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Dauerhitze der letzten Tage bedeutet auch für viele Haustiere Dauerstress / Tierärztin gibt Ratschläge, worauf jetzt besonders zu achten ist Züchter gönnen ihren Tieren jetzt viel Ruhe

Von Nora Stuhr 16.07.2010, 06:18

Die Dauerhitze der letzten Tage schlägt nicht nur uns Menschen auf das Gemüt, auch für die meisten Tiere bedeuten Temperaturen weit über 30 Grad Celsius Dauerstress. In Hecklingen musste jüngst sogar eine Rassekaninchenschau abgesagt werden, um die Tiere zu schützen. Derweil steigt das Quecksilber weiter, wer ein Haustier hat, sollte Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die Volksstimme hat mit einer Tierärztin aus Staßfurt gesprochen, welche Tipps sie den Besitzern mit auf den Weg gibt. Züchter in Hecklingen gehen mit gutem Beispiel voran.

Hecklingen/Staßfurt. Direkte Sonne mittags vermeiden, viel Wasser, Schatten suchen, kein Sport, wenn möglich nur abends und am frühen Morgen im Freien bewegen - Tierärztin Dr. Kathrin Dürre aus Staßfurt nennt Beispiele dafür, dass alles, was im Moment für den Menschen gilt, auch für Tiere zu beachten ist. Vor allem ältere, herzkranke Tiere seien jetzt besonders gefährdet. Ihre Besitzer müssen ihren Worten zufolge besonders aufpassen, jegliche Belastung solle vermieden werden.

Vorsicht bei Mops und Bulldogge

Spezielle Vorsicht sei auch bei Hunderassen wie Mops und Bulldogge wegen ihrer speziellen Züchtung geboten. Etwa sei die Zunge im Vergleich zu ihrem Kopf recht groß und das führe zu verengten Verhältnissen im Rachenraum. "Sie haben daher bei der Hitze noch größere Probleme als normal proportionierte Züchtungen", weiß die Veterinärmedizinerin.

Im Allgemeinen sei es für Hundebesitzer ratsam, bei kurzen Spaziergängen möglichst im Schatten immer etwas Wasser mit dabei zu haben, für den Notfall, dass kein See in der Nähe ist. "Spezielle Transportflaschen mit Napf sind in Zoohandlungen erhältlich", weiß Dürre und auch daheim im Garten gibt es eine kühlende Alternative. Für kleine Erdlöcher, in die sich Hunde etwa im Schatten von Bäumen bei der Hitze gern legen, weil der Boden schön kühl ist, sollten ihre Besitzer Verständnis haben oder sogar selbst zur Schaufel greifen.

Erfrischend sei auch die ein oder andere Abkühlung der nassen Art. "Kleine Strandmuscheln gefüllt mit etwas Wasser", hat die Tierärztin einen weiteren Tipp parat.

Schließlich sollten auch Impfungen an heißen Tagen um ein paar Wochen verschoben werden. "Wer mit seiner Katze dennoch zum Tierarzt kommt, sollte darauf achten, dass die Transportbox ausreichend belüftet ist." Das gilt ebenso für kleine Nager.

"Kaninchen sind sehr empfindlich und dürfen nicht der direkten Sonne ausgesetzt sein." Der Platz von Wellensittichen oder Kanarienvögeln sollte ebenfalls so gestaltet sein, dass sie den Tag im Schatten verbringen, so Dürre.

Tiere nicht im Auto zurücklassen

Viele Tierzüchter in Hecklingen und Umgebung gehen mit gutem Beispiel voran. Sören Luckau, der Vorsitzende der Landesgruppe vom Neufundländer-Landseer-Club Sachsen-Anhalt macht es genau richtig. Er weiß, dass die Hitze auch seinen Hunden zu schaffen macht. Er gönnt ihnen jederzeit ein schattiges Plätzchen und eine Abkühlung, sucht ab und an ein Gewässer auf. "Bei einem Bad in der Bode muss darauf geachtet werden, dass die Strömung nicht stark ist. Eine seichte Stelle sollte ausgesucht werden", sagt Luckau.

Wenn Hunde nicht gern baden, verrät er einen Trick: "Man kann den Hund nach und nach langsam an die kühle Erfrischung heranführen, etwa mit nassen Tüchern oder ein paar vorsichtigen Spritzern aus der Gießkanne", sagt der Hecklinger. Von Sport rät er ab. Bei Hunden, die trainiert werden, sollten ihre Halter einen Gang zurück schalten. "Fünf Kilometer Radfahren, das geht im Moment nicht", warnt er und schlägt vor, wenn, dann nur morgens oder abends mit dem Tier raus zu gehen, dabei aber das Pensum auf jeden Fall zu drosseln. Und noch ein wichtiger Hinweis: "Parkt man sein Auto in der Sonne, sollte man keinen Hund und auch kein anderes Haustier darin lassen, auch wenn die Scheiben etwas unten sind. Kreislaufprobleme, Hitzeschlag und Dehydrierung sind leider nicht selten die Folgen. Das kann sogar zum Tod führen", so Luckau.

Hitze hält weder Huhn noch Kaninchen aus

Wann ein Huhn dringend Hilfe benötigt, weiß Rassegeflügelzüchter Rolf Arnhold aus Hecklingen: "Die Kämme werden blau wie bei der Herzschwäche beim Menschen." Damit es dazu nicht kommt, trifft er entsprechende Vorsichtsmaßnahmen, macht alles richtig, dass seine Tiere im Sommer derzeit nicht leiden: "Die Hitze hält kein Kaninchen und kein Huhn aus", kann er verstehen, dass der Rassekaninchenzuchtverein seine Jungtierausstellung im Ort jüngst abgesagt hat. Seinen Hühnern stellt er viel schattiges Gelände und mehr Wasser als sonst zur Verfügung. "Sie müssen viel saufen und haben einen kühlen Unterschlupf. Die Hitze vertragen sie nicht", so Arnhold.

Pferde suchen von sich aus Schutz im Schatten. "Dort, wo ein bisschen Wind ist, gehen sie hin, verweilen dort, finden Unterstand", berichtet Franziska Fischer vom Reit- und Fahrverein Cochstedt Schneidlingen. Sie erklärt, dass Pferde genau wie der Mensch Schweiß absondern, um die Körpertemperatur durch Kälte, die beim Verdunsten von Schweiß entsteht, zu senken. "Gestern habe ich die Tiere zur Hufpflege reingeholt", berichtet sie, dass wenn der Körper der Traber von warm auf kalt umschaltet, "totaler Schweißfluss" die Konsequenz ist. "Ihr Körper geht mit der Temperatur. Tagsüber dösen sie, nachts fangen sie an zu laufen", macht die Pferdeexpertin an einem weiteren Beispiel verständlich, dass sich Pferde den Temperaturen anpassen. "Das Tier geht mit der Witterung mit", so Fischer.

Ganz anders ist das bei Brieftauben. Sie sind darauf trainiert, nach Hause zu fliegen. Egal bei welchem Wetter. Umso mehr Obacht geben die Züchter. Meist werden die Flüge in ihrer Länge verkürzt, nur 200 bis 300 Kilometer anstatt der sonst üblichen 500 Kilometer werden angesetzt, weiß Tierarzt Dr. Rolf Funda. Er betreibt in Staßfurt eine kleine Taubenklinik und berichtet, dass die Tiere an heißen Tagen schon gegen 5.30 Uhr starten.

Bevor es richtig heiß werde, seien die Tiere schon nach zirka zwei Stunde wieder zu Hause. Sie mittags fliegen zu lassen, sei nicht ratsam. Nicht nur die heiße Wetterlage werde zum Problem, auch mögliche Gewitter seien eine Gefahr. Zum einen der damit verbundene Regen. "Es kann zu Störungen in ihrem Ortungssystem kommen." Dann sei die Gefahr da, dass sich die Tiere nicht mehr nach Hause finden, weiß der Taubenspezialist.