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Völkerverständigung Schule der Freundschaft in Staßfurt: Tagung für Aufarbeitung der deutsch-mosambikanischen Geschichte

Ehemalige Schüler der „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt organisieren eine Tagung in Magdeburg

15.08.2023, 18:00
Die „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt bestand von 1982 bis 1988 und hatte etwa 900 Schüler.
Die „Schule der Freundschaft“ in Staßfurt bestand von 1982 bis 1988 und hatte etwa 900 Schüler. Foto: Herbert Hofmann

Staßfurt/Magdeburg - vs

Die Geschichte der Stadt Staßfurt am Ende der DDR ist auch eng verknüpft mit der „Schule der Freundschaft“. In Staßfurt Nord – der Plattenbausiedlung am Stadtrand – waren von 1982 bis 1988 knapp 900 Schüler zwischen zwölf und 14 Jahren aus Mosambik untergebracht. Sie gingen hier zur Schule, lernten Deutsch. Das Ausbildungsprojekt wurde zwischen den beiden Staaten beschlossen.

Der Heidelberger Verein Uthukumana Afrika hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Erinnerung wachzuhalten und die Aufarbeitung voranzutreiben. Paulino José Miguel, der selbst in Staßfurt zur Schule gegangen ist, und im Vorstand von Uthukumana Afrika ist, teilt mit, dass der Verein ein Forum in Magdeburg veranstalten wird. Die öffentliche Tagung findet am kommenden Samstag und Sonntag, 19. und 20. August, im Roncalli-Haus in der Max-Josef-Metzger-Straße 12/13 in Magdeburg statt. Dort sind unter anderem Grußworte des Landtagsabgeordneten Sven Rosomkiewicz (CDU) und des Staßfurter Bürgermeisters René Zok (CDU) vorgesehen. Es wird viele Podiumsgespräche, Workshops und auch Präsentationen geben.

„Das Forum in Magdeburg möchte einen Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Afrika-Beziehungen leisten“, heißt es. „Obwohl die Schule der Freundschaft (SdF) über fast 10 Jahre in Staßfurt bestand, ist ihre Geschichte weitgehend unbekannt.“ Unter dem Titel „Ich bin doch kein Projekt...! – Afrikanische Kinder im DDR-Staatssozialismus“, lädt der Verein Uthukumana Afrika deshalb mit Absolventen der „Schule der Freundschaft“ nach Magdeburg ein.

„Ich bin doch kein Projekt, ich bin ein Mensch!“, erklärte Sergio Taero, ein ehemaliger Schüler der „Schule der Freundschaft“ bei einer Tagung, die der Verein Uthukumana Afrika im September 2022 anlässlich des 40. Jahrestages der Schulgründung ausrichtete. Er verwies damit auf die individuellen und von den staatlichen Plänen abweichenden Absichten und Hoffnungen jener jungen Menschen, die auf der Grundlage zwischenstaatlicher Abkommen aus der Volksrepublik Mosambik in die DDR kamen.

Besuch von Gedenkstätten

Beim Forum soll es neben der Erinnerung auch um die Auseinandersetzung mit erfahrener politischer Gewalt und Unterdrückung in der DDR gehen. Die Tagung möchte zur kritischen und differenzierten Aufarbeitung beitragen.

Wie es in einer Mitteilung von Uthukumana Afrika heißt, wird die Gruppe im Vorfeld die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn sowie die Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg in der früheren Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit besuchen. „Über die hierbei gesammelten Eindrücke werden wir uns bei der Tagung austauschen und sie einordnen“, erläutert Paulino Miguel, Initiator und Gründungsmitglied des Vereins Uthukumana Afrika, in der Mitteilung.

Miguel hat sich viele Jahre wissenschaftlich mit DDR-Afrika-Beziehungen und insbesondere mit afrikanischer Kindheit in der DDR auseinandersetzt. Der Dialog sei wichtig, sagt er. „Diese Menschen haben in den 80er-Jahren einen Teil ihrer Kindheit und Jugend in Sachsen-Anhalt verbracht. Ihre Perspektive ist wichtig für das Verständnis der gemeinsamen Geschichte und für künftige Kooperationen“, so Miguel.