Unternehmen investiert rund 1,35 Millionen Euro Lebenshilfe eröffnet neues Servicezentrum in alter Villa
Die Lebenshilfe "Bördeland" gGmbH hat gestern in Staßfurt ihr neues Servicezentrum am Bahnhof in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um eine Außenstelle der Werkstatt für Behinderte, in der 30 psychisch kranke Menschen beschäftigt werden können.
Staßfurt. "Die offizielle Einweihung des Hauses soll aber erst in etwa vier Wochen erfolgen. Damit sich die Mitarbeiter erst einmal in ihrer neuen Umgebung eingewöhnen können", sagte Werkstattleiter Andreas Patzelt.
In diese Einrichtung wurden eine Wäscherei, eine Heißmangel, eine Änderungsschneiderei sowie eine chemische Reinigung integriert. Darüber hinaus gibt es einen Copyshop, in dem Kopierarbeiten vorgenommen und Schriftstücke sowie wertvolle Bilder laminiert werden können. "Wir können sogar Ausdrucke bis zum Format A 0 in Farbe erstellen", sagte Patzelt. Zum Leistungsspektrum des Servicezentrums gehören aber auch buchbinderische und Gravierarbeiten.
In einem anderen Bereich entstehen unter den geschicken Händen der Mitarbeiter keramische Arbeiten, Kerzen sowie kreativer Wand- und Tischschmuck.
Für ihr neues Servicezentrum wählte die Gesellschaft eine ehemalige Villa in der Gartenstraße mit einer wechselvollen Geschichte aus. Einst diente sie als Likörfabrik, dann war sie lange Jahre das Stadtcafé beziehungsweise eine Gaststätte, bis ein Brand dem aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gebäude schwere Schäden zufügte. Der Lebenshilfe gelang es schließlich bei einer Zwangsversteigerung die runtergekommene Ruine zu erwerben und ihren Dornröschenschlag zu beenden.
"Der Um- und Ausbau des Hauses hat einschließlich der Ausstattung insgesamt rund 1,35 Millionen Euro gekostet. Ursprünglich sollten es eigentlich nur 1,2 Millionen Euro sein", sagte Patzelt. 86 000 Euro steuerte die Aktion Mensch bei. Den Rest brachte die Lebenshilfe über Eigenmittel auf. Der finanzielle Aufwand für den Erwerb der Immobilie sowie für das Grundstück wurde dabei noch nicht mitgerechnet.
"Die Mehraufwendungen sind entstanden, weil sich beim Bau herausgestellt hat, dass die Decken durch den jahrelangen Leerstand und das Löschwasser stark in Mitleidenschaft gezogen waren und erneuert werden mussten. Dadurch stand am Ende quasi nur noch die äußere Hülle des Gebäudes", informierte der Werkstattleiter.
Heute ist die alte Villa im Innern nicht mehr wieder zu erkennen. Sie steht einem Neubau in nichts nach. Die Bauherren haben auch einen Fahrstuhl einbauen lassen und alles behindertengerecht eingerichtet und gestaltet. Sogar an einen Speiseraum und Küche haben sie gedacht. An frühere Zeiten erinnern heute lediglich die sanierte Gründerzeitfassade und die alte Stadtcafé-Bar im Kellergeschoss.
In dem angrenzenden Gebäude, in dem sich zu DDR-Zeiten ein Intershop befand, zieht der Garten- und Landschaftsbau der Lebenshilfe ein.
"Jetzt muss nur noch der Park mit neuen Hecken bepflanzt und gestaltet werden", sagte Patzelt.