Weg zur eigenen Hundeschule ist für Andrea Schirmer mit vielen Erfahrungen gepflastert Trainerin aus Leidenschaft: "Ich arbeite mit einer Sprache, die der Hund versteht"
Hunde sind die große Leidenschaft von Andrea Schirmer aus Hecklingen. Ihr Hobby hat die Ehefrau und Mutter von zwei Kindern als selbstständige Hundetrainerin jetzt zum Beruf gemacht. Der Entschluss, diesen Weg zu gehen, stand erst nach einer negativen Erfahrung ganz sicher fest.
Hecklingen l Top ausgebildet wirkt Labrador-Mischlingshund Sixtus an der Seite seines Frauchens auf den Laien. Brav, als wäre es das normalste Benehmen der Welt für einen Hund, läuft der putzige Vierbeiner mit dem treuen Blick bei Fuß. Die Leine scheint überflüssig. Tier und Mensch sind glücklich. Das sieht ein jeder, der die beiden erlebt.
Tiere im Allgemeinen haben Andrea Schirmer schon als junges Mädchen begeistert. "Das liegt mir ein bisschen im Blut", erzählt sie von Wellensittichen, Kaninchen und einer kleinen Meerschweinzucht, um das Taschengeld aufzubessern. Als 16-Jährige dann der erste eigene Hund. "Keine so einfache Rasse", berichtete die Hecklingerin dennoch gern von ihrer Dackeldame. "Eine echte Herausforderung", meint sie und erklärt, dass dies mit dem Jagdverhalten der Rasse zusammen hängt. "Sobald sie was sah, war sie weg." Dennoch möchte Andrea Schirmer die Zeit, elf Jahre wurde der Hund, nicht missen. Der Verlust führte sie 1992 als ehrenamtliche Hunde-Ausführerin zum Tierheim Staßfurt, weil sie, wie sie sagt, aus dem Tod auch etwas Positives ziehen wollte, um weitere Erfahrungen auch im Umgang mit anderen Rassen zu sammeln.
Es folgte 1996 ein zweiter eigener tierischer Freund auf vier Pfoten. Viele Jahre blieb der Husky-Schäferhund an der Seite seines Frauchens, bis er 2008 aus Altersgründen starb.
"Ich habe mir gesagt, wieder etwas Gutes daraus zu machen", so Andrea Schirmer. Sie dachte keinesfalls daran, ihr Hobby an den Nagel zu hängen. Im Gegenteil. Den nach und nach gereiften Entschluss, das Interesse zum Beruf zu machen, wollte sie jetzt in die Tat umsetzen und Hundetrainerin werden.
Recherchen im Internet, wo Ausbildungen möglich sind, schlossen sich an. Schließlich stieß Andrea Schirmer auf eine Hundeschule ganz in der Nähe. Alles klang zunächst vielversprechend: "Der Leiter hatte vor, mich ein halbes Jahr zu schulen. Danach sollte ich eine Prüfung vor der Tierärztekammer ablegen."
Auch berufliche Perspektiven in der Firma seien danach in Aussicht gestellt worden, denkt sie an die Vereinbarung zurück und ging in Vorkasse. Ein Fehler, wie sich für die junge Frau schon nach kurzer Zeit Hospitation in Hundeschulstunden herausstellte. Mit ihrer Intuition lag sie auch richtig. Wesenstests - diese waren zu dieser Zeit in Sachsen-Anhalt gesetzlich noch nicht gefordert - habe der Hundetrainer durchgeführt. "Das dürfen aber nur Tierärzte. Die Ausbildungsmethoden waren zudem sehr enttäuschend." Ausschließlich mit Druck zu arbeiten, sei fachlich völlig der falsche Weg, um zu erreichen, Herrchen oder Frauchen und Hund glücklich zu sehen, wusste Andrea Schirmer heute wie damals.
Training ohne Druck: Tiere sollen Spaß und Nutzen haben
Mittlerweile hat sie über den Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV) eine eineinhalbjährige Ausbildung zur Hundetrainerin mit Prüfung vor der IHK-Potsdam erfolgreich abgeschlossen und dabei nicht nur unzählige Bücher und Fachliteratur gewälzt. Sie arbeitete (500 Stunden Praxis waren zu absolvieren) bei Leuten, die in der Branche deutschlandweit einen Namen haben: Tierärzte, Biologen, Autoren, Dozenten. Ganz wichtig ist es ihr, nicht unerwähnt zu lassen, dass eine Tierärztin aus Staßfurt sie auf den richtigen Weg brachte, Kontakte vermittelte und unterstützte, wo nur möglich. Auch für die weitere Zusammenarbeit ist Andrea Schirmer ihr sehr dankbar. Von Hecklingen aus möchte die nun zertifizierte Hundeerzieherin, dass andere Hundefans und ihre Vierbeiner von ihrem Wissen und den Erfahrungen profitieren, wenn sie ihre Schule besuchen, die seit September 2011 offen hat.
Noch steht die zielstrebige Tierfreundin am Anfang ihrer Unternehmung. Weitere Perspektiven sind nicht ausgeklammert. "Es ist meine Verpflichtung, mich stetig weiter zu bilden", sagt die Verhaltsberaterin. Möglich wäre für sie auch eine staatlich anerkannte Weiterbildung vor der IHK zum Hundefachwirt. Und worauf baut das alles? "Dass ich ohne Druck arbeite. Die Tiere Spaß daran haben, zur Schule zu kommen, einen Nutzen sehen. Belohnung erfahren." Sei es das Leckerli, ein neues Spielzeug oder noch mehr Zuwendung. "Ich arbeite mit einer Sprache, die der Hund versteht."
Beim Spaziergang mit ihrem eigenen Weggefährten Sixtus wird das einmal mehr deutlich. Der Schein trügt keineswegs. Beinahe hätte das Tier sogar mit seinen erlernten Fähigkeiten als Blindenführhund sehbehinderten Menschen geholfen. Wegen einer Jagdpassion konnte er aber nicht zur Prüfung antreten. So suchte seine frühere Ausbilderin ein neues Zuhause. Dass es jetzt in Hecklingen bei Andrea Schirmer ist, muss wohl Schicksal sein.