Zukunftsprognose bis 2020 sieht für die Kleinstadt nicht positiv aus Güsten verliert rund 700 Einwohner
"Durch die Stadtsanierung hat die Stadt Güsten seit 1998 eine Qualität erreicht, mit der sie gegenüber den Nachbarkommunen durchaus punkten kann." Das schätzte die Mitarbeiterin der Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft (Saleg) mbH, Astrid Lindstedt, in der jüngsten Stadtratsitzung ein. Dort stellte sie den Abgeordneten den Entwurf des Städtebaulichen Rahmenplanes für das Sanierungsgebiet "Güsten Stadtkern" vor.
Güsten. Bürgermeister Helmut Zander (SPD) bezeichnete dieses Dokument als "hochbrisantes Papier", denn es zeigt auch die in den nächsten Jahren zu erwartenden Entwicklungen auf.
Demnach wird die Stadt einschließlich des neuen Ortsteils Amesdorf/Warmsdorf bis zum Jahr 2020 voraussichtlich rund 700 Einwohner verlieren. Das heißt, ihre Zahl geht von 4675 (Stand vom 30. Juni 2009) auf 3999 am 31. Dezember 2020 zurück.
Im gleichen Zeitraum werden voraussichtlich rund 92 Wohnungen neugebaut. Andererseits stehen durch den Einwohnerschwund in zehn Jahren 700 Wohnungen leer. Das sind 27 Prozent des gesamten Wohnungsbestandes der Stadt. Derzeit sind von den 542 Wohnungen im Sanierungsgebiet 47 unbewohnt, 108 sind unsaniert. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern liegt der Leerstand bei 4,7 Prozent.
"Bauchschmerzen bereiten uns die Mehrfamilienhäuser, die das historische Flair ausmachen", sagte Lindstedt. Hier werde der Leerstand stärker ausfallen.
"Wir müssen uns von einigen Objekten trennen, um Luft und Sonne an die anderen ranzulassen. Das würde einigen Gebäuden gut zu Gesicht stehen", sagte der Bürgermeister.
Für die vergangenen Jahre seit 1998, seit dem Güsten im Stadtsanierungsprogramm des Landes aufgenommen wurde, zog die Mitarbeiterin der Saleg eine positive Bilanz, insbesondere, was die Schule, das Rathaus und das Umfeld im Zentrum anbelangt. "Durch die Stadtsanierung hat die Stadt Güsten eine Qualität erreicht, mit der sie gegenüber den Nachbarkommunen durchaus punkten kann", sagte Lindstedt.
"Die Wohnungszahl im heutigen Stadtgebiet von Güsten ist von 1995 bis 2009 um 7,3 Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum erfolgte ein Einwohnerrückgang um die 14 Prozent", stellte die Saleg fest.
Sie hat ausgerechnet, wieviel Geld noch nötig ist, um die Sanierungsarbeiten in dem dafür ausgewiesenen Gebiet der Stadt bis 2020 zum Abschluss bringen zu können. Die beiden Szenarien sehen 1,5 Millionen Euro sowie drei Millionen Euro vor. Durch die von Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) angekündigte Kürzung der Stadtsanierungsmittel werde die Finanzierung künftig nicht einfacher. Die Landesgesellschaft schlägt den Stadtvätern deshalb vor, von den Grundstücksbesitzern im Stadtkernsanierungsgebiet Ausgleichsbeiträge ähnlich den Straßenausbaubeiträgen zu erheben, die den Wertzuwachs der Grundstücke durch die Sanierungsarbeiten wiederspiegeln. Dieses Geld könnte zur Finanzierung der weiteren Maßnahmen eingesetzt werden, sagte Lindstedt.
"Wir verfolgen das Ziel, die Summen dafür zu nutzen, um damit weitere Sanierungsarbeiten in unserer Stadt zu finanzieren und das Programm zu Ende führen zu können", stimmte Zander zu.