Ordnung und Sicherheit Polizeistation in Egeln verwaist
Keine Polizei in der Egelner Mulde? Nach massiver Kritik von Kommunalpolitikern wird nach Übergangslösung gesucht.

Egeln - „An einer kurzfristigen temporären Übergangslösung wird gegenwärtig gearbeitet. Diese sieht vor, dass zeitnah zwei Regionalbereichsbeamte aus anderen Betreuungsbereichen den Bereich Egelner Mulde vollumfänglich abdecken werden“, teilte die Sprecherin der Polizeidirektion, Anika Schwabe, der Volksstimme mit. Dazu sollten in nächster Zeit Gespräche mit dem zuständigen Revierleiter des Salzlandkreises, Kriminaldirektor Steffen Kuse, geführt werden
Wenige Tage zuvor hatte es noch geheißen: „Für die aushilfsweise Betreuung des Bereiches Egelner Mulde sind die Regionalbereichsbeamten der Stadt Staßfurt beauftragt worden, wobei sie zusätzlich vom Regionalbereichsbeamten der Stadt Hecklingen unterstützt werden. Somit können die spezifischen Aufgaben in dem derzeitig nicht besetzten Betreuungsbereich Egelner Mulde trotzdem regelmäßig erfüllt werden.“
Das sehen die Kommunalpolitiker vor Ort völlig anders. Der Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Stöhr (UWGE) hält die derzeitigen Aktivitäten der Polizei in den Mitgliedsgemeinden nicht für ausreichend. „Der Montagvormittag dient für uns immer dazu, die Schäden aufzunehmen in den einzelnen Gemeinden, seien es irgendwelche Schmierereien, Beschädigungen oder Vermüllungen. Da ist dringend mehr Polizeipräsenz erforderlich“, sagte der Verwaltungschef. Die Polizei könne zwar nicht überall sein und Straftaten nicht verhindern. Es sei aber nicht gut, wenn gar keiner da sei. „Das wissen auch unsere Pappenheimer“, so Stöhr und fügte hinzu: „Es würde ja reichen, wenn die Polizei wenigstens mal Präsenz zeigen würde.“
Der Vorsitzende des Verbandsgemeinderates, der Bürgermeister der Gemeinde „Bördeaue“, Peter Fries (CDU), ist ebenfalls unzufrieden mit der Polizeiarbeit. Er hat sich deshalb mit einem Brief an den amtierenden Innenminister Michael Richter (CDU) gewandt und ihn gebeten, für Abhilfe zu sorgen, damit die Polizeistation in Egeln so schnell wie möglich wieder besetzt ist. Die beiden ehemals dort tätigen Polizisten, Yvonne Vorwerk und Matthias Bönisch, sind schon sehr lange krank.
„Es wäre gut, wenn zwei bis dreimal eine Bestreifung der Gemeinden erfolgen würde. Damit wäre sicherlich allen geholfen“, sagte der Bürgermeister in der jüngsten Gemeinderatssitzung im Saal des Dorfgemeinschaftshauses in Tarthun unter Hinweis auf die zunehmenden Sachbeschädigungen in Unseburg und in Tarthun.
Der ehemalige Innenminister und heutige Fraktionschef von SPD/Freien im Verbandsgemeinderat, Manfred Püchel, kommentierte die Entwicklung mit den Worten: „Gerade die CDU war es, die damals Druck ausübte, dass ich in allen Verwaltungsgemeinschaften und Einheitsgemeinden Polizeistationen einrichte. Um so erstaunlicher ist es, dass wir unter einem CDU-Innenminister in der gesamten Region faktisch keine Polizei mehr haben.“ Zu seiner Zeit habe es derartige Büros in Cochstedt, Westeregeln, Unseburg und in Egeln gegeben.
Die Sprecherin der Polizeidirektion betonte, das Polizeirevier Salzlandkreis sei grundsätzlich bestrebt, allen Bürgerinteressen gerecht zu werden. „Prinzipiell wird weiterhin daran gearbeitet, eine bürgernahe und bürgerorientierte Polizeiarbeit in allen Städten und Gemeinden des Salzlandkreises sicherzustellen“, sagte Anika Schwabe. Die Erfüllung aller polizeilichen Aufgaben sei jederzeit im Rahmen des Einsatz- und Notrufmanagements gesichert. Jeder Bürger könne sich bei Notrufen unter der 110 an die Polizei oder in anderen Fällen beim Polizeirevier des Salzlandkreises per Tel. ( 03471) 37 90 melden.
Die Polizeistrukturreform war vor sechs Jahren vom damaligen Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) groß gefeiert worden. Sie sah vor, dass jede Einheitsgemeinde beziehungsweise Verbandsgemeinde in Sachsen-Anhalt entsprechend ihrer Einwohnerzahl zwei und mehr Regionalbereichsbeamte erhält. Die neuen Büros lösten die Polizeistationen ab, die zuletzt nicht überall besetzt waren. In Egeln nahm das Bürgerbüro seinen Sitz am Alten Markt 6.
Zur Einweihung im Mai 2015 kam der Innenminister sogar persönlich nach Egeln. Dort schätzte Holger Stahlknecht ein: „Das war die richtige Entscheidung, diese Reform zu machen. Es ist eine gute Reform.“
