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Investitionen Seniorenheim Egeln wird erst Ende 2024 fertig

Der Umbau des ehemaligen Gymnasiums Egeln zu einem Seniorenheim dauert länger - bis Ende 2024. Das erfuhren ehemalige Abiturienten bei einer Baustellenbesichtigung.

Von René Kiel 10.10.2023, 12:43
Die künftige Leiterin des neuen Seniorenheims Egeln, Yvonne Spott (rechts), führte die ehemaligen Abiturienten sowie Bürgermeister Reinhard Luckner (hinten  in der Mitte)  durch das ehemalige Gymnasium Egeln, das zurzeit eine große Baustelle ist.
Die künftige Leiterin des neuen Seniorenheims Egeln, Yvonne Spott (rechts), führte die ehemaligen Abiturienten sowie Bürgermeister Reinhard Luckner (hinten in der Mitte) durch das ehemalige Gymnasium Egeln, das zurzeit eine große Baustelle ist. Foto: René Kiel

Egeln - 55 Jahre nach ihrem Abitur kamen ehemalige Schüler, die damals das Gymnasium Egeln besuchten, in der Bördestadt wieder zu einem Klassentreffen zusammen. Ihre alte „Penne“ gibt es heute jedoch nicht mehr.

Das Haus war im Sommer 2016 vom Salzlandkreis wegen fehlender Schüler endgültig geschlossen worden. Danach wurde es nach einer Ausschreibung an den Dessauer Unternehmer Burchard Führer verkauft, der das 1925 als Oberrealschule in Aufbauform gegründete Objekt zu einem Seniorenheim umbaut. Die Fertigstellung, die ursprünglich für dieses Jahr vorgesehen war, wird sich unter anderem durch Forderungen der Denkmalschützer verzögern. Nun geht das Unternehmen, das in Etgersleben bereits ein Seniorenheim besitzt und in Hecklingen ein Schlosshotel, davon aus, dass der Einzug Ende des kommenden Jahres erfolgt.

Erste neue Bewohner interessieren sich

„Wir freuen uns über jeden Tag, den wir eher fertig sind. Wir bauen hier ganz fleißig. Es sind auch viele Gewerke im Haus schon mit drin wie zum Beispiel die Elektriker. Die Sanitärarbeiten fangen jeden Moment an. Die Dachfirma ist da und hat die Gauben oben schon angehoben. Der Innenausbau passiert und der Trockenbau“, berichtete die künftige Heimleiterin Yvonne Spott.

Senioren, die dort einmal einziehen wollen sowie diejenigen, die in diesem Heim arbeiten wollen, können sich bereits anmelden. „Es fängt jetzt langsam an, dass sich die ersten zukünftigen Bewohner für das Haus interessieren“, sagte Yvonne Spott und fügte hinzu: „Das Haus wird seinen alten Charme nicht verlieren. Wir versuchen, vieles von dem Alten zu erhalten.“

Sie hatte die Senioren am Sonnabendnachmittag mit einer kleinen Zuckertüte vor dem einstigen Portal des Gymnasiums empfangen, welches erhalten bleibt, und nahm sich viel Zeit, um sie und Bürgermeister Reinard Luckner (UWGE) durch den fast 100 Jahre alten Gebäudekomplex zu führen.

Bei dieser Besichtigungstour habe es sich um eine Ausnahme gehandelt, da das Objekt in der Lindenstraße derzeit eine große Baustelle ist, sagte die künftige Heimleiterin.

Name Gymnasium Egeln bleibt erhalten

Mit Interesse nahmen die ehemaligen Gymnasiasten zur Kenntnis, dass auch der Name der Einrichtung an die Geschichte erinnern soll, denn sie wird die Bezeichnung „Haus der Senioren – Gymnasium Egeln“ bekommen. Auf die jahrzehntelange Nutzung für Unterrichtszwecke wird auch eine ehemalige Schulbank hinweisen, die Yvonne Spott gerettet hat.

Ihren Worten zufolge sollen dort nach der Inbetriebnahme insgesamt 68 Frauen und Männer behütet und umsorgt ihren Lebensabend verbringen können, 13 Personen davon allein in der untersten Etage. „Das ist eine sehr familiäre Größe“, sagte Yvonne Spott.

