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Heimatzeitung Preußen-Kurier kürt 15 000. Leserin / Regina Brandt versendet Exemplare regelmäßig auch über die Landesgrenze hinaus Treuer Heimatfan liest in Karlsruhe fleißig mit

Von Nora Stuhr 21.07.2010, 16:58

Der Zufall wollte es: Regina Brandt aus Groß Börnecke schaute genau an dem Tag in dem kleinen Laden von Yvonne Kramer-Herbst vorbei, um ihre Heimatzeitung wie immer zu kaufen, als eine ganz besondere Ausgabe des Preußen-Kurier über den Tisch gehen sollte. Dass sie zum Jubiläumsleser gekürt wird, ahnte sie nicht. Das 15 000. Exemplar der Heimatzeitung lag zum Verkauf bereit.

Groß Börnecke. Regina Brandt ist treue Leserin des Preußen-Kurier. Seit das kleine Heft von der Abteilung Chronik des Kultur- und Heimatvereins erstmals 2004 herausgegeben wurde, hat sie sich immer ein Exemplar gesichert. Nicht nur, um sich selbst über die Geschichte ihres Heimatortes zu informieren oder beim Betrachten der Ansichten in Erinnerungen zu schwelgen. "Ich bringe die Zeitung immer für meine Mutti mit", berichtet sie von der Freude und dem "Strahlen in ihren Augen", wenn wieder was Neues aus früheren Zeiten, der Kindheit und Jugend zum Lesen und Anschauen bereit liegt. Zusammen durchforsten beide mit Freude die Seiten, frischen Erinnerungen auf. "Vieles weiß ich auch nicht mehr, Mutter hingegen kennt sich aus, wir plaudern gern über alte Zeiten", sagt Brandt. Nicht nur daheim sorgt das Heftchen für Gesprächsstoff.

"Der Cousin meiner Mutter wartet ebenfalls sehnsüchtig auf Post."

Auch über die Landesgrenze hinaus wird die Literatur regelmäßig versendet. "Der Cousin meiner Mutter wartet ebenfalls sehnsüchtig auf Post aus Börnecke. Ihm schicke ich immer ein Exemplar des Preußen Kurier nach Karlsruhe", erzählt Regina Brandt davon, dass ihr Verwandter Erhardt Nehme seine Kindheit auch in Börnecke verbrachte. "Er konnte sogar schon oft mit Informationen oder heimatgeschichtlichem Material aus der Ferne aushelfen", kennt der Leiter der Abteilung Chronik des Vereins, Wolfgang Hoffmann, den Leser in Karlsruhe ebenfalls. Sogar persönlich. Die erste Begegnung war kurios. "Ich saß daheim und schaute mir gerade einen historischen Zeitungsartikel aus meinem Fundus aus dem Jahr 1943 an. Am Ende stand ein handschriftlicher Vermerk der Person, die ihn einst ausgeschnitten hatte: ¿E. Nehme, 1943‘. Gerade als ich das las, klingelte es an der Tür und genau dieser Herr Nehme, also Erhardt Nehme aus Karlsruhe, stand davor und stellte sich vor", schildert der Hobbychronist den verblüffenden Zufall.

Seitdem ist der Kontakt zum Verein nicht abgerissen. Karlsruhe und Börnecke stehen in Verbindung. Nicht nur über den Preußen-Kurier. "Herr Nehme hat uns Bilder hinterlassen, Stammbäume." Stehe mit Informationen immer zur Seite, freut sich Hoffmann über die Unterstützung aus der Ferne.

Nicht zuletzt auch deshalb, weil er als Herausgeber des Heftes immer auf der Suche nach neuem Material ist, über das es sich zu berichten lohnt. "Im Moment interessieren uns vor allem historische Häuser", nennt Hoffmann ein Beispiel, dass der kleine Ort mindestens 100 Geschäfte hatte. "Wir hätten eine eigene Republik gründen können", lacht er und zählt Beispiele auf: "Fleischer, Bäcker, ein Kino, eine Druckerei, die Mühle, Uhrmacher und Buchdrucker." Fast jeder habe Anfang der 1920er, 1930er Jahre ein Gewerbe gehabt. Hoffmann weiß, dass damals noch 3200 Einwohner im Ort lebten, im Vergleich dazu seien es heute 1600. Sie sollen die Geschichte ihres Ortes - so das Ansinnen des Heimatvereins - in aller Munde halten. "Leute, die den Preußen-Kurier lesen, sollen auch mit der jüngeren Generation über das Vergangene sprechen. Wir wollen nur Denkanstöße geben", umschreibt Hobbyredakteur Hoffmann das Ziel. Dazu lässt er sich immer wieder was Neues einfallen.

"Groß Börnecke hätte eine eigene Republik gründen können"

In diesem Jahr hat der begeisterte Heimatfreund Motive historischer Postkarten in jede Ausgabe gesteckt. Am Ende des Jahres soll es ein Sammelalbum für die Leser geben, in das die Karten eingesteckt und sicher für nachfolgende Generationen möglichst in vielen Haushalten aufbewahrt werden können.

Sicher ist sein Überleben an anderer Stelle: der Preußen- Kurier wird in einem extra Museum für Heimatzeitschriften demnächst ein neues Zuhause finden. Und zwar in Zuchau (Stadt Barby, früherer Landkreis Schönebeck). "Hier wurde eine Bibliothek der deutschen Heimatzeitschriften eröffnet. Mit der Leiterin habe ich ausgemacht, dass auch der Preußen-Kurier dort archiviert wird und damit der Nachwelt erhalten bleibt."

Regina Brandt hat ihr privates Archiv zusammen mit der Mutter hingegen in den eigenen vier Wänden jederzeit griffbereit.

Eine Urkunde, die sie als Jubiläumsleserin überreicht bekam, wird indessen nicht daheim aufgestellt. "Die verpacke ich und dann geht sie zusammen mit der neuesten Ausgabe des Preußen-Kurier nach Karlsruhe", kündigt sie an, den Cousin der Mutter wie immer heimatgeschichtlich auf dem Laufenden zu halten.