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Berliner Schauspieler Gert Klotzek ist Gast auf Großtauschtag der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde in Schönebeck Orden spiegeln Höhen und Tiefen der Geschichte wider

Von Daniel Wrüske 17.11.2010, 05:16

Schönebeck. Gert Klotzek hält eine winzige Anstecknadel in der Hand. Auf goldenem Untergrund stehen in dunkelblauer Farbe die Buchstaben "NAW". Kleine Verzierungen sind zu erkennen. Alles ist emailliert. "Das ist eine Auszeichnung des Nationalen Aufbauwerkers", erklärt Gert Klotzek. Der Schauspieler aus Berlin sammelt Orden und Auszeichnungen aus der ehemaligen DDR. Er hat sich dabei auf das NAW spezialisiert.

Das Aufbauwerk war eine von der Partei in den 50er Jahren ins Leben gerufene und von vielen Menschen getragene Bewegung. In freiwilligen Arbeitsstunden räumten die Menschen in den Nachkriegsjahren in Berlin freiwillig und unentgeltlich Trümmer weg und gewannen Baumaterial. Später wirkten die Ehrenamtlichen vor allem beim Bau von gemeinnützigen Einrichtungen – Kindergärten, Schwimmhallen, Feuerwehrgebäuden oder Sporthallen – mit. Das NAW war auf die gesamte Republik ausgeweitet. Diejenigen, die sich an einem Projekt beteiligten, leisteten sogenannte Aufbaustunden. Dafür wurden sie mit einer Anstecknadel und einer Urkunde prämiert. Und hier setzt Gert Klotzeks Interesse an. Denn die vom Aussehen her nicht einheitlichen Abzeichen waren je nach Stundenanzahl in Gold, Silber oder Bronze. Teilweise wurden auch die Stunden auf den Abzeichen vermerkt. Außerdem gab es regionale Unterschiede. "Durch die Vielzahl und Unterschiede der NAW-Abzeichen sind sie zu einem beliebten Sammelgebiet geworden", sagt der 60-Jährige. Schon als Junge hat er angefangen, Orden und Auszeichnungen zu sammeln. Heute betreibt er diese Passion leidenschaftlich gern weiter: "Da steht die Geschichte unserer Kindheit dahinter." Aber mehr noch. Gert Klotzek erkennt die Geschichte der DDR in den Abzeichen, den "schleichenden Niedergang". So habe es in den 50er Jahren noch aufwendig gestaltete Orden gegeben – jeder Kreis, Bezirk, ja sogar Städte entwarfen ihre Auszeichnungen und verliehen sie stolz. Als 1961 die Mauer dich gemacht und das Material knapper wurde, gab es auch nur noch einheitliche Anstecker, "eher mittelprächtig gestaltet".

Gert Klotzek sucht und sammelt, zeigt seine Kästen mit den auf dunkelblauen Samtausschlag liegenden Abzeichen. Der 42. Großtauschtag der sachsen-anhaltischen Regionalgruppe innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde im Grünewalder Braunen Hirsch bietet dafür eine gute Gelegenheit. Hier gibt es Auszeichnungen, Urkunden, Fachliteratur, Münzen und Medaillen sowie militärhistorische Uniformen. Doch das Sammelgeschäft ist härter geworden. Gert Klotzek sagt, dass viele ihre Stücke verkaufen wollen. "Getauscht wird leider kaum noch." Und wenn, dann die gängigen Teile in Vielfachausfertigung. Dennoch ist der Berliner immer wieder gerne bei diesen Treffen umtriebig, lernt er doch viele andere Sammler kennen, neue Sammelgebiete oder kann Gespräche unter den Hobby-Phaleristen führen.

Genau das sei auch das Anliegen des zwei Mal im Jahr stattfindenden Tauschtages, erklärt Reinhard Banse, Vorsitzender der Regionalgruppe Sachsen-Anhalt im Bund Deutscher Ordenssammler. "Wir leisten und pflegen Grundlagenarbeit zur Phaleristik, berichten und sprechen über Forschungsarbeit, geben Information zu allen Fragen von Sammlern und Forschern, beraten zu Stücken und betreiben Fälschungsaufklärung."

Reinhard Banse freut sich, dass rund 100 Aussteller über 1000 Besucher an ihre Stände zogen.