1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Staßfurt
  6. >
  7. Fachärzte und Versorgung: Staßfurter Psychiater geht in den Ruhestand, hat aber Nachfolger

Fachärzte und Versorgung Staßfurter Psychiater geht in den Ruhestand, hat aber Nachfolger

Der Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Christian Wunderlich, gibt seine Praxis in Staßfurt auf. Ihm folgt am 1. Juli Falk Wiedemann im MVZ „Bodeaue“ in Egeln.

Von René Kiel 30.06.2024, 10:57
Der Staßfurter  Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Christian Wunderlich (Mitte) wurde in Hecklingen vom Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe „Bördeland“ gGmbH, René Wullstein, und von der Leiterin der Lebenshilfe-Wohnstätte am Wachtberg Claudia Luckau feierlich verabschiedet.
Der Staßfurter Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Christian Wunderlich (Mitte) wurde in Hecklingen vom Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe „Bördeland“ gGmbH, René Wullstein, und von der Leiterin der Lebenshilfe-Wohnstätte am Wachtberg Claudia Luckau feierlich verabschiedet. Foto: René Kiel

Hecklingen/Staßfurt/Egeln. - Der Staßfurter Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Christian Wunderlich geht zum Monatsende in den Ruhestand. Der 68-jährige gebürtige Dessauer, der mit seiner Frau Birgit in Ilberstedt wohnt, hätte seine Praxis in Staßfurt schon vor zwei Jahren verlassen können. Dass er sich nun zu diesem Schritt entschlossen hat, begründete Christian Wunderlich damit, dass es nicht schön gewesen wäre, wenn seine Frau, die als Allgemeinmedizinerin in Ilberstedt tätig war und ihre Praxis 2023 aufgegeben hatte, zuhause gewesen wäre und er noch weiter gemacht hätte.

„Es war unheimlich spannend. Ich habe das gern gemacht. Ich hatte in meinen Sprechstunden mit vielen Dingen zu tun. So manche lustige Geschichte, die ich erlebt habe, könnte ich schon aufschreiben“, stellte der Facharzt rückblickend fest, der pro Quartal 1300 bis 1400 Patienten aus Staßfurt und einem großen Umfeld betreut hatte.

Zu seinen Erfahrungen gehört auch, dass Burnout, also die emotionale und körperliche Erschöpfung, die oft durch Stress im Beruf verursacht wird, und Depressionen zunehmen, auch weil die Menschen heute offen darüber reden. Man traue sich heute eher Hilfe zu suchen. Hinzu komme, dass diese Krankheiten nicht mehr tabuisiert seien.

Nach seinem Studium war Christian Wunderlich zur Facharztausbildung nach Bernburg gegangen. Bis zu seinem 55. Lebensjahr war in der dortigen Parkinsonklinik tätig. „Dann wollte ich nach mal was anderes machen, was spannender und interessanter ist mit einer eigenen Praxis für Neurologie und Psychiatrie“, sagte der Mediziner. Seine Frau habe ihn in seinen Plänen bestärkt. Gesagt, getan. Im Juli 2011 hatte er dann in der Bodestraße 5 in Staßfurt eine Arztpraxis eröffnet.

Lebenshilfe dankt

Zu seinen Patienten gehörten auch die psychisch kranken Menschen, die in den Einrichtungen der Lebenshilfe „Bördeland“ gGmbH leben. Darunter befanden sich auch die 50 Patienten in der Wohnstätte am Wachtberg und die Bewohner einer Außenwohngruppe in Hecklingen. „Ich habe mich um mehrere psychiatrische Einrichtungen bis nach Schneidlingen und Calbe (Saale) sowie Seniorenheime, wie zum Beispiel das DRK-Heim in Hecklingen, gekümmert“, sagte Christian Wunderlich.

„Er hat uns komplett betreut auch im Pflegeheim am Wasserturm in Staßfurt“, sagte der Bereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe René Wullstein. Christian Wunderlich sei einmal im Quartal in Hecklingen gewesen. „Bei Akutfällen gab es kurze Wege“, lobte René Wullstein den Einsatzes des Facharztes.

„Uns ist es wichtig, ihm zu danken. Christian Wunderlich gab uns die Grundlage dafür, dass wir hier arbeiten konnten“, sagte die Leiterin der Wohnstätte Claudia Luckau. „Dafür gebührt ihm im Namen der Geschäftsleitung der Lebenshilfe ein großes Dankeschön für die jahrzehntelange Treue auf Augenhöhe“, sagte der Bereichsleiter und fügte hinzu: „Ich würde Christian Wunderlich schon als Koryphäe der Psychiatrie-Landschaft in Staßfurt und Umgebung bezeichnen.“

„Über die vergangenen 13 Jahre ist eine enge Verbundenheit mit den Bewohnern in Hecklingen entstanden. Zu ihnen hat man auch eine menschliche Nähe entwickelt“, sagte der Facharzt.

Endlich Mehr Zeit für Hobbys

Er freut sich nun auf seinen verdienten Ruhestand. „Ich will mich mehr um unseren Hausgarten kümmern, endlich mehr bewegen, Wandern und Radfahren und fotografieren“, sagte Christian Wunderlich. Zudem hat er sich fest vorgenommen, früh aufzustehen ohne das aus Berufsgründen zu müssen, um die Sonnenaufgänge im Bild festhalten zu können.

Seine Praxis hatte er über die Kassenärztliche Vereinigung ausgeschrieben und eine Bewerbung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) „Bodeaue“ aus Egeln erhalten. Dort wird ab dem 1. Juli Falk Wiedemann als Facharzt für Neurologie tätig sein und die neurologischen Patienten übernehmen.

„Ich habe die Hausärzte gebeten, meine psychiatrischen Patienten, die stabil sind, zu übernehmen. Die Patienten, die eine fachärztliche Betreuung benötigen, müssen sich jetzt nach Aschersleben, Bernburg oder Schönebeck orientieren“, so Christian Wunderlich. Die Lebenshilfe bedauert, dass es keine wohnortnahe Betreuung mehr gibt. „Wir sind dabei das Ehepaar Dr. Rivera vom Ameos-Klinikum stärker einzubinden“, sagte René Wullstein. Denn einige Bewohner könne man nicht mit dem Bus nach Bernburg fahren, sagte Claudia Luckau.