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Anwohner in Cochstedt kämpfen seit Monaten gegen Vernässung an / Zuständiges Ingenieurbüro schließt Grundwasser als Ursache aus Planer sehen jetzt Schichtenwasser als Problem

Von Nora Stuhr 25.06.2011, 06:33

Vernässte Böden, plötzlich aus dem Boden schnellende Wasserquellen, nasse Keller – Seit Monaten kämpfen Anwohner in Cochstedt dagegen an. Woher kommt das Wasser? Verschiedene Ursachen werden vermutet. Für das zuständige Planungsbüro steht fest: Nicht das Grundwasser, sondern Schichtenwasser ist das Problem.

Cochstedt. Schichtenwasser, auch "schwebendes Wasser" genannt, befindet sich oberhalb des Grundwasserspiegels. Letzterer liegt in Cochstedt nach Einschätzungen eines Ingenieurbüros, das mit der Ursachensuche von der Stadt Hecklingen beauftragt wurde, sehr tief, etwa bei 40 Metern.

Darüber entlang verlaufen die sogenannten Schichten im Boden. Sie sind in der Regel nicht wasserdurchlässig. "Man muss sich das Ganze vorstellen wie zwei Blatt Papier, die übereinander liegen", erklärt ein Mitarbeiter vom zuständigen Planungsbüro. "Das Wasser kann zwischen den Schichten durchlaufen, gelangt aber in der Regel nicht nach oben."

In Cochstedt ist es anders. Hier bestehe das Problem, dass der Ort in einem Talkessel liegt. Tiefster Punkt sei der Goetheplatz. Bei Niederschlägen oder Schneeschmelze versickere das Wasser schon in höheren Lagen (beispielsweise westlich gelegen im Hakel) im Boden, laufe aber zwischen den Schichten entlang nach unten ins Tal. Die Bodenschichtung bewege sich also bergabwärts, so baue sich eine hohe Spannung auf. Der Überdruck reiche schließlich aus, um das Wasser nach oben zu drücken, schildert der Fachmann die nach Ansicht der Planer bestehende Wurzel allen Übels.

Frühere Brunnen verschärfen die Lage

Das Ganze verstärke sich in Cochstedt zusätzlich aber noch, weil es einst sieben Brunnen gab. Damit wurden sonst nicht wasserdurchlässige Schichten durchbrochen. "Das viele Schichtenwasser führt jetzt dazu, dass zugeschüttete Brunnen wieder aktiv sind", schildert der Mann vom Ingenieurbüro die Konsequenz.

Weiterhin steht für ihn fest, dass Oberflächenwasser früher bereits in den höheren Ortslagen über speziell dafür angelegte Entwässerungsgräben gezielt in den Goldbach abgeleitet wurde. Die Gräben seien im laufe der Jahre zugeschüttet worden. Jetzt laufe das Wasser unterirdisch zwischen den "Trennlagen", also den Bodenschichten, nach unten, nennt er einen weiteren Umstand, der das Problem verschärft.

Was wurde bisher unternommen? Nachdem die Stadt Hecklingen ein Ingenieurbüro im Frühjahr beauftragt hatte, den Ursachen für das Wasserproblem auf den Grund zu gehen und Lösungsvorschläge zu unterbreiten, liegt seit Mitte Mai ein entsprechendes Baugrundgutachten im Rathaus vor.

Eine darin vorgeschlagene erste kurzfristige Maßnahme zur Entlastung wurde auf dem Goetheplatz umgesetzt. Die Rede ist von einem Graben, der in der Mitte des Platzes ausgehoben wurde, um das oberflächennah austretende Schichtenwasser gezielt in den vorhandenen Regenwasserkanal und weiter in die Vorflut, den Goldbach, abzuleiten. Dabei wurde eine in den Bestandsunterlagen und Leitungsplänen nicht verzeichnete Auslaufleitung freigelegt. Anwohner waren davon ausgegangen, dass es sich um ein kaputtes Tonrohr handelt, das möglicherweise über 100 Jahre alt ist und zu einem alten Leitungssystem gehört, das durch den Ort fließt. Vermutungen, dass es sich dabei um eine weitere mögliche Ursache für das Wasserproblem im Ort handelt, waren von Bürgern nicht ausgeschlossen worden (Die Volksstimme berichtete).

Wie soll es jetzt weiter gehen? In Abstimmung mit dem Salzlandkreis, dem Umweltamt und dem beauftragten Baugrundsachverständigen hat die Stadt Hecklingen einem entsprechenden Sachstandsbericht zufolge (siehe Homepage der Stadt) festgelegt, dass "die Grünfläche im Bereich des Goetheplatzes wieder in einen Teich, mit Notüberlauf zum bestehenden Regenwasserkanal umgewandelt wird". Auf diese Weise ließe sich, heißt es darin weiter, eine dauerhafte Entwässerung der an den Goetheplatz angrenzenden Flächen bis auf das Niveau des vorhandenen Regenwasserkanals sicherstellen. "Gleichzeitig übernimmt der Teich die Funktion eines Regenrückhaltebeckens für eine partielle Zwischenspeicherung des Niederschlagswassers bei Starkregen." Die Grundfläche des neuen Teichs ist mit 676 Quadratmetern angesetzt. Er soll bis zu drei Meter tief ausgehoben werden.

Stadt hat Kontakt zu Bergamt aufgenommen

Weiterhin steht in dem Papier, dass der Goldbach in seiner Sohle tiefer ausgehoben werden soll, damit das Wasser besser abfließen kann. Auf Nachfrage bei der Stadt Hecklingen, teilte die zuständige Leiterin des Bau- und Ordnungsamtes Sigrid Bleile zudem mit, dass die Stadt jetzt auch das Bergamt eingeschaltet habe. Hilfe erhofft sie sich vom Landesamt für Hydrologie im Fall der Ursachensuche für ein Wasserproblem, das speziell das Grundstück der Familie Wolter in der Böklinger Straße, direkt am Goldbachgraben gelegen, betrifft (Die Volksstimme berichtete). Dort ist die Lage seit Monaten ebenfalls akut, weil Wasser aus dem Boden schnellt. Die Familie hat Sorge, dass ihr Haus unterspült wird. Ein Teil der Böschung am Hang zum Goldbach ist schon abgerutscht.

Damit Wasser zwischen den Schichten aus der oberen Ortslage unterirdisch erst gar nicht nach unten fließen kann, plant die Stadt zudem in Zusammenarbeit mit den Behörden, früher bestehende Gräben wieder herzustellen. "Das ganze Vorflutsystem im oberen Bereich" solle wieder auf Vordermann gebracht werden, so Sigrid Bleile.