Anlieger und Gewerbetreibende nicht einbezogen / Uhrzeit grenzt Berufstätige aus Massive Kritik an der Brückenfeier
Die von Oberbürgermeister René Zok (parteilos) vorgeschlagene Eröffnung der neuen Bodebrücke am 20. August mit einem Picknick von 13 bis 15 Uhr stößt auf Kritik. Zu dieser Zeit können die Berufstätigen nicht an dieser Zeremonie teilnehmen.
Staßfurt l "Staßfurt, die Stadt an der Bode bekommt mit der neuen Brücke vom Land Sachsen-Anhalt ein Jahrhundertbauwerk geschenkt", freut sich der FDP-Fraktionschef des Stadtrates Johann Hauser.
Weniger erfreut ist er allerdings über den Ablauf der vom Oberbürgermeister verkündeten Freigabefeierlichkeiten am Mittwoch, 20. August, ab 13 Uhr (Volksstimme berichtete am Sonnabend). Das sei ein "Zinnober" in einer noch nie da gewesenen Form, so der Liberale. "Anderenorts wird aus solchen Anlässen ein Wochenendvolksfest gemacht, denn Brücken bringen Menschen zusammen und verbinden", fügte er in seiner Erklärung hinzu.
"Ich frage mich, wer soll mitten in der Woche am Mittag die Zeit finden, daran teilzunehmen."
Hauser stört sich auch an der Uhrzeit für das Picknick. "Ich frage mich, wer soll mitten in der Woche am Mittag die Zeit finden, daran teilzunehmen, geschweige denn Bierbänke hucken und Brücken fegen, damit der obligatorische Scherenschnitt auf der neuen Brücke auch in einem entsprechend sauberen Umfeld stattfinden kann."
Es bleibe das Geheimnis des Oberbürgermeisters, wie er darauf gekommen sei, den Staßfurtern einen solchen Programmablauf zu verkünden und vorzusetzen!
"Ich bin überzeugt, es wäre bei einer entsprechenden frühzeitigen Kommunikation auch möglich gewesen, den Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU), die Pfarrer beider Konfessionen zum Segnen der Brücke und auch das Staßfurter Jugendblasorchester auf einen Freitagnachmittag gegen 17 Uhr für diese Feierlichkeit gewinnen zu können", sagte Hauser.
Völlig unverständlich ist für ihn, warum im Vorfeld die Gewerbetreibenden der Stadt Staßfurt zwecks einer möglichen Teilnahme nicht rechtzeitig mit eingebunden wurden. Die gastronomische Versorgung hätte sich witterungsunabhängig von einer nahegelegenen Gaststätte oder auch auf dem Neumarkt mit einem entsprechenden Zelt professioneller gestalten lassen können, ist der FDP-Politiker überzeugt.
Das ganze drum herum hätte von der Stadtverwaltung rechtzeitig organisiert und koordiniert werden müssen. Das sei mit viel Arbeit verbunden. "Denn aus nichts wird nichts", sage der Volksmund nicht umsonst.
Die Situation zeige in drastischer Weise das eigentliche Dilemma dieser Stadt, wenn keiner da sei, der die Menschen begeistern könne mitzumachen, um das Wir- und das Heimatgefühl zu stärken, sagte der Fraktionschef.
"Ich bin entsetzt und finde die Pläne des Oberbürgermeistes unmöglich."
Ähnlich sieht das auch die Geschäftsfrau Undine Rosenthal aus dem Staßfurter Hohlweg. "Ich bin entsetzt und finde die Pläne des Oberbürgermeisters unmöglich", sagte die Unternehmerin. Sie und viele andere, die unter der Brückenschließung leiden mussten, seien aufgrund der Uhrzeit nicht in der Lage, an der Freigabe teilzunehmen.
Regelrecht peinlich findet es Undine Rosenthal, wenn der Oberbürgermeister, die Bürger, die an dem Picknick auf der Brücke teilnehmen wollen, bittet, Tassen, Teller und ein Besteck sowie etwas zu essen mitzubringen.
Mit dem von der Salzland-sparkasse gesponserten Geld hätte man zum Beispiel die Chefin des "Staßfurter Landhauses", Monika Ibsch bitten können, die Gulaschkanone anzuheizen.
"Man hätte das größer aufziehen und dann die Anlieger einbinden können."
Der Vorsitzende des Gewerbevereins "Staßfurt - Stadt an der Bode", Ronald Tessmer, bezeichnete die Idee des Oberbürgermeisters als "Schwachsinn". Auch die geplante Uhrzeit sei für eine solche Feier nicht gut. "Man hätte das größer aufziehen und dann die Anlieger einbinden können", sagte Tessmer und fügte hinzu: "Mit uns hat keiner gesprochen." Das Vorgehen der Stadtspitze in dieser Angelegenheit sei typisch lieblos.
Tessmer bedauerte auch, dass die neue Brücke keine Beleuchtung erhalten wird. "Ursprünglich war vorgesehen am Anfang und am Ende Lampen zu installieren. Wir hatten vorgeschlagen auch in der Mitte welche einzuplanen", sagte der Unternehmer.
Enttäuscht ist er auch darüber, dass der neue Kreisverkehr abends nicht angestrahlt werden wird. "So wie es aussieht, wurde dort kein Stromkabel verlegt", sagte Tessmer. Man hätte sich in Staßfurt mal ein Beispiel an den Kreisverkehren in anderen Städten nehmen können, wo es keine Grünflächen gibt, sondern Felsen oder Blumen zur Gestaltung herangezogen wurden.
Zu diesem wichtigen Verkehrsprojekt meldete sich gestern auch Klaus Stephan aus der Weinbergstraße zu Wort: "Als Staßfurter, der ganz in der Nähe der Bodebrücke wohnt, freut man sich doch ein wenig, was aus diesem Vorhaben geworden ist. Voller Stolz kann man sagen, hier ist die beste Bodebrücke von Staßfurt entstanden. Dank gilt bestimmt den sehr fleißigen Brückenbauern, die ständig bemüht waren, eine ganz tolle Arbeit zu leisten. Die Nerven der Kraftfahrer haben jetzt Zeit sich zu erholen, und manch ein Schaufenster kann wieder gesäubert werden, denn nach der Eröffnung kommen bestimmt die Kunden."
"Wie lange soll das noch so aussehen? Können die wartenden Tafelbesucher nicht mit Hand anlegen?"
Aber ein ganz großes Problem bleibe sicherlich bestehen. Damit meint Klaus Stephan das viele Unkraut am Sitz der Staßfurter Tafel und am verlassenen Grundstück eines Gärtners. Er fragt die Verantwortlichen der Stadtverwaltung: "Wie lange soll das noch so aussehen? Können die wartenden Tafelbesucher nicht mit Hand anlegen? Oder muss das nach mehreren Kritiken eine Firma gegen Bezahlung erledigen? Ich muss vor meinem Grundstück das Unkraut auch entfernen." Klaus Stephan wünscht sich, "dass wir nicht nur mit einer neuen Brücke, sondern auch mit einem neuen Umfeld beginnen."