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  7. Kinderschutz im Salzlandkreis ist heute nötiger denn je zuvor

Das Lokale Netzwerk des Jugendamtes versucht, steigende Zahl der Problemfälle junger Familien in den Griff zu kriegen Kinderschutz im Salzlandkreis ist heute nötiger denn je zuvor

04.11.2011, 04:25

Staßfurt (fr) l Elternteile mit Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen, Finanzprobleme durch Arbeitslosigkeit oder komplette Ahnungslosigkeit junger Eltern bei Erziehungsfragen - das sind Probleme, mit denen scheinbar immer mehr Kinder und Kleinkinder leben müssen. Genauso scheinen Verwahrlosung von Haushalten, sexuelle Übergriffe und eine latente Gewalt gegenüber Kindern zuzunehmen, so die Beobachtung des Jugendamtes Salzlandkreis.

In den vergangenen Jahren nehmen die Fälle von Vernachlässigung und Kindeswohlgefährdung zu: "Während früher nur 50 Prozent der Fälle, die uns gemeldet wurden, wirklich der Wahrheit entsprachen, sind es jetzt fast 80 oder 90 Prozent", sagt Cornelia Zimmermann, leitende Koordinatorin des Jugendamtes Salzlandkreis.

Um dieses Problem in den Griff zu bekommen hat das Jugendamt bereits im August vergangenen Jahres das "Lokale Netzwerk Kinderschutz" gegründet, das die "frühen Hilfe", die Möglichkeiten zur Prävention solcher Problemfälle, fördern will. Auch das Landeskinderschutzgesetz in Sachsen-Anhalt vom Dezember 2010 verpflichtet die einzelnen Landkreise zur Gründung solcher Netzwerke. Am Mittwoch konnte das Netzwerk seinen ersten Kongress in Staßfurt abhalten und beteiligte Träger versammeln sowie erste Ergebnisse vorweisen:

Die Zielgruppe und die Bereiche der Netzwerkarbeit sind klar definiert: Werdende, junge und alleinerziehende Eltern, Kleinkinder von null bis drei Jahren und Familien in den erwähnten, schwierigen Lebenssituationen sollen mehr Hilfestellung bekommen. "Viele der Träger für Beratungen und Hilfsangebote verfügen bereits über entsprechende Angebote, müssen aber besser miteinander vernetzt werden", so Zimmermann. Auch sind die Angebote vielen Eltern nicht bekannt, auch wenn sie um die Ecke liegen.

"Wo finde ich die nächste Schwangerenberatung? Was tun, wenn der Partner ein Suchtproblem entwickelt? Wo erledige ich Behördengänge? Und was soll ich machen, wenn ich bei meinem Kind bald die Nerven verliere?" Solche Fragen sollen Jugendamt und Angebotsträger in Zusammenarbeit managen und dem Betroffenen schnell, kostenfrei und ohne großen Verwaltungsaufwand beantworten können, so Zimmermann.

Für die bessere Interaktion zwischen den einzelnen Trägern und für eine den Salzlandkreis abdeckende Angebotsvielfalt - der ländliche Bereich kann dabei nicht voll bedient werden - stellt der Kreis eine Steuerungs- und eine Koordinationsgruppe bereit, die alle vier Regionalstellen - Aschersleben-Staßfurt, Bernburg, Schönebeck und Calbe - und einzelne Arbeitskreise integriert. Diese sind wiederum im Jugendhilfeausschuss und Unterausschüssen aktiv, um Anliegen an die Politik weiterzugeben. Das Netzwerk überprüft derzeit vorhandene Angebote und macht aus, wo Defizite sind. "Zum Beispiel gibt es in Aschersleben das Hilfenetz gegen Gewalt, sonst ist das Gebiet aber nicht so gut bedient wie Schönebeck", sagt Zimmermann.

Das Lokale Netzwerk veranlasst auch Schulungen von Mitarbeitern der Gesundheitshilfe und der Jugendhilfe im Datenschutz, die lernen, an wen sie welche Problemfamilien weiterleiten sollen und dürfen. Weiterhin werden Hebammen fortgebildet. In einem Pilotprojekt sollen Hebammen bis zu einem Jahr in den Familien bleiben, um den Eltern Rituale und Tagesabläufe für ihr Baby zu vermitteln.

Partner des Lokalen Netzwerks Kinderschutz sind zum Beispiel: KJZ Wassertürmchen, Rückenwind, DRK, Internationaler Bund, Lebenshilfe Bördeland.