Tagesklinik Mehr Platz und Ruhe

Den Patienten der Psychiatrischen Tagesklinik Staßfurt stehen neue Räume zur Verfügung.

Von Falk Rockmann 13.06.2016, 18:25

Staßfurt l Der Bedarf an Therapieplätzen in der Psychiatrischen Tagesklinik des Krankenhauses Staßfurt nimmt zu. Es gibt Wartelisten. Da hilft jeder Platz mehr. Durch den Umzug der Einrichtung von der ehemaligen Kinderklinik ins Hauptgebäude kann Ameos nun 30 Patienten mit psychischen Erkrankungen, also fünf mehr als bisher, behandeln. „Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind zu Weihnachten“, sagt Chefarzt Rodrigo Rivera und zeigt die neuen Räumlichkeiten im sogenannten Anbau des Krankenhauses. Sein „Reich“ nimmt jetzt immerhin drei Etagen ein. Besonders die Bereiche der Ergotherapie haben sich erheblich verbessert, unter anderem mit einer therapeutischen Werkstatt.

In der ehemaligen Kinderklinik ging es schon ziemlich beengt zu. Alles spielte sich über einen Flur ab. „Wir hätten im Altbau erhebliche Investitionen benötigt, um halbwegs modern zu sein“, erklärt Krankenhausdirektor Matthias Stulpe-Diederichs. Das alte Objekt wurde 1961 errichtet. Am neuen Standort könne man nun einen patientennahen Betrieb gewährleisten und habe hier auch Möglichkeiten zur Erweiterung. Geplant ist noch, in der 1. Etage des Anbaus Räume für sportliche Betätigungen zu schaffen. Stulpe-Diederichs kündigt an, die zentrale Notaufnahmestelle zum Juli mit einer Station zu fusionieren, damit es auch diesbezüglich keine räumliche Vermischung mehr gebe.

Derweil haben sich auch die zehn Mitarbeiter der Tagesklinik gut eingelebt im neuen Objekt. „Die Patienten und wir finden die schönen hellen Räume schon viel besser“, freut sich Ergotherapeutin Marie-Catrin Lohse. Es sei alles „sortierter“. Am meisten freut auch sie sich über die Ruhe, die für eine Psychiatrie ganz wichtig ist.

Die Patienten finden nunmehr in ihrer Freizeit mehr Rückzugsmöglichkeiten am neuen Standort.

Abgesehen von den Räumlichkeiten hat sich am Angebot der Tagesklinik nicht viel geändert. „Wir bieten eine multimodale Versorgung an, montags bis freitags, jeweils von 7 bis 14 Uhr“, erklärt Rodrigo Rivera. Die Verweildauer der Patienten liege bei sechs bis acht Wochen. Der Chefarzt betont nochmal, dass die Tagesklinik nicht nur Alkoholikern und depressiven Menschen offen steht. „85 Prozent der Burnouts haben depressive Hintergründe. Mit unserer Arbeit wollen wir vermeiden, dass solche Beschwerden nicht chronisch werden.“ Der Bedarf sei groß. Relativ neu ist die Akupunktur. So genanntes Genusstraining gehört ebenfalls zum Programm, kann von allen Therapeuten angewandt werden.

„Das ist gedacht für Patienten mit Unruhe – Achtsamkeits-Übungen auf alle Sinnesorgane, damit man die Umwelt wieder bewusster wahrnehmen lernt. Und auch seinen Körper. Das Leben genießen wird für viele Menschen schon schwierig“, so Rivera.

Die Ursachen für den wachsenden Bedarf solcher Einrichtungen wie der Tagesklinik beschreibt er so: „Nicht jeder Mensch ist gleich, kann mit Schwierigkeiten/Stress mehr oder weniger umgehen. Da wären Überlastungen bei der Arbeit – innerhalb weniger Stunden mehr arbeiten müssen. Überwiegend sind es berufliche Gründe, weniger Familienprobleme, die zu psychischen Erkrankungen führen.“ Gefährdet seien nach seiner Erfahrung oft Mitarbeiter von Callcentern, Erzieher, aber auch Polizisten.

Wer mehr über die Einrichtung erfahren möchte, hat dazu am Dienstag, 28. Juni, die Möglichkeit. Dann nämlich lädt die Psychiatrische Tagesklinik ab 13 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Die Räumlichkeiten können besichtigt werden. Man kann ins Gespräch mit den Mitarbeitern – Psychologen, Krankenschwestern, Ergotherapeuten, Sozialarbeiter – kommen.

Ab 15 Uhr wird der Film „Iris“ gezeigt, eine Autobiografie zum Thema Alzheimer. Anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion.

Tag der offenen Tür in der Psychiatrischen Tagesklinik: Dienstag, 28. Juni, 13 Uhr.