Keine Schließung Staßfurter "Real"-Filiale bleibt vorerst
Der Staßfurter Real-Markt gehört nicht zu den Schließungskandidaten. Wie es langfristig nach dem Verkauf weiter geht, bleibt vorerst unklar.
Staßfurt l Im Mitarbeiter-Bereich des Real-Marktes in Staßfurt hängt im Treppenhaus ein Spiegel. „So sieht Sie der Kunde“, steht da drauf. Und unweigerlich muss sich beim Lesen dieses Spruches jeder Mitarbeiter selbst im Spiegel betrachten. Was erst verwirrend wirkt, ist natürlich der charmante Hinweis, im täglichen Umgang mit den Kunden einen freundlichen Umgang zu pflegen. „Der Kunde ist König“, heißt es wohl nicht von ungefähr.
Der am 15. Dezember 1992 eröffnete Markt in Staßfurt hat über 100 Angestellte. Im ländlichen Raum ist der Markt ein wichtiger Versorger für Lebensmittel und „Non-Food-Produkte“. Trotzdem ist die Zukunft in Staßfurt ungewiss. Die Warenhauskette Real wurde Ende Juni offiziell von Metro an die Immobiliengesellschaft SCP verkauft. Der Investor plant die Auflösung des Konzerns. Langfristig gesehen wird also der Name Real aus Staßfurt verschwinden. Das ist klar. Darüber hinaus ist aber vieles unklar. Etwa 30 Märkte sollen wegen schlechter Perspektiven geschlossen werden, bei acht Märkten wurde bekanntgegeben, dass diese 2021 schließen. Darunter auch Real-Märkte in Weißenfels und Bitterfeld. Kaufland will bis zu 100 der insgesamt 274 Märkte übernehmen, über 50 sollen an Edeka gehen. Auch Rewe hat Interesse angemeldet.
Und Staßfurt? „Wichtig ist für uns die Info, dass der Markt nicht kurzfristig geschlossen wird“, erklärt Staßfurts Geschäftsleiterin Doreen Albrecht. Das habe sie vor etwa 14 bis 21 Tagen erfahren. „Mehr kann ich nicht sagen.“ Spekulieren will sie nicht. „Das wäre ein Blick in die Glaskugel“, sagt sie und verweist auf eben jene auf ihrem Schreibtisch.
Derzeit prüft das Bundeskartellamt die Übernahmepläne von 100 Filialen an Kaufland. Dabei handele es sich um eine vertiefte Prüfung. Es wird unter anderem geschaut, wie die Wettbewerbssituation ist, ob Monopolstellungen zu befürchten sind. Es wird geprüft, welche Auswirkungen der Verkauf zum Beispiel auf Lieferanten hat. Das kann dauern. „Da wird frühestens im September eine Entscheidung erwartet. Ich wäre sehr überrascht, wenn es vor dem Herbst passiert“, sagt Doreen Albrecht. Sie wisse selbst auch nicht mehr.
In Staßfurt ist Kaufland bereits als Versorger vor Ort. Edeka gibt es in Staßfurt-Nord, Rewe in Staßfurt nicht. Aber auch andere Lebensmittel-Händler, die sich bisher nicht öffentlich geäußert haben, sind ganz theoretisch denkbar bei der Übernahme von Real-Märkten, auch von jenem in Staßfurt. Dass der Markt im Osten der Stadt ganz verschwindet, ist aber unrealistisch. „Der Standort ist extremst interessant aufgrund seiner Lage. Der Markt hat eine direkte Anbindung an die Autobahn, ein breites Einzugsgebiet. Der Standort ist attraktiv für Händler“, so Albrecht.
Beim Staßfurter Real-Markt handelt es sich um einen „Big Bang Markt“, wie Real das bezeichnet. Das heißt, dass er in den vergangenen Jahren erst umgebaut und modernisiert wurde. Breitere Gänge zeichnen den Markt in Staßfurt zum Beispiel gegenüber anderen Real-Märkten aus. 65 Prozent der Waren sind sogenannte „Food-Produkte“. Der Rest ist „Non Food“, also keine Lebensmittel. Der „Non-Food“-Anteil ist in Staßfurt höher, weil der Markt im ländlichen Raum liegt. Die Nachfrage sei auch da.
Doreen Albrecht verweist beim Transformationsprozess von Real auch auf den Abwicklungsprozess bei den Supermärkten von Kaiser’s Tengelmann. Über mehrere Jahre hat sich da der Verkauf hingezogen. Hier teilte Tengelmann im Jahr 2014 mit, Supermärkte an Edeka verkaufen zu wollen. Das Bundeskartellamt verbot dies 2015, es folgte eine Ministererlaubnis für die Übernahme. Mehrere Supermarkt-Ketten klagten bis zum Oberlandesgericht gegen die Übernahme. Erst 2016 kam es zu einer Einigung. Ob es auch bei den Real-Märkten zu einem langjährigen Streit um die Filialen kommt? Ausgeschlossen ist das nicht.