Müllverkippungen Wohin mit Dachpappe und Co?
Auf keinem der Wertstoffhöfe des Kreiswirtschaftsbetriebes Salzland, rund um Staßfurt, kann man Dachpappe entsorgen.
Staßfurt l Das hätte sich Lothar Köppen doch etwas einfacher vorgestellt. Der jüngste Sturm hatte sein Garagendach abgedeckt. Der Staßfurter versuchte nun, etwa 20 Quadratmeter alte Dachpappe über einen Wertstoffhof zu entsorgen. An der ehemaligen Deponie Staßfurt wurde er nach Aschersleben verwiesen. Fehlanzeige aber auch dort in der Wilslebener Straße. Dritter Versuch am Objekt nahe des Flugplatzes Güstener Höhe in Aschersleben. „Momentan keine Kapazitäten, hieß es da“, erzählt Köppen enttäuscht.
Was nun? „Ich will das Zeug doch legal entsorgen“, unterstreicht der Bürger, der keinesfalls den Weg in die Natur nehmen will, wie es viele andere – möglicherweise ebenso verärgerte Bürger – oft genug tun.
„Der Kreiswirtschaftsbetrieb hat mir telefonisch zu verstehen gegeben, dass er keine Dachpappe annimmt. Mir wurde empfohlen, die Dienstleistung einer Firma in Anspruch zu nehmen“, musste Lothar Köppen erfahren. „Das habe ich gemacht. Eine Firma in Schönebeck verlangte 654 Euro pro Tonne.“ Das habe ihn fast umgehauen. Ein halber Pkw-Anhänger würde sicherlich etwas weniger kosten, wäre aber dennoch teuer genug.
„Wen wundert‘s da, dass so viel Bauschutt und Sondermüll in die Natur wandert?“, fragt der Staßfurter in Richtung Salzlandkreis, wiederholt aber, dass er diesen Weg auf keinen Fall nehmen werde.
Ralf Felgenträger, Chef des Kreiswirtschaftsbetriebes (KWB) bestätigt, dass man tatsächlich keine Dachpappe annimmt. „Diese Abfallart ist als ,gefährlicher Abfall‘ eingestuft. Und der KWB hat keine Genehmigung für gefährliche Abfälle. Daher verweisen wir bei solchen Abfällen auf private Entsorger, welche sich darauf spezialisiert haben“, so Felgenträger.
Etwas anders verhält es sich bei Bauschutt. Der werde von den Wertstoffhöfen in Aschersleben, Bernburg und Schönebeck sehr wohl angenommen – jedoch nur in Kleinstmengen, da der Landkreis selbst nicht über eine entsprechende Entsorgungsanlage verfügt.
„Diese Annahme ist eine Art Service für unsere Bürger, die wegen anderer Abfälle die Wertstoffhöfe anfahren.“ Größere Mengen, wie beispielsweise bei Garagen- oder Gebäudesanierungen, müssen über Unternehmen entsorgt werden.
„In Staßfurt nimmt der KWB dagegen keine Bauabfälle an, weil es dort zurzeit einfach keinen Platz dafür gibt. Noch einen Container dort aufzustellen, ist aus organisatorischen und arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht verantwortbar“, erklärt Ralf Felgenträger.
Möglicherweise tut sich aber in dieser Richtung im allgemeinen etwas. Ralf Felgenträger lässt auf Nachfrage von Salzland-Kurier anklingen: „Der Kreiswirtschaftsbetrieb arbeitet gemeinsam mit dem Landkreis aktuell an einer Lösung. Mehr können wir dazu derzeit nicht sagen.“
Dem Staßfurter Oberbürgermeister Sven Wagner liegt das Thema persönlich sehr am Herzen. Nicht zuletzt, weil er mit seinen Landsleuten in der Hohenerxlebener Gemarkung auch bei ihrem diesjährigen Frühjahrsputz wieder die bittere Erfahrung machen musste: Es hört offensichtlich nie auf mit der illegalen Müllverkippung. Zehn Tonnen Unrat, darunter auch Bauschutt, waren beim Einsatz Ende März wieder zusammengekommen. Und es ist auch danach schon wieder etwas Neues in der Feldflur Hohenerxleben zu finden...
Wagner findet dennoch „jede Initiative in den Orten begrüßenswert, die Ordnung schafft wie auch in Atzendorf beispielsweise oder jetzt in Rathmannsdorf, wo am Sonnabend Premiere war“. Auch für die Kernstadt wären mehr solcher Initiativen von Vereinen oder Einrichtungen wünschenswert. Dort bestehe durchaus Nachholbedarf. Terminlich müsste man aber sicher nachbessern, damit auch Berufstätige die Möglichkeit einer Teilnahme hätten.
Aber zurück zur Dachpappe.Wagner dazu: „Wir als Stadt haben keine Möglichkeiten, solche Stoffe abzunehmen. Wir würden vor der gleichen Systematik stehen.“ Der OB bestätigt aber einen möglicherweise neuen Standort für einen Staßfurter Wertstoffhof: „Wir sind weiter im Gespräch mit dem Landkreis, wie eine zukunftsfähige Variante in Staßfurt auf den Weg gebracht werden kann, inklusive der Annahme kleiner Bauschuttmengen.“ Optimistisch klingt auf jeden Fall: „Es ist etwas in Aussicht.“
Am Freitag hatte der Landkreis wieder zum großen Frühjahrsputz aufgerufen. Die Teilnahme in Staßfurt war wie in den vergangenen Jahren sehr verhalten. Das Gymnasium schickte seine Jüngsten zur Unterstützung der Aktion auf den Königsplatz.