Inklusion Staßfurt: Stetiges Wachstum bei der Lebenshilfe Bördeland
Im Bereich der Ambulanten Dienste steigt die Zahl der Klienten in Staßfurt. Mit der Haushaltshilfe gibt es auch einen neuen Bereich. Für die Absicherung der fünf Bereiche werden auch ehrenamtliche Kräfte gesucht.
Staßfurt - Inklusion ist in unserer Gesellschaft ein wichtiger Pfeiler für den Zusammenhalt und ein soziales Miteinander. Schon in einem Sprichwort heißt es: „Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied.“ Auch deshalb ist es wichtig, dass alle Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten die gleichen Chancen für Bildung und Teilhabe haben. Zumindest ist es das Ziel vieler engagierter Menschen, den Weg dahin immer weiter zu verkürzen.
So auch bei der Lebenshilfe Bördeland, die in Staßfurt und Umgebung eine wichtige Stütze für Menschen mit Behinderung oder Hilfebedarf ist. Sie betreibt nicht nur Wohnheime im Raum Staßfurt, sondern auch den eigenen Bereich „Ambulante Dienste“. Es gibt eigene Mitarbeiter und eigene Büros.
Das Büro ist innerhalb Staßfurts umgezogen
Hier gab es zum 1. Mai eine Veränderung. Innerhalb von Staßfurt-Leopoldshall zogen die Mitarbeiter von der Blumenstraße in die Mittelstraße 3 um. „Die Räume wurden zu klein“, sagt Sebastian Stein, Leiter Ambulante Dienste. Man müsse expandieren, auch weil die Ambulanten Dienste innerhalb der Lebenshilfe mittlerweile eine wichtige Rolle einnehmen. „Seit 2018 haben wir bei den Klienten einen Zuwachs von 30 bis 40 Prozent“, so Stein. Insgesamt gibt es nun über 100 Klienten. Das zeigt: Die Dienste sind gefragt, die Klienten brauchen Hilfe.
Was machen die Ambulanten Dienste eigentlich? Der Bereich ist unterteilt in fünf Teilbereiche: Ambulant Betreutes Wohnen, Integrationshilfe für Kinder, Familienentlastender Dienst, Persönliches Budget und Haushaltshilfe. Zwölf Festangestellte, sowie sechs Ehrenamtliche arbeiten in den fünf Bereichen.
So werden beim Ambulant Betreuten Wohnen Menschen mit Behinderungen freiwillig unterstützt, die Wohn- und Lebenssituation so weit wie möglich der Normalität anzunähern. Diese Wohnform ist die letzte Stufe vor dem selbstständigen Leben in der eigenen Häuslichkeit und ein wichtiger Schritt zur Sicherstellung der Eingliederung in die Gesellschaft.
Die Integrationshilfe macht es möglich, dass Kinder trotz Beeinträchtigung eine angemessene Schulbildung, insbesondere einen Schulbesuch im Rahmen der allgemeinen Schulpflicht erleichtert beziehungsweise ermöglicht wird. Das Kind wird im Schulalltag begleitet und individuell unterstützt.
Viele verschiedene Bereiche
Der Familienentlastende Dienst stellt spezielle Unterstützungen für Menschen mit Behinderungen oder Erkrankungen, die auf Grund dessen einen Hilfebedarf haben oder Unterstützung benötigen und dient der Entlastung von Familien oder Pflegepersonen.
Wer hat Anspruch auf die Nutzung eines Familienentlastenden Dienstes? Jeder Mensch, jeden Alters, der einen Pflegegrad aufgrund seines Hilfebedarfs hat. Hierzu können Beratungstermine vereinbart werden.
Was bietet der Familienentlastende Dienst an? Erstens: Einzelbetreuungen und Assistenzdienste: stundenweise, tageweise und mehrtägige Hilfen bei der Betreuung und Begleitung. Zweitens: Angebote für Gruppen von Kindern und Erwachsenen. Unter anderem mehrstündige Angebote, welche sich nach dem Bedürfnis gemeinsamer Freizeitgestaltung richten. Drittens: Ferienangebote: Tageweise und wochenweise Begleitung von Kindern und/oder Jugendlichen. Viertens: Beratungsangebote: psychosoziale, pädagogische, sozialpädagogische Beratung und Beratung zu Rechtsansprüchen.
Das Ziel beim Persönlichen Budget ist, Selbstbestimmung, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung von Menschen mit Behinderung zu stärken. Gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Die Menschen bestimmen selbst, welche Hilfe Sie möchten, wer ihnen hilft und wann ihnen geholfen wird.
Haushaltshilfe wird geleistet, wenn der Haushalt nicht selbstständig weitergeführt werden kann. Krankenhausbehandlungen, medizinische Vorsorgeleistungen, medizinische Rehabilitationsmaßnahmen, Mutter-Kind-Kur, ein Unfall und dessen Folgen oder Schwangerschaft und Entbindung, können Grundlage für eine Beantragung der Haushaltshilfe sein. Unterstützung wäre unter anderem die Betreuung von Kindern, das Zubereiten von Mahlzeiten, das Reinigen der Wohnung und die Kleiderpflege.
Bei der Eingliederungshilfe geht es dann natürlich darum, die Menschen im Alltag zu begleiten und Selbstständigkeit zu erreichen. Sebastian Stein selbst ist „viel unterwegs“, wie er sagt. „Ich berate die Klienten auch und erkläre, was sie für Ansprüche haben.“
Hemmschwelle vor Menschen mit Behinderung
Weil die Zahl der Klienten bei den Ambulanten Diensten wächst, sind auch immer wieder Menschen gern gesehen, die im Ehrenamt helfen wollen. „Ein weiteres Wachstum ist möglich. Wir suchen immer ehrenamtliche Kräfte, gerade im Familienentlastenden Dienst“, sagt Stein. Dabei gehe es nicht darum, eine professionelle Ausbildung zu haben. Es geht um Inklusionsarbeit. Wenige Stunden in der Woche sind schon möglich und helfen. „Wir sind für alles offen“, so Stein. „In größeren Städten leben die Familienentlastenden Dienste von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Im ländlichen Bereich ist das schwieriger.“ Eine Aufwandsentschädigung ist vorgesehen.
Warum es so schwer ist, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden? „Die Hemmschwelle vor Menschen mit Behinderungen ist leider noch da“, sagt Stein. Und doch ist der Stellenwert der Arbeit mit behinderten Menschen mittlerweile sehr groß. Nicht nur bei der Lebenshilfe, sondern auch in unserer Gesellschaft.