Neue Konzepte Mit Video: Wie der historische Bahnhof in Güsten wiederbelebt werden soll
Das Bahnhofsgebäude in Güsten steht schon seit Langem leer. Vorbei die Zeiten der Mitropa, stattdessen haben Nässe und Fäulnis die Oberhand gewonnen. Das soll sich ändern, plant Bürgermeister Michael Kruse (CDU). Mehr dazu auch im Video.

Güsten - Von außen ist noch zu erkennen, in welchem Glanz der Güstener Bahnhof einst erstrahlte. Güsten ist noch immer ein Knotenpunkt im Nahverkehr, fahren hier doch täglich Züge nach Staßfurt, Aschersleben, Magdeburg und Erfurt. Doch die im 19. Jahrhundert errichtete Empfangshalle steht seit Jahren leer, die Turmuhr steht still. Wo früher tausende Fahrgäste die Halle querten, versperren Bretter den Weg. Das Dach ist marode, die Feuchtigkeit in die Wände gekrochen, die mit Graffiti beschmiert sind.
Im Video: Sanierung des Bahnhofs in Güsten - Neue Pläne für historisches Gebäude
Doch Güstens Bürgermeister Michael Kruse (CDU) hat den Backsteinbau nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Der Bahnhof gehört seit Kurzem der Stadt, nachdem sie das Vorkaufsrecht eingefordert und 31.000 Euro zahlen musste. Seit einigen Wochen sind auch die Schlüssel im Rathaus angekommen. Und nach einem Rundgang durch das Gebäude ist klar, dass „an erster Stelle die Sicherung auf dem Plan steht“, erklärt der 51-jährige Kruse.
Damit sich niemand verletzt. Denn neben herabhängenden Deckenbalken sind auch Löcher im Boden, Glasscherben und Schrauben verteilt und selbst die Treppen zum Keller fehlen. Dann folgt das Aufräumen, bevor es in die Konzeptphase geht. Nach und nach soll der Bahnhof wieder zum Prunkstück werden.
Bahnhof Güsten gehört nun der Stadt - und soll Prunkstück werden
Möglich soll das eine Kooperation mit dem Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa) machen. „Die Nasa ist schon im Vorfeld auf uns zugekommen und möchte mit dem Förderprogramm ‚Revita‘ einen Teil des Bahnhofs retten.“ Mit dem Programm wurde schon der Bahnhofsvorplatz hergerichtet.
Entstanden sind Grünanlagen mit Bänken und Fahrradständern, zudem ein Parkplatz. Allerdings, fügt Kruse hinzu, bezieht sich das nur auf Sanierungen, die im direkten Zusammenhang mit den Fahrgästen stehen. „Also die Außenhülle des Gebäudes, Wartehallen, Toiletten, Durchgänge, vielleicht ein Fahrradverleih.“ Das beträfe allerdings nur den vorderen Teil des Bahnhofs.
Suche nach Investoren für Ausbau von Bahnhof in Güsten
Doch der Bürgermeister hat viele Ideen für eine Wiederbelebung des Bahnhofs. „Ein Kooperationspartner wäre natürlich ideal. Es gibt genügend Platz für Büros, vielleicht sogar eine Pension.“ Sogar eine Brennerei könne er sich vorstellen.
„Whiskey aus Güsten, das wäre doch was“, sagt er lächelnd. Dass es mehrere Jahre dauern wird, ist dem Bürgermeister klar. Ein bis zwei Jahre werden mindestens noch vergehen, ehe nach Investoren gesucht werden könne.
Die Deutsche Bahn hat ebenfalls eine Frischekur für ihre verbliebenen Bahnhofsanlagen angekündigt: den Neubau der Personenunterführung, zweier Aufzüge und insgesamt barrierefreier Zuwegungen vor.
Zudem soll der Bahnsteig 3 modernisiert werden, während der bereits inaktive Bahnsteig 4 zurückgebaut wird. Abrisspläne gibt es für ein ehemaliges Aufsichtsgebäude auf dem Bahnsteig 3.
Im Bahnhof groß geworden
Dass viel Potenzial im Gebäude stecke, das wisse er noch von früher, denn „ich bin praktisch hier aufgewachsen.“ Seine Mutter und Großmutter haben in der Mitropa gearbeitet. „Wenn die eine zur Arbeit gegangen ist, wurde ich mitgenommen. War die Schicht der anderen vorbei, ging es zurück nach Hause.“ Voll sei es in dem Restaurant gewesen, 80 Plätze habe es gegeben.
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Und viele Menschen seien auf dem Weg zur Arbeit bald zu Bekannten geworden. „Es war praktisch mein zweites Zuhause. Im Wartesaal habe ich gespielt, bin durch die Gänge gelaufen“, sagt der 51-Jährige, während er sich im Bahnhof umsieht. Er möchte so viel wie möglich von der alten Substanz erhalten und aufarbeiten, denn „der Bahnhof ist denkmalgeschützt“, betont er.
Vandalismus am Bahnhof Güsten durch Leerstand
Eigentlich, fügt Kruse hinzu, hätte man schon vor 20 Jahren Hand anlegen müssen. 2008 wurde das Gebäude von der Bahn verkauft, danach habe es mehrfach den Besitzer gewechselt, private Sanierungs- und Umbauversuche scheiterten.
Weil der Bahnhof zudem lange Zeit leer stand, war er Vandalismus ausgesetzt. „Dass eine Stadt einen Bahnhof zurückkauft, ist selten“, sagt Kruse. Und noch etwas möchte er in Gang setzen: „Wenn der Strom wieder fließt, soll auch die Uhr wieder laufen.“ Und zeigen, dass noch etwas vom alten Glanz im Bahnhof steckt.