Wasserburg Schneidlingen: Vom Burgherren nichts gehört
Von einstigen Weihnachtsmärkte auf der Wasserburg haben sich die Schneidlinger verabschiedet.
Schneidlingen l Die Börde gilt als reich. Bereits im ausgehenden Mittelalter blühte die Region wirtschaftlich. Davon zeugen die erhalten gebliebenen Bauten aus der Zeit. So auch die Wasserburg in Schneidlingen, die aus dem 14. Jahrhundert stammt. Einst war die Anlage von einem Wassergraben umgeben, der die Einnahme des Gebäudes erschweren sollte. Im Wandel der Jahrhunderte hat die Wasserburg viele neue Herren gesehen. In der DDR wurde die Burg als Kindergarten und Seniorenheim genutzt. Ein Anbau zeugt noch aus diesen Tagen.
Doch seit dem Mauerfall bleibt die Zukunft der Burg ungewiss, bedauert die Schneidlinger Ortsbürgermeisterin Ingrid Engelmann.
Die Schneidlinger hatten sogar einen Verein gegründet und sich um den Erhalt der Anlage gekümmert. Doch in das Eigentum der Kommune war die Burg nicht übergegangen. Während die Treuhand die benachbarte Egelner Wasserburg an die Stadt für eine Mark verkaufte, ging die Schneidlinger Anlage in Privatbesitz über. Mehrfach wechselte der Gebäudekomplex bereits den Besitzer. Immer wieder in den vergangenen Jahrzehnten hatten die Eigentümer Großes mit der Anlage vor.
Außer vielen Ankündigungen sei bislang nicht viel gesehen, blickt die Ortsbürgermeisterin zurück. Nachdem die Wasserburg zwischenzeitlich im Internet zum Verkauf angeboten wurde, sei es inzwischen wieder ruhig geworden um die Anlage, sagt sie. Kontakt zum Besitzer habe sie nicht.
Dabei hatten sich die Schneidlinger gewünscht, dass ihre Burg, immerhin der zentrale Ort im Dorf, nicht in Vergessenheit gerät und wieder belebt wird.
Längst haben sich die Bürger aus dem Gemäuer zurückgezogen. Die beliebten Weihnachtsmärkte finden dort nicht mehr statt. Gleich in der Nähe gibt es einen Bauernhof, der die Marktstände für einen Nachmittag aufnimmt. Die Kulisse ist mit der Wasserburg vergleichbar. Immer wieder bedauern die Einwohner, dass die Burg den Bürgern nicht mehr offen steht. Neben der zentralen Lage ist das älteste Gebäude des Ortes ebenso ein Teil der Geschichte.
Momentan kümmern sich die Bürger schon wieder um die Weihnachtsfeiern und -veranstaltungen, die in gut einem Monat beginnen, sagt Ingrid Engelmann. Es wäre schön, wenn die Burg wieder von den Bürgern genutzt werden könnte, meint sie.
Doch die Chancen darauf stehen schlecht. Zuletzt, weiß sie, habe der aktuelle Eigentümer der Wasserburg die Anlage für viel Geld verkaufen wollen. Mit der Einstellung des Flugbetriebes im nahen Flughafen Cochstedt seien die Chancen auf einen Verkauf der Anlage wahrscheinlich noch mehr gesunken, schätzt sie ein. Wirtschaftlich sei die Burg in der relativ dünn besiedelten Gegend vermutlich kaum zu betreiben. Zumal ein Investor große Geldsummen in die Sanierung und den Ausbau des Hauses stecken müsste.