Karneval Güsten Narren noch an der Macht
Der letzte Karnevalsabend in Güsten ist für diese Session Geschichte. Doch die Narren vom Frauen- und Männerchor sind noch in spaßiger Mission unterwegs und „erobern“ neue Gebiete.
Güsten l Ein silbern-schimmerndes Paillettenkleid, darunter eine schwarze Leggings. Die Haare schwarz wie Ebenholz und dazu ein rauschiger Vollbart. Conchita Wurst zieht beim Karneval in Güsten alle Blicke auf sich. Hinter der Verkleidung steckt Tim Gadkowsky. „Conchita Wurst ist gerade in aller Munde. Da musste ich einfach etwas draus machen“, sagt der Güstener. Und ist selbst ein bisschen überrascht, dass sein schrilles Outfit schnell Fans in den Besucherreihen des Karnevals findet.
Die Ränzelstecher-Narren haben Hollywood und seine Filmklassiker zum Motto ihrer diesjährigen 54. Session gemacht. Auf der Bühne tummeln sich die Stars. Aber auch das Publikum steht den Programmmachern ins nichts nach. Die Karnevalisten haben sich deshalb überlegt, zum ersten Mal das beste Kostüm zu prämieren. Eine Aufgabe, die dem Prinzenpaar zufiel. Prinzessin Beate I., ihres Zeichens Staßfurterin, ist gemeinsam mit Andres I. schon seit vielen Jahren Gast bei den Faschingsfeiern an der Wipper. „Es ist schön, dass in dieser Zeit die Kostüme bei den Zuschauern mehr geworden sind“, sagte die Hoheit. „Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie viel Mühe sich alle geben und welcher Aufwand hinter den Verkleidungen steht.“ Deshalb solle es auch den Preis für die Besten geben, so Beate I. „Die Akteure auf der Bühne geben alles, damit der Abend schön wird. „Wenn das Publikum mitmacht und die Reihen bunt sind, dann passt einfach alles.“
Wer nun aber die Wahl hat, hat auch die Qual. Beate und Andreas hatten wirklich zu tun, die originellste Verkleidung ausfindig zu machen - denn alle waren gut. Das Prinzenpaar ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, denn der Saal hatte seinen Star bereits gewählt. Immer wieder waren laute „Conchita“-Rufe zu hören, egal, ob es um den bestkostümierten Mann oder sein weibliches Pendant ging. Ohne Frage lässt Frau Wurst da ja auch alle Möglichkeiten offen ...
Gewonnen haben aber schließlich Schlumpfine Viktoria Schulz aus Staßfurt und Vogelscheuche Torsten Rehwagen aus Güsten. Sie bekamen das obligatorische Küsschen des Prinzenpaars und ein Getränk zum Feiern.
Mit der letzten Abendveranstaltung ist die Session für die Güstener Karnevalisten noch nicht vorbei. Ging es am Sonnabend noch bis tief in die Nacht, stand eine 40 Mann starke Abordnung der Ränzelstecher-Jecken am Sonntagmittag schon wieder bereit. Straßenkarneval in Aschersleben war angesagt. Ingo Krause, Vereinschef vom Männerchor „Germania“, berichtet, dass die Güstener im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Aschersleben zum Umzug gewesen sind. „Vielleicht wird das eine kleine Tradition. Die Stimmung ist dort immer sehr gut und es ist doch schön, wenn die Karnevalsmacher zusammenrücken.“
Auch die Güstener Kita haben die Hoheiten in diesem Jahr erstmals besucht. Die Idee dazu kam direkt aus den Reihen der 18 Erzieherinnen um Kita-Chefin Daniela Röhling, die im Oktober die Leitung der „Güstener Spatzen“ übernommen hat. Einige Mitarbeiterinnen sind selbst beim Karneval aktiv und so erschienen am Rosenmontag Prinzenpaar und Funkenmariechen, um einen Kita-Tag im „Ausnahmezustand“ zu eröffnen. „Wir haben den Kindern erklärt, warum es ‚Ränzelstecher Helau‘ heißt“, spielt Daniela Röhling auf die Sage der „Ränzelstecher“ an. „Die Eltern haben uns ganz toll mit einem Faschingsbuffet unterstützt.“ Mit den Kindern wurde Faschingsdeko gebastelt, es gab mehrere Stationen für Spiele und Tanz, als erstmalig Krippe, Kita und Hort zusammen Fasching feierten.