Rückkehrertag 165 Gründe, um zurückzukommen
Mit rund 1000 Besuchern erreichte der Stendaler Rückkehrertag am 27. Dezember nahezu das Niveau der Premiere im Vorjahr.
Stendal l Der Sitzungsraum im Neubau des Landratsamtes, in dem sich die Mitglieder des Kreistages zu ihren Tagungen treffen, ist üppig bemessen. Und doch reicht der Platz, den dieser Saal bietet, nicht, um allen ostaltmärkischen Unternehmen, die teils händeringend nach Fachkräften suchen, die Möglichkeit der Präsentation zu bieten. Da werden dann auch die beiden benachbarten Sitzungsräume und das ebenfalls großzügig bemessene Foyer zu „Arbeitsplatz-Messehallen“.
So geschehen gestern während der zweiten Auflage des sogenannten Rückkehrertages. Eine Veranstaltung, einer Messe ähnlich, während der Firmen, Institutionen, Verwaltungen, Vereine und Initiativen von Seehausen bis Tangerhütte konkrete Jobangebote unterbreiten. Die Klientel, die sie vorzugsweise erreichen wollen, sind Frauen und Männer, die hier in der Ostaltmark zu Hause sind, oder es einmal waren, und ihrer Heimat auf der Suche nach einem Job teils schon vor Jahren den Rücken kehrten beziehungsweise kehren mussten.
Ihnen zu zeigen, dass es im Landkreis Stendal mittlerweile wieder Jobs gibt, die zumindest das Nachdenken über eine Rückkehr lohnenswert machen, ist eines der Ansinnen des Rückkehrertages. Ein zweites: heimischen Unternehmen auf der Suche nach Fachkräften ein weiteres Türchen zu öffnen. Beides geschah gestern zum wiederholten Mal.
Nach der mit 70 Anbieter-Unternehmen von 119 Jobs beachtenswerten Premiere Ende Dezember 2017 begrüßte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) gestern die Vertreter von 76 Unternehmen, die 165 Jobs im Gpäck hatten. „Gute Jobs“, so der Landrat und als bräuchte das eine weitere Erklärung: „Da steht nirgends ‚Mindestlohn‘ dahinter.“
Sicher kein ganz unwichtiges Argument. Aber eben nur eines. „Auch das Umfeld muss stimmen“, sagt Bismarks Einheitsgemeindebürgermeisterin Annegret Schwarz, denn: „Was nützt ein guter Job, wenn es keinen Betreuungsplatz für mein Kind gibt oder die Infrastruktur an anderer Stelle nicht stimmt? Wir wollen den Leuten zeigen: Es muss nicht immer Großstadt sein. Auch auf dem platten Land lässt es sich gut leben.“ Um das zu vermitteln, waren neben Schwarz auch Bürgermeister- und Verwaltungskollegen aus Seehausen, Osterburg oder Havelberg gekommen.
Jobangebote unterbreiteten vor allem Firmen aus dem sozialen und Pflegebereich, dem Ingenieurwesen der IT-Branche und des Maschinenenbaus, dem Handel und der Lebens- mittelbranche, dem Baugewerbe, dem Handwerk und der Industrie.
Für Letztere steht neben anderen die Technoguss GmbH Tangerhütte, ein auf Kundenguss spezialisierter Gießereifachbetrieb. Ausbildungsleiter Mathias Gänger: „Wir sehen positiv in die Zukunft, müssen dafür aber unser Personal aufstocken.“ Kranführer, Gießereimechaniker und Produktionshelfer sucht die Firma, die derzeit 145 Mitarbeiter beschäftigt. „Einige interessante Gespräche habe ich heute schon führen können“, so Gänger, der seine Frima gern auch auf einem nächsten Rückkehrertag präsentieren würde.
Ganz ähnlich klang das aus dem Mund von Mathias Schulz. Der Tischlermeister arbeitet als Projektleiter in der Bau- und Möbeltischlerei Dähne GmbH Warnau. „Hut ab vor den Organisatorern dieser Veranstaltung. Das war top, auch vom Besuch her. Die Leute sind ja regelrecht hierhergeströmt. Wirklich: Daumen hoch.“ Auch wenn es mit dem Anwerben von Tischlern und anderen Fachkräften für seinen Betrieb direkt auf der Messe noch nicht geklappt hat, war auch er zufrieden. Unter anderem mit einem Gespräch mit einem Tischler, der zurzeit berufsfremd arbeitet und in seinen Beruf zurück möchte, und mit einem jungen Mann, der eine Lehrstelle im Handwerk sucht. Die Dähne GmbH bildet selbst aus. Schulz: „Das sind beides Dinge, die du als Handwerksbetrieb nutzen musst: Selbst ausbilden und Messen wie diese hier. Wir würden beim nächsten Mal gern wieder dabei sein.“ Zudem nimmt der Handwerks-Projektleiter eine Idee mit zurück in seine Firma, die er weiter verfolgen will: „Ich habe hier eine Lehrerin getroffen, und stelle mir jetzt die Frage, warum wir nicht auch mal in die Schule gehen und den Beruf dort vorstellen sollten. Tischler ist ein cooler Beruf. Das muss man nur rüberbringen können. Darum nochmal: Danke für diese Gelegenheit.“
Worte, die „Cheforganisator“ Sebastian Stoll, zweiter Beigeordndeter des Landrats und Dezernent in der Kreisverwaltung, sicher gern hört, denn sie decken sich mit der Resonanz, die er gestern von Ausstellern und Besuchern erfuhr. Die sei „sehr positiv“ gewesen, was sowohl die Qualität der Jobangebote als auch die Zahl der Besucher angehe. „Wir hatten rund 1000 Gäste. Ich bin sehr zufrieden und guten Mutes, was einen dritten Rückkehrertag des Landkreises Stendal zum Ende des nächsten Jahres betrifft.“