Für die Bewohner werden in den ehemaligen Klassenräumen 68 Einzelzimmer einschließlich Bad sowie auch noch Gemeinschaftsräume entstehen. Es wird aber auch Räume geben, in denen ein Paar wohnen kann. Wie die Zimmer einmal aussehen werden, konnten die Besucher schon erkennen. Das gleiche gilt für die geplanten beiden Fahrstühle, deren Schächte schon fertiggestellt wurden.

„Die Zimmer werden eine Grundausstattung erhalten“, sagte Yvonne Spott. Jeder Heimbewohner könne sich aber auch etwas aus seiner alten Wohnung mitbringen.

Die Frage, was ein Heimplatz kosten wird, konnte die künftige Leiterin noch nicht beantworten. Das werde aber keine hochpreisige Seniorenresidenz. „Die Einrichtung soll für alle offen sein, die einen Pflegegrad haben. Wir werden ein angenehmes Wohnen anbieten, so dass es sich jeder leisten kann“, fügte Yvonne Spott hinzu.

Aula und Turnhalle nicht wiederzuerkennen

Nicht unerwähnt ließ sie, dass die ehemalige Aula sowie die Turnhalle in ihrer ursprünglichen Form nicht mehr vorhanden sind. Sie wurden ebenfalls zu Wohnzwecken umgebaut. Und die Treppenhäuser sind etwas verschoben worden. Auch das Dachgeschoss ist nicht mehr wiederzuerkennen, denn es ist inzwischen aufgestockt worden. „Das war früher mal der Taubenschlag von Direktor Müller“, erinnerte sich Werner Pillich noch ganz genau.

Das ehemalige Schwimmbad im Keller wurde inzwischen verfüllt. Dort entstehen Umkleideräume für das Personal. Schon deutlich zu erkennen ist auch der geplante Anbau auf der Hofseite, in dem die Verwaltung, der Haupteingang und der große Speiseraum untergebracht werden sollen.

Egelner trauern noch um ihr Gymnasium

Der Bürgermeister sagte, er sehe das Gymnasium mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn die Egelner trauern ihm immer noch nach. „Ich bin froh, dass wir nach der Schließung einen Investor gefunden haben, der diesem Gebäude wieder Leben einhaucht und Geld in ein Seniorenheim investiert. Davon profitiert auch die Stadt Egeln durch die 68 Bewohner und neue Arbeitsplätze. Eine Schule in dieser Art wäre im Augenblick gar nicht haltbar“, meinte Reinhard Luckner. Er freut sich, dass Burchard Führer der Stadt das große Gemälde aus der Aula überlassen hat und würde es gern sehen, wenn es einen neuen Platz in der Grundschule finden würde.

Auf dem Hof des ehemaligen Gymnasiums Egeln entsteht ein neuer Anbau, in dem die Verwaltung des Seniorenheims, der Eingangsbereich sowie ein Speiseraum Platz finden sollen.
Auf dem Hof des ehemaligen Gymnasiums Egeln entsteht ein neuer Anbau, in dem die Verwaltung des Seniorenheims, der Eingangsbereich sowie ein Speiseraum Platz finden sollen.
Foto: René Kiel

„Ich bin ein bisschen überrascht, was das hier geworden ist. Ich kenne das Haus schon fast 75 Jahre und staune, was hier geschaffen wurde und was noch geschaffen werden soll“, fasste Werner Pillich am Ende seine Eindrücke zusammen. Er ist fest davon überzeugt, dass das Haus eine Wohlfühloase wird. „Trotzdem ist es schade, dass es kein Gymnasium mehr ist und dass die Kinder nach Staßfurt müssen und die Besserbetuchten ihre Kinder ins Privat-Gymnasium schicken“, sagte der Senior. Er und seine ehemaligen Klassenkameraden im Alter von 73 beziehungsweise 74 Jahren hatten das Gymnasium im Jahr 1968 verlassen.

Am Klassentreffen nahm auch Giesela Cherek teil, die dort 37 Jahre lang als Lehrerin für Deutsch und Französisch tätig war. „Es berührt einen schon, denn ich bin ja jahrelang hier nicht drin gewesen. Aber ich freue mich, dass das Haus weiterhin genutzt wird“, sagte sie.