Hohenerxlebener Straße und Am Tierpark rufen die Mitarbeiterinnen schon seit vergangene Woche Donnerstag Kunden an und informieren über die neue Verordnung durch die Bundesnotbremse.

„Es ist sehr, sehr anstrengend und es wird immer schlimmer. Das Telefon klingelt ständig“, berichtet Mitarbeiterin Jeanett Voigt. „Viele schreckt es ab. Sie sagen die Termine ab. Es ist tote Hose.“ So wurden im Laden in der Hohenerxlebener Straße gestern bis zum Mittag nur zwei Termine wahrgenommen.

„Vor allem viele ältere Kunden verstehen gar nicht, was los ist. Die haben auch kein Internet und können keinen Termin für einen Test beim Testzentrum auf dem Neumarkt vereinbaren. Es ist eine Katastrophe und umständlich hoch zehn“, sagt Voigt. Einige ältere Bürger wären einfach zum Testzentrum hingefahren und wären abgewiesen worden. „Es müsste flexibler gehandhabt werden“, so Voigt. „Ich denke, dass es aber ab Mittwoch besser wird, weil es dann mehr Zeit zur Vorbereitung gab.“

Angelika Richter betreibt in der Straße der Solidarität in Staßfurt-Nord ihr Nagel- und Kosmetikstudio. Auch sie darf Kunden nur mit negativem Test empfangen. „Seit 7.30 Uhr klingelt ununterbrochen das Telefon“, erzählt sie gestern Nachmittag. Auch sie hat ihre Kunden informiert, wie die neue Lage ist. „Es läuft noch positiv. Ich befürchte aber, dass in nächster Zeit viele Kunden ihren Termin absagen. Wir waren gerade dabei, uns zu erholen, jetzt schießen sie uns ins Knie. Kleine Geschäfte werden kaputtgemacht.“

Schon zuletzt 60 Prozent Umsatzeinbußen

Schon vorher habe sie 60 Prozent Umsatz-Einbußen gehabt. Vor allem ältere Bürger kommen aus Angst nicht mehr vorbei. Sie geht davon aus, dass der Umsatz nun noch weiter zurückgeht. Corona-Hilfen bekommt Angelika Richter nicht. „Da beschließen Leute Gesetze, die gar nicht wissen, welche Auswirkungen das hat. Da ist völlig die Bodenhaftung verloren gegangen“, sagt sie.

Alles wieder ein bisschen neu ist es auch in den Schulen. Seit gestern ist der Präsenzunterricht nur noch als Wechselunterricht vorgesehen. Ausnahme sind die Abschlussklassen. Wobei: „Da befinden wir uns jetzt in der Prüfungsphase“, wie Steffen Schmidt, Schulleiter am Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt sagt.

Schmidt blickt aber mit Sorge auf die Inzidenz-Zahlen. Liegen diese drei Tage in Folge über 165, ist Distanzunterricht verpflichtend. „Ich gehe derzeit davon aus, dass das ab Donnerstag der Fall sein wird“, sagt er. Dann gilt wieder: Aufgaben für zu Hause und Video-Unterricht. „Das Problem ist, dass die Lehrer den Lernfortschritt nur noch über ausgearbeitete Aufgaben erkennen“, so Schmidt. Immerhin brauche es dann keine zweifache Betreuung für Schüler im Präsenz- und im Distanzunterricht mehr. Lehrer könnten sich dann auf den Distanzunterricht konzentrieren.

Zwischen Bestellung und Schnelltest-Prüfung. Der Hellweg-Baumarkt in Staßfurt hat alle Hände voll zu tun, um das Geschäftsleben mit den neuen Verordnungen  möglichst aufrechtzuerhalten.  Vielen Kunden passen die Umstände nicht. Die meisten machen aber das beste daraus.
Zwischen Bestellung und Schnelltest-Prüfung. Der Hellweg-Baumarkt in Staßfurt hat alle Hände voll zu tun, um das Geschäftsleben mit den neuen Verordnungen möglichst aufrechtzuerhalten. Vielen Kunden passen die Umstände nicht. Die meisten machen aber das beste daraus.
Foto: Falk Rockmann