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Festveranstaltung mit Oberbürgermeister René Zok in Atzendorf Schützenverein feiert 150-jähriges Bestehen

Von René Kiel 14.06.2011, 11:44

Das 150-jährige Bestehen einer Schützengesellschaft in Atzendorf feierten die Mitglieder des Schützenvereins Ritter Atzo 1861 am Sonnabendabend gemeinsam mit den anderen befreundeten Vereinen des Ortes und der Stadt sowie mit Oberbürgermeister René Zok und Ortsbürgermeister Peter Rotter (CDU).

Atzendorf. "Wir feiern heute eine 150-jährige Tradition, aber keine 150 Jahre andauernde Tradition", sagte Vereinschef Michael Wedig. Denn wie alle ostdeutschen Schützenvereine war auch der Atzendorfer 1945 durch die sowjetische Militäradministration enteignet und aufgelöst worden. "Im Landesarchiv sind nur noch wenige Dokumente vorhanden, die die Geschichte vor 1945 erzählen", sagte Wedig.

Dass der Atzendorfer Schützenverein im Jahr 1861 gegründet wurde, bestätigen seinen Recherchen zufolge eine Medaille, die zum 25-jährigen Bestehen des Vereins im Jahr 1886 angefertigt wurde, sowie ein Gruppenbild, das aus dem gleichen Anlass entstanden war. Beides befindet sich heute im Vereinsbesitz.

Wie Wedig weiter berichtete, erfolgte die Wiedergründung des Atzendorfer Schützenvereins mit Unterstützung des späteren nidersächsischen Partnervereins Immensen (Stadt Lehrte) am 4. Oktober 1990 in der Bauernstube. Das sei ein Neuanfang bei null gewesen. Mutig und voller Enthusiasmus, ohne Räumlichkeiten, ohne Anlage, ohne Sportgeräte. Die Auflösung der DDR-Gesellschaft für Sport und Technik (GST) habe dem Verein aber die Möglichkeit gegeben, preiswerte Seitenspanner und KK-Gewehre zu erwerben.

"Der erste Trainingsraum war im Mainzer Saal, einer ehemaligen Sporthalle. Vorerst mussten herkömmliche Kugelfänge ausreichen. Ein alter Schultisch mit einem draufgestellten Stuhl war die Auflage für das Gewehr", erinnerte sich Wedig an den schwierigen Neuanfang und die Höhen und Tiefen, die es danach gab. Damals zählte der Verein übrigens 86 Mitglieder, heute sind es nur noch 13.

Mächtig stolz sind er und seine Mitstreiter auf das 2004 mit Hilfe der Sparkasse und mit eigener Muskelkraft geschaffene neue Schützenheim auf dem Gelände des ehemaligen Schachtes VI.

Seit der Neugründung nahmen die Atzendorfer Schützen an zahlreichen Wettkämpfen teil. "Als einer der ersten Vereine beteiligten wir uns an der neugegründeten Regionalliga des Landes. Die erfolgreiche Teilnahme an Kreismeisterschaften beweisen die vielen Meistertitel", sagte Wedig. Als einen der Besten des Vereins bezeichnete er Hans List, der regelmäßig auch an Landesmeisterschaften teilnimmt.

Um vordere Platzierungen zu erreichen, sei der Verein seit jeher bemüht, moderne Präzisionswaffen zur Verfügung zu stellen. "Mit Hilfe von Fördergeldern und unserer Sponsoren ist uns das bisher gelungen", sagte der Vereinschef. "Somit können die Mitglieder auf leistungsstarke Vereinswaffen zurückgreifen. Der Bestand an privaten Waffen ist gering", fügte er hinzu und dankte allen Sponsoren für die Hilfe.

Oberbürgermeister René Zok überbrachte die Grüße und Glückwünsche des Stadtrates und der Stadtverwaltung. Dabei machte er deutlich, dass er trotz der weiter sinkenden Einwohnerzahlen kein Freund von Vereinszusammenschlüssen sei. "Die Tradition hat mit dem Ort zu tun, in dem man wohnt. Dafür steht auch der Atzendorfer Schützenverein", sagte Zok, der in Löderburg selbst Chef des örtlichen Schützenvereins ist. Die Mitgliedergewinnung erweise sich als schwierig, weil die Schulleiter Waffen sehr skeptisch sehen.

Förderstedts Ortsbürgermeister Rotter (CDU) bezeichnete den Schützenverein als Teil des dörflichen Gemeinschaftslebens, "auf den ich nur ungern verzichten möchte." Rotter sprach sich trotz mancher Zwischenfälle in Deutschland gegen eine Verschärfung der Waffengesetze aus.