Altkreise zusammengelegt Versorgungsloch beim Zahnärzte-Notdienst
Die Wege werden länger. Weil es immer weniger Zahnärzte gibt, organisieren die Kreisstellen der Ärztekammer in den Altkreisen Staßfurt und Schönebeck gemeinsame Notdienste.
Schönebeck/Staßfurt - „Ich habe keine Zahnschmerzen. Aber wenn ich auf den Notdienstplan gucke ...“ Lutz Franke hofft, dass er nie an einem Wochenende Probleme mit den Zähnen bekommt. Der 77-Jährige ist nicht mobil. Und ärgert sich, dass an mehreren Wochenenden hintereinander nur Schönebecker Zahnärzte Dienst haben. Im Juli komplett und auch in den kommenden Monaten weitaus öfter als Kollegen aus dem Staßfurter Raum. Mit seiner Empörung steht er nicht allein da. „Bei uns wird darüber gesprochen, da regen sich viele auf“, betont der Löderburger.
Seit Anfang des Jahres organisieren die Kreisstellen der Altkreise Staßfurt und Schönebeck den Notdienst gemeinsam. Hintergrund sei, dass Zahnarztpraxen infolge des demografischen Wandels altersbedingt vermehrt ohne Nachfolger schließen und die verbleibenden Kollegen öfter Notdienste leisten müssen. „Mit der Kooperation wird diese Last auf breitere Schultern verteilt“, erklärt der Staßfurter Kreisstellenvorsitzende Nicolas Bothe aus Westeregeln. Für die Organisation der Dienste an Wochenenden und Feiertagen sind die Kreisstellen der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt verantwortlich.
Im ersten Halbjahr war im Staßfurter Bereich von dieser Zusammenlegung noch nichts zu spüren. Denn von Januar bis Juni hatten verstärkt Dentisten aus der Bode-Region Notdienst. In der zweiten Jahreshälfte sind es zum überwiegenden Teil Schönebecker. „Das kann doch nicht sein“, sieht Lutz Franke vor allem viele ältere Menschen in seiner Gegend abgehängt.
Mit Bus oder Bahn zu den Notfallsprechstunden zu kommen, sei gerade an Wochenenden schwierig. Ein Versorgungsloch, das nicht minder groß ist als das dentale. Bliebe nur das teure Taxi. Oder das Aushalten der Schmerzen bis zum Montag. Auf Nachfrage der Volksstimme erklärt die Zahnärztekammer: „Weil die Dienstpläne lange im Voraus erstellt werden und nun zusammengeführt werden mussten, waren die Staßfurter Zahnärzte vor allem in der ersten Jahreshälfte im Notdienst tätig.“
Nun sind es eher die Schönebecker. „In den nächsten Monaten wird sich diese Aufteilung wieder normalisieren.“ Eine bessere Verteilung ist also absehbar, was Lutz Franke ein wenig beruhigen dürfte. Den Zahn, dass es zeitnah nur Notfallsprechstunden in Staßfurt und Umgebung gibt, muss er sich allerdings ziehen lassen. Denn am Kernproblem im strukturschwachen Flächenland ändert sich nichts. Es gibt immer weniger Zahnärzte. Die verbleibenden müssen die Wochenend- und Feiertagsdienste unter sich aufteilen. Denn: Jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt sind gemäß Paragraf 1 der Notdienstverordnung der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt verpflichtet, an der Notfallbereitschaft teilzunehmen.