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Weihnachten Weihnachtsbaum um die Ecke

Regional und umweltfreundlich: Der Baumerzeuger „Harzer Tanne“ verkauft Weihnachtsbäume aus den heimischen Wäldern auch in Staßfurt.

21.12.2020, 23:01

Staßfurt l Die Menschen schauen gestresst. Einige warten darauf, dass endlich ein Einkaufswagen frei wird, damit sie sich ins große Getümmel stürzen dürfen. An den letzten Tagen vor Weihnachten ächzen die Mitarbeiter in den Supermärkten. Und die Kunden sind genervt.

Da vergisst man ja manchmal schnell, worauf es an Weihnachten ankommt. Es geht um Besinnlichkeit, Frieden, Harmonie. Es geht um hell erleuchtete Stuben, Wärme in den Herzen und in den Räumen. Und um einen Weihnachtsbaum, der das Wohnzimmer im besten Fall mit einem frischen Nadelduft erfüllt.

So befindet sich auch am Real-Markt in Staßfurt direkt neben dem Eingang – fast kaum zu sehen zwischen all der Hektik der hastenden Menschen – ein Weihnachtsbaumverkauf. Dieser ist sogar ein bisschen besonders. Statt dem Baum aus dem Großhandel gibt es hier den Baum von (fast) nebenan. „Harzer Tanne“ steht hier in weißer Schrift auf grünem Untergrund. Der Name ist Programm.

„Harzer Tanne“ ist der Name eines regionalen Baumerzeugers. Während andere Bäume auf Plantagen in Dänemark, im Sauerland oder Schleswig-Holstein wachsen, wachsen die Weihnachtsbäume von „Harzer Tanne“ mitten im Wald im Harz und in der Altmark.

Dabei handelt es sich um einen land- und forstwirtschaftlichen Familienbetrieb, der sich eben auf den Anbau von Weihnachtsbäumen spezialisiert hat. Geführt wird der Betrieb von Hardi Busche. Der 36-Jährige führt die Firma in zweiter Generation nach seinem Vater. Er war es aber, der den regionalen Weihnachtsbaum als Marke vor etwa zehn Jahren etabliert hat. Ansässig in Ballenstedt hat Busche auch Verkaufsstände in Aschersleben, Blankenburg, Bernburg, Braunschweig, Eisleben, Halberstadt, Haldensleben, Halle, Helmstedt, Magdeburg, Quedlinburg, Schönebeck, Wernigerode und natürlich eben auch in Staßfurt.

Das Geschäft läuft gut. Es ist sogar denkbar, in kommenden Jahren weitere Verkaufsstandorte aufzunehmen. Endloses Wachstum wird es aber nicht geben. Auch aus Kostengründen. Schließlich müssen die Tannen und Fichten auch zum Käufer vor Ort gebracht werden. Je länger der Weg, desto geringer die Marge, wenn der Preis sich nicht verändert.

Auf 40 Hektar baut Busche bei Ballenstedt und bei Tangermünde mit seinen 30 Mitarbeitern Bäume an. Hauptsächlich Nordmanntannen. „Die machen immer noch 90 Prozent des Marktes aus“, sagt Busche. Aber auch Blaufichten hat er vorrätig. Dazu Exoten wie serbische Tannen, Rotfichten, Korktannen oder Colorado-Tannen. „Es ist vor allem eine Modefrage“, erklärt Busche. Und er bedient gern die Nachfrage. Warum ist die Nordmanntanne der große Renner? „Sie hat ruhige Nadeln und piekst nicht. Dafür hat sie keinen Duft.“ Die Blaufichte hingegen habe spitze Nadeln. „Das macht sie bei Katzen-Besitzern so beliebt. Das hindert nämlich die Katze daran, in den Baum zu springen“, sagt Busche lachend.

Bis zu 30 Prozent der Weihnachtsbäume in Deutschlands Stuben kommen aus Dänemark. Auch das Sauerland ist bekannt als Weihnachtsbaum-Standort. Regionale Weihnachtsbaum-Erzeuger wie Hardi Busche sind hingegen eine Seltenheit. „In Sachsen-Anhalt gibt es eine Hand voll an Mitbewerbern“, sagt er.

Busche bekommt die Bäumchen als dreijährige Setzlinge. Sechs bis sieben Jahre gedeihen die Bäume, bevor sie bei einer Höhe von 1,5 bis 1,6 Meter bereit sind für den Abtransport in die Stuben. Mehrere tausend Bäume verkauft Busche jedes Jahr, die preislich zwischen 25 und 50 Euro liegen. Das Wachstum des Unternehmens ist dabei stetig und anhaltend. Immer gilt: Es werden im Jahr mehr Bäume gepflanzt als verkauft. 2014 hatte Busche den ersten Weihnachtsbaum verkauft.

Die ökologische Überzeugung bedeutet auch: Die Weihnachtsbäume werden manuell gepflegt. Shropshire-Schafe – eine alte englische Hausschaf-Rasse – weiden zwischen den Bäumen und sind der natürliche Rasenmäher. Auch Formschnitt und Triebregulierung übernimmt der Betrieb selbst.

Der pfiffige Unternehmer Hardi Busche macht dabei den Verkauf zum Event. Denn: Baumliebhaber dürfen mit der Säge auf der Plantage vorbeikommen, sich ihren Baum aussuchen und selbst schlagen. Dazu gibt es Stände, an denen Waldbeer-Glühwein und Wild-Bratwürstchen verkauft werden. Zwischen 100 und 300 Leute kommen schon mal zu so einem Event, das natürlich in Corona-Zeiten so nicht stattfinden kann. Corona-konform hat es aber trotzdem Veranstaltungen gegeben. Und natürlich werden auch vor Ort Weihnachtsbäume verkauft.

Wie ist das mit den Bäumen? Wer kauft welche Bäume? Was ist beliebt? Was ist der perfekte Baum? „Ich glaube, dass nicht der Käufer den Weihnachtsbaum aussucht, sondern umgekehrt“, erzählt Busche. Ähnlich also wie bei Harry Potter mit dem Zauberstab. „Es gibt zum Beispiel Bäume mit zwei Spitzen, die man eigentlich herausschneiden würde. Dann kommt aber der eine Käufer, für den dieser Baum perfekt ist.“

Und sonst? „Große Menschen wollen große Bäume“, sagt er. Und kleine Menschen kaufen also kleine Bäume? „Nicht unbedingt“, meint Busche lachend. Das wäre dann doch zu einfach. Klar ist aber auf alle Fälle: Die Menschen brauchen recht unterschiedlich lange, um den für sie perfekten Weihnachtsbaum zu finden. „Einige sind nach wenigen Minuten fündig geworden, andere brauchen eine halbe Stunde für die Suche. Und dann ist doch der erste Baum der beste“, so Busche. Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben gilt also: Es braucht manchmal gar keine lange Suche nach besonderen Schätzen. Der Schatz liegt direkt vor der Nase, ist direkt greifbar. Es muss nur zugepackt werden. So ist es auch beim individuell perfekten Weihnachtsbaum.