Neundorfer Familie lässt sich regelmäßig für gute Sache anzapfen / Egon Stops feiert 100. Spende Im "Sechserpack" zur Blutspende mit anschließendem fröhlichen Abendbrot
Wenn in Neundorf Blutspende ist, steht der Termin bei einer Familie ganz sicher im Kalender. Montagabend gehörten sechs der insgesamt über 40 Spender in der Grundschule zur Familie Stops. Die Krönung: Egon Stops füllte zum 100. Mal eine Blutkonserve.
Neundorf l Blutarm sehen die drei Männer und drei Frauen wahrlich nicht aus, die da an der Tafel Platz genommen haben. Im Gegenteil Quietschvergnügt ist die Stimmung, nachdem sich jeder einzelne gerade eben von 500 Millilitern seines Lebenssaftes getrennt hat. "Endlich mal wieder in großer Familienrunde Abendbrot essen", scherzt Heike Stops.
Nein, natürlich sind ihr Mann, Schwiegereltern, Schwager und Schwägerin nicht wegen des Essens in die Grundschule gekommen, wenngleich sie den gemeinsamen Imbiss sichtlich genießen.
"Wir kommen, weil wir so Leben retten können", erklärt Schwägerin Carolin Klingner. "Man kann auch selbst mal in die Situation kommen, Blutkonserven zu benötigen", sagt die Tochter von Egon und Renate Stops und zückt den Fotoapparat fürs Familienalbum. Denn ihr Bruder Flo nimmt soeben ein goldenes Kreuz im silbernen Lorbeerkranz entgegen. Das gibt\'s für die 15. Spende vom DRK.
"Die Spender werden immer älter, und die Jugend rückt nicht nach"
Flos Vater Egon Stops nennt mittlerweile eine ganze Reihe solcher Abzeichen sein Eigen. An diesem Abend kann er die Sammlung krönen. 100 Mal legte sich der Neundorfer nämlich bisher auf die Pritsche und ließ sich "anzapfen". Neben dem goldenen Kreuz im goldenen Lorbeerkranz und einer eingravierten 100 bedankt sich Annekatrin Voß im Namen des DRK-Kreisverbands Staßfurt-Aschersleben bei dem fleißigen Spender mit einem Präsentkorb und einer Ehrenurkunde.
Seit 1975 ist Egon Stops dabei. Schon damals unterstützte er die humanitäre Sache nicht wegen irgendwelcher Gegenleistungen, auch wenn es zu dieser Zeit noch 40 Mark gegeben habe, wie er sich erinnert. "Das Geld nahm man natürlich gern mit und auch die Freistellung von der Arbeit", so Stops.
Geblieben ist die Überzeugung, Menschen in Not helfen zu können. Das hat sich auf die ganze Familie übertragen. Stops\' Frau Renate fehlen mittlerweile nur noch acht Spenden bis zum großen dreistelligen Jubiläum. Auch ihre Kinder und Schwiegerkinder gehen schon Jahre mit. Eine Enkeltochter, die in Leipzig studiert, folgt der Familientradition ebenfalls.
Solche Spender im "Sechserpack" würde das DRK gern öfters sehen. "Die Spender werden immer älter", erklärt Annekatrin Voß. "Und die Jugend rückt nicht nach." Mit den 45 Spendern, die bei den Neundorfer Terminen durchschnittlich gezählt werden, sei das Blutspendeteam zufrieden. "Das ist eine ganz ordentliche Zahl für ein Dorf", so Voß. "Aber es könnten gern immer mehr sein."
Derweil habe der Kreisverband bei seinen Aktionen bemerkt, dass viele Spender, die zuletzt lieber in andere Orte zu Blutspendeterminen fuhren als in Staßfurt und Umgebung zu bleiben, wieder zurückgekommen sind, weil sie seit etwa zwei Jahren nicht mehr nur mit Bockwurst und Kaffee versorgt werden, sondern mit einem reichhaltigeren Buffet.
"Das ist doch das Mindeste, was man als Dankeschön machen kann", so die DRK-Mitarbeiterin.