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Marode Brücken Warum ein Arbeitseinsatz der Stadträte für andauernden Streit in Egeln sorgt

Die Fraktionschefs wollten nur die alte Fußgängerbrücke mit ein wenig Farbe verschönern. Dafür gab es jedoch Kritik vom Bürgermeister. Die Stadträte verteidigen nun ihre Aktion.

Von René Kiel 06.06.2024, 11:57
Um den Arbeitseinsatz an der Fußgängerbrücke in Egeln gibt es weiter Streit im Stadtrat.
Um den Arbeitseinsatz an der Fußgängerbrücke in Egeln gibt es weiter Streit im Stadtrat. (Symbolfoto: Stefan Sauer/dpa)

Egeln. - Die Zukunft der Egelner Brücken war erneut Thema in einer Stadtratssitzung. Dort musste sich Bürgermeister Reinhard Luckner Kritik anhören, weil er in einer Sitzung zuvor einen Arbeitseinsatz der Fraktionsvorsitzenden an der Fußgängerbrücke über die Ehle in der Tarthuner Straße moniert hatte. Sie hatten dort das Geländer mit einem neuen Farbanstrich versehen.

Luckner hatte diesen Subbotnik mit den Worten kommentiert: „Es kann nicht jeder überall rumfummeln. Es wäre schön gewesen, wenn man das besser abgestimmt hätte. Da hätte schließlich auch ein Unfall passieren können. „Jeder Euro, den wir in diese Brücke reinstecken“, so hatte er unter Hinweis auf die Kosten für das Material hinzugefügt, „ist rausgeschmissenes Geld.“ Denn die Auflieger seien dort marode. Zugleich hatte der Bürgermeister an die Stadträte appelliert, künftig sensibler zu sein.

Betroffene Stadträte wehren sich: Sicherheit war gewährleistet

„Das können wir so nicht stehen lassen, dass wir dort etwas illegal gemacht haben“, sagte der Fraktionschef der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWGE) Helmut Stöhr. Man habe zuvor gemeinsam beraten, eine Begehung durchzuführen. „Der einzige, der nicht kam, warst Du“, sagte Helmut Stöhr mit Blick zum Bürgermeister. Im Anschluss habe man sich mit Luckner in dessen Büro im Rathaus getroffen und darüber beraten, was gemacht werden könne.

Helmut Stöhr, Fraktionschef der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWGE).
Helmut Stöhr, Fraktionschef der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWGE).
(Foto: René Kiel)

Auf den Vorwurf der Unfallgefahr eingehend, sagte der UWGE-Fraktionschef, der Mitarbeiter der Verwaltung Uwe Stille und die Bürger hätten die Sicherheit gewährleistet.

Der Bürgermeister begründete seine Abwesenheit mit einer ärztlichen Untersuchung. „Der Zustand der Brücke hat sich dadurch nicht verbessert“, meinte er unter Hinweis auf den Arbeitseinsatz. Er verwies darauf, dass für die Farbe und die Pinsel insgesamt 497 Euro ausgegeben worden seien.

Gutachten zu Brücken wird angezweifelt

CDU-Fraktionschef Friedrich Bollmann ging auf den Vorwurf von Luckner ein, dass einige Stadträte die Ergebnisse des von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachtens zur Standsicherheit der städtischen Brücken anzweifeln, das viel Geld gekostet habe. Er forderte ein Gutachten, welche Maßnahmen durchgeführt werden müssen, damit die Brücke von den Anwohnern weiter genutzt werden könne und mit welchen Kosten die Stadt dafür rechnen müsse. „Warum haben wir das nicht vorliegen?“, fragte der CDU-Kommunalpolitiker den Bürgermeister.

Im Gegensatz zu ihm hält Friedrich Bollmann die Malerarbeiten nicht für überflüssig, denn das Geländer habe schon lange keine Farbe mehr gesehen, teilte er mit.

Die vorliegende Expertise gebe keine Antwort darauf, mit welchem Aufwand man die Brücke weiter betreiben könne, meinte auch Helmut Stöhr.

Egeln hat 19 Brücken

Bei der in Eigeninitiative von zwei Bürgern erfolgten Reparatur der Pumpen auf dem Friedhof in Egeln-Nord sei die Stadt auch nicht dabei gewesen, sagte SPD-Fraktionschefin Rosemarie Schmidt.

Der Bürgermeister sagte: „Über die Sperrung der Mühlenbrücke in Egeln regt sich keiner auf.“ Darauf merkte der Fraktionschef von Bündnis 90/ Die Grünen Reinhard Köpke an, dass es sich dabei um Privateigentum handele. „Das berechtigt den Eigentümer aber nicht, sie zu sperren. Das Stück dazwischen gehört der Stadt“, so Luckner.

Die Stadt Egeln ist derzeit für insgesamt 19 Brückenbauwerke verantwortlich. Zehn davon weisen nach Einschätzung von Experten eine miserable Note zwischen 3,0 und 4,0 auf. Das bedeutet, ihr Zustand ist nicht ausreichend oder ungenügend. Aufgrund ihres maroden Bauzustandes hatte die Verwaltung vorgeschlagen, die beiden Ehlebrücken in der Tarthuner Straße sowie die Mühlenbodebrücke auf dem Wirtschaftsweg nach Tarthun abzureißen. Das wurde auch damit begründet, dass diese nicht zwingend erforderlich seien und Haushaltsmittel nur in begrenztem Maße zur Verfügung stünden.

Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses, die darüber gemeinsam mit dem Sanierungs- und Vergabeausschuss im März beraten hatten, folgten der Emp-fehlung der Verwaltung nach einer Vorortbesichtigung nicht ganz. Sie plädierten lediglich dafür, sich von der ehemaligen Bahnbrücke in der Tarthuner Straße, die seit Dezember 2022 komplett gesperrt ist, ersatzlos zu trennen und diese zu beseitigen. Diesem Votum folgte auch der Stadtrat. Der Vorschlag von Friedrich Bollmann, nur dem Abriss der Bahnbrücke zuzustimmen und für die anderen beiden die erforderlichen Maßnahmen durch das Bau- und Ordnungsamt prüfen zu lassen, fand Unterstützung.