Fachbereichsleiter Dr. Karl-Friedrich Reckling geht in Rente Abschied eines Vordenkers der Tiermedizin in Sachsen-Anhalt
40 Jahre kämpfte Karl-Friedrich Reckling gegen Viren und Bakterien und setzte sich für das Wohl der Tiere ein. Gestern ging der Stendaler Fachbereichsleiter für Tiermedizin in Rente.
Stendal l Es war zum Abschluss sicher noch einmal einer der anstrengenderen Arbeitstage für Dr. Karl-Friedrich Reckling, Leiter des Stendaler Veterinäramtes am Landesamt für Verbraucherschutz. Aber vielleicht auch einer der schöneren. Rund eine Stunde stand Reckling gestern an der Tür zum Saal "Stendal" im Landratsamt und schüttelte Hände. Der Andrang an Gratulanten zum Eintritt in die Pension schien gar keine Ende zu nehmen. Und so wurde der Saal, in dem sich sonst der Kreistag versammelt, fast zu klein für alle Gäste. Neben Recklings Familie, Stendals Oberbürgermeister und Landrat waren auch viele Kollegen, Weggefährten, Vertreter aus den Ministerien und Freunde gekommen.
Im Dezember war Reckling 65 Jahre alt geworden, ab heute kann er seinen Ruhestand genießen. 1968 hatte Reckling an der Berliner Humboldt-Universität begonnen, Veterinärmedizin zu studieren. Ein Berufswunsch, der schon als Kind in ihm geweckt wurde. "Der Tierarzt bei uns im Dorf war der erste mit einem Auto, einem Telefon und einem Fernseher. Das hat mich beeindruckt", berichtete der gebürtige Kossbauer. Über seine Schwester, die in Stendal als Laborantin arbeitete, kam er mit dem damaligen Veterinäramt in Kontakt. "Da kamen aber alle mit dem Fahrrad. Damit war für mich klar, das müssen Tierärzte zweiter Klasse sein", sagte Reckling.
"Jetzt finde ich es eigentlich ganz schön."
Dr. Karl-Friedrich Reckling
Dieser Meinung jedenfalls ist er heute nicht mehr. Seit 1974 war er in verschiedenen Positionen in den Kreisbehörden tätig. Er baute ein elektronenmikroskopisches Labor auf und wurde 1991 Sachgebietsleiter. Seit 2003 leitet Reckling den Fachbereich Veterinärmedizin. Ein Amt, das er nie anstrebte aber letztlich doch gerne gemacht hat. Und dabei nicht nur in Stendal Spuren hinterließ. Horst Schirrmeier, Laborleiter am Friedrich-Löffler-Institut in Greifswald, dankte Reckling für die vielen Jahre der Zusammenarbeit. Besonders hob er die Qualität des Stendaler elektromikroskopischen Instituts hervor, dass in der DDR den Ruf eines "Leitinstitutes" genoss. Besonders gefreut hat sich Reckling aber auch über die vielen netten Worte seiner Mitarbeiter. "Ich wurde heute morgen gefragt, ob ich mich auf diesen Tag freue", erzählte Reckling nach den Reden. "Jetzt finde ich es eigentlich ganz schön."
Sorgen um Langeweile aber muss sich der Neu-Pensionär nicht machen. Bald wird das zweite Enkelkind geboren und sein Pferd wartet im Stall. Und auch die vielen Bücher, die es gestern als Abschiedsgeschenke gab, wollen gelesen werden. Reckling aber hat zunächst einen anderen Plan: "Der Gartenzaun muss gestrichen werden."