Im ehemaligen Kalkwerk in Förderstedt siedeln sich mehrere Arten an / Naturfreunde überwachen Entwicklung Großes Mausohr, Wasserfledermaus & Co.
Vom Großen Mausohr bis zur Wasserfledermaus - im ehemaligen Kalkwerk von Förderstedt haben Naturfreunde mehrere Arten der bedrohten Fledermäuse festgestellt. Die Entwicklung der Population wird wissenschaftlich beobachtet.
Förderstedt l Mitglieder des Arbeitskreises Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V. Bernburg, darunter Kathleen Kuhring und Robert Drangusch, und der Fachgruppe Faunistik und Ökologie Staßfurt, darunter Dietmar Spitzenberg, suchten am Wochenende das Gelände des ehemaligen Förderstedter Kalkwerkes auf.
Sie ließen sich den Schlüssel zur Schranke vom stellvertretenden Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Lärz für einen Arbeitseinsatz geben. Mit zwölf "Verbündeten" räumten sie das Gelände vor allem im Inneren des alten Ringofens auf. Ein kompletter Sieben-Kubikmeter-Container mit Müll kam zusammen: Schuhe, Flaschen, ein Ventilator, Geschirr und weiterer Hausmüll wurde gefunden, ja sogar Papiere, aus denen die Identität der Müllsünder hervorgeht, so dass sie auch wegen illegaler Müllverkippung zur Rechenschaft gezogen werden könnten.
Den Container stellte die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises zur Verfügung, der die Naturfreunde herzlich dankten. Das ebenfalls zur Entsorgung vorbereitete Holz wird der Förderstedter Kita "Benjamin Blümchen" als Brenngut für die Feuerschalen zur Verfügung gestellt. Hans-Jürgen Lärz pflegt auch die Zusammenarbeit mit dem Besitzer des Geländes, einer in Friedberg in Bayern ansässigen Firma und deren Geschäftsführer Rudolf Nusskern.
Durch Zufall hatten die Naturfreunde festgestellt, dass sich die Fledermäuse in den Sommermonaten hier aufhalten, während sie die kälteren Wintermonate im Harz verbringen. Festgestellt und gesichtet wurden Arten wie das "Große Mausohr", die Fransenfledermaus und die Wasserfledermaus.
Da die Kalkproduktion in Förderstedt kurz nach der Wende eingestellt wurde, hatten die Tiere über zehn Jahre Ruhe auf dem Gelände und konnten sich ansiedeln. Im Inneren des Ringofens sind Rauchabzugsöffnungen angebracht, die von den Fledermäusen genutzt werden und deshalb durch bauliche Maßnahmen unbedingt erhalten werden sollen. Ebenso gilt es, die Gehölze außen auf dem Ofen zu entfernen, da sie mit ihren Wurzeln ins Mauerwerk eindringen und so eine zerstörerische Wirkung besitzen.
In einem Bericht zum Ringofen heißt es darüberhinaus: Er besitzt gute Voraussetzungen als Fledermausquartier wegen günstiger Hangplätze und ebenso günstigem Mikroklima.
Seit 2012 erfolgt eine systematische Erfassung des Fledermaus-Vorkommens. Im Ringofen wurde ein sogenannter Datenlogger installiert, der über das gesamte Jahr Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck misst. Die Messdaten werden kontinuierlich abgelesen. Damit soll der Zusammenhang zwischen diesen Daten und dem Verhalten der Fledermäuse untersucht werden.
Da bisher noch unbekannt ist, welche Bedeutung der Ringofen für die europäischen Fledermausarten besitzt, soll ab 2014 ein weiterführendes Projekt zur Sicherung des Ringofens entwickelt werden. Die Naturfreunde schlagen sogar seine Unterschutzstellung als "Geschützter Landschaftsbestandteil" nach Abstimmung mit dem Eigentümer vor.
Die Fledermausfachleute appellieren an die Bürger, die Verbote zum Betreten und Müllabkippen einzuhalten und das Gelände in Ruhe zu lassen, damit sich die Fledermauspopulation hier ungestört weiter entwickeln kann. Eine Überwachung des Ofens mit geeigneter Technik wird ebenfalls als notwendig angesehen.