Orgelkonzerte im Salzlandkreis Meister entlockt den Königinnen, was in ihnen steckt
Eines der größten Orgel-Festivals Deutschlands steht dem Salzlandkreis bevor. Organist Matthias Müller entlockt den Königinnen der Instrumente, was in ihnen steckt.
Staßfurt/Zörbig - Von kaum hörbaren hauchzarten Flötentönen bis zum ohrenbetäubenden Donnergroll – es gibt wohl kaum einen Klang, den Organist Matthias Müller nicht schon versucht hat, einer Rühlmann-Orgel zu entlocken. Damit dürfte er den letzten Kulturbanausen begeistern. Wer einmal so ein Konzert erlebt hat, wird Matthias Müller immer wieder hören wollen.
Auch seine humorvolle Art, selbst Laien mit der Orgelbaukunst vertraut zu machen, sucht seinesgleichen. Im September und Oktober bietet sich einmal mehr die Möglichkeit dazu. Beim Festival zu Ehren der Zörbiger Orgelbau-Werkstatt Rühlmann veranstaltet deren Nachlassverwalter auch in Kirchen im Salzlandkreis wieder einige Konzerte (siehe grüner Info-Kasten).
Orgelfestival ist eines der größten in Deutschland
„In diesem Jahr wird es mit einer Anzahl von 40 Konzerten eines der größten Festivals bisher sein“, gibt Müller in einer Pressemitteilung bekannt. Es werde eines der größten Orgelfestivals in Deutschland sein. „Es soll ein wichtiges Kulturerbe in Erinnerung halten, welches die Stadt Zörbig und den sachsen-anhaltinischen Orgelbau weltbekannt gemacht hat: Die Orgelbaudynastie Rühlmann, die in vier Generationen über 450 Orgeln baute (1842-1940)“, hilft Matthias Müller, die Bedeutung einzuordnen. Ein Teil davon sei sogar in Zusammenarbeit mit Albert Schweitzer entstanden.
Und Müller setzt seine Hintergrund-Informationen fort: „Einige Orgeln stellen einen Glanzpunkt des deutschen romantischen Orgelbaus dar. Nicht nur die Orgel in der Agnuskirche zu Köthen ist klanglich und bautechnisch ein Meisterwerk. Auch so manch ,Dorforgel’ erweist sich als klanglicher und bautechnischer Schatz.“ Leider sei dieses in der Fachwelt international hochgeschätzte kulturelle Erbe Sachsen-Anhalts im eigenen Lande viel zu wenig bekannt.
Das zu ändern und auf dieses große kulturelle Erbe aufmerksam zu machen, sei Ziel des Festivals.
Kantor Matthias Müller ist jetzt seit mehreren Jahren Inhaber des Nachlasses der Firma Rühlmann und weiß über die Rühlmanns und deren Orgeln so viel wie niemand sonst.
Müller erinnert, wie die Idee des Festivals entstand. „Komm! Lass uns einmal die Orgeln meiner Vorfahren anschauen. Ich habe sie Jahrzehnte nicht gesehen“, zitiert er den damals in Ostfriesland wohnenden Orgelbaumeister Albrecht Rühlmann, dessen Nachbar Matthias Müller damals war. Um die Reise mit dem bereits hochbetagten Orgelbaumeister gut vorzubereiten, reiste Müller nach Sachsen und Sachsen-Anhalt, wo er vor Ort von Anfang an ein reges Interesse gefunden habe.
Wie alles vor 18 Jahren begann
Aus dem Vorhaben, Rühlmann diverse Orgeln vorzuführen, sei spontan das erste Rühlmann-Orgel-Festival entstanden. „Das ist nun 18 Jahre her und das Festival wird seither im Geiste der inzwischen verstorbenen Rühlmanns weitergeführt“, erinnert Matthias Müller weiter, der inzwischen fast 15 Jahre als Kantor und Orgelrestaurator in Sachsen-Anhalt wohnhaft und tätig war und es nach eigenen Angaben deshalb kaum eine Orgel gibt, die er nicht kennt.
Zudem verwendet Müller in seiner renommierten Fachwerkstatt für Orgel- und Harmoniumrestaurierung mit historischen Materialien und Mitteln auch die Werkzeuge aus der Werkstatt in Zörbig.
Für das Festival 2023 kündigt der Organist folgende hervorragende Sänger und Organisten an: Sopranistin Cristel de Meulder aus Antwerpen, die aus Polen stammende, in Braunschweig wohnhafte Kontraaltistin Julia Fercho sowie Pedro Cuadrado Tenor und Kantor der Kathedrale zu Sevilla. Außerdem Pater Paskal Barturen (85), ein Urgestein der baskischen Musik aus dem Passionistenkloster in Bilbao und bedeutendster baskischer Organist, Komponist und Musikologe. Ebenfalls dabei: Prof. Karl Maureen (München).
Die Kirchengemeinden gestalten die Konzerte meist wie einen Festtag. Bei St. Pauli in Rathmannsdorf zum Beispiel beginnt das Gemeindefest 15 Uhr. Meister Müller freut sich auch immer auf Gespräche vor Ort.
Das Rühlmann-Orgel-Festival 2023 im Salzlandkreis
Von den aktuell 40 angesetzten Konzerten, die vom 2. September bis 31. Oktober im Rahmen des Rühlmann-Orgel-Festivals 2023 stattfinden, sind folgende im Salzlandkreis geplant:
3. September in Zickeritz (Könnern) und Klein Mühlingen
6. September Beesenlaublingen
8. September Atzendorf
9. September Rathmannsdorf
11. September Drohndorf
17. September Neugattersleben
22. September Bad Salzelmen
23. September Groß Rosenburg
31. Oktober Staßfurt
Quelle: www.rühlmannorgel.de