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Spedition Zu viele Transporter im Ort?

Weil man in Neundorf genervt ist vom Verkehr, rückt Mines ins Visier. Dabei steckt mehr hinter den vielen Transportern.

05.11.2019, 05:00

Neundorf/Neu Staßfurt/Egeln l Für eine aufgeheizte Debatte sorgen in Neundorf die Lkw mit den Siloaufliegern der Firma Bothe-Schnitzius. „Mindestes 100 dieser Transporter kommen täglich durch Neundorf“, schimpft Hans-Werner Brand. Der Anwohner der Ortsdurchfahrt hatte sich schon mehrfach wegen des starken Verkehrs beschwert.

Bekannt sind die weißen Siloauflieger mit rotem Logo aus der Debatte um die Dickstoffversatzanlage der Firma "Minex" in Neu Staßfurt. Als die Anlage 2015 in den Dauerbetrieb ging, hatten sich die Kommunen Egelner Mulde und Staßfurt dafür eingesetzt, dass der Anlagen-Betreiber und sein Spediteur feste Fahrtrouten für die Transporte festlegen.

„Wir haben ständig bei der Beschwerde-Hotline der Firma angerufen und die Nummernschilder immer wieder durchgegeben. Damals hatte uns die Stadt versprochen, dass feste Routen vereinbart werden und nicht über die Ortslage gefahren wird. Aber das ist bis heute nicht passiert“, macht sich Hans-Werner Brand Luft.

Oberbürgermeister Sven Wagner (SPD) bestätigt: „Bestimme Routen waren damals mit dem Betreiber vereinbart worden.“ Diese basierten auf Empfehlungen und waren freiwillig. Man könne an den Transportern von Bothe-Schnitzius auch gar nicht ablesen, ob sie zur Versatzanlage wollen oder zu einem anderen Ort in Staßfurt. Die Stadt könne keiner Firma vorschreiben, wo sie langfahren soll.

Zur Dickstoffversatzanlage wird ein Gemisch aus angereicherten Filterstäuben aus Müllverbrennungsanlagen und Kernbohrresten geliefert, seit 2008 im Probebetrieb. Martin Spiekermann in Gladbeck, Nordrhein-Westfalen, sagt: „Natürlich werden die festgelegten Routen eingehalten, so hatten wir es mit dem Spediteur vereinbart. Wenn sie nicht eingehalten werden, hat das Konsequenzen“, erklärt der Prokurist der Firma Minex, die in Neu Staßfurt die Dickstoffversatzanlage betreibt. „Wir nehmen die Sache sehr ernst.“

Allerdings irrt man sich in Neundorf: „Die Route durch Neundorf ist die offiziell festgelegte, die wir 2015 mit Oberbürgermeister Wagner abgestimmt haben“, so Spiekermann. Die Transporter von Bothe-Schnitzius halten sich also an die vereinbarte Strecke, wenn sie durch die Ortsdurchfahrt Neundorf fahren.

Laut Minex handelt es sich um 120.000 Jahrestonnen. Das sind maximal 50 Hin- und Rückfahrten pro Tag, aufgeteilt auf zwei Routen, eine aus Richtung Süden und eine aus Richtung Norden – also 20 bis 25 Silo-Lkw täglich in Neundorf. „Über Alternativen zu Neundorf müsste man mit dem Spediteur und der Stadt sprechen“, so Martin Spiekermann.

25 Fahrten pro Tag zur oder von Dickstoffversatzanlage sind keine 100. Die Ciech Soda Deutschland gibt auf Anfrage an, dass „nur ein ganz geringer Teil“ der 40 bis 50 Lkw, die täglich Soda oder Natron aus dem Werk abholen, von Bothe-Schnitzius gefahren wird. Dabei könne die Ciech Soda Deutschland die Fahrtrouten „nicht beeinflussen.“ „Die meiste Soda wird über die Schiene transportiert“, heißt es. Aber auch das ist noch nicht einmal die Hälfte der „100 Transporter pro Tag“.

„Vielleicht könnte die Stadtverwaltung bei der Firma erfragen, wie die Routen verlaufen und besprechen, wie man das Problem lösen könnte“, schlägt Ortschaftsrat Frank Rögner (SPD) vor. Er und der gesamte Ortschaftsrat suchen seit einiger Zeit nach Maßnahmen, um die Verkehrsbelastung in Neundorf zu mindern. „Bei uns in den Seitenstraßen poltert es, wenn die schweren Fahrzeuge durch die Ortsdurchfahrt kommen“, sagt Ortsbürgermeister Klaus Maaß (SPD